Stripes
Stripes
Archiv

Champions League: Schwere Hypothek in Ciudad Real

Die Fiesta feierten die Spanier, bei der SG Flensburg-Handewitt machte man sich nach der klaren 22:31 (9:17)-Niederlage bei BM Ciudad Real mehr als enttäuscht auf den Heimweg. Das Finale in der Champions League ist in weite Ferne gerückt. „Nun wird es verdammt schwer“, ärgerte sich SG-Geschäftsführer Thorsten Storm. „Wir haben nicht das gezeigt, was wir können.“
In Flensburg war alles für ein Handballfest vorbereitet. Die Parkplätze wurden knapp, rund 2500 Zuschauer strömten in die Campushalle. Die Nordtribüne war schon voll, als Veszprém und Portland San Antonio das „Vorspiel“ bestritten. Es endete 29:27. „Das wird im Finale nicht einfach“, meinte ein Mitvierziger. „Wenn wir denn das Finale erreichen“, warf seine Ehefrau ein.
Doch vor dem Anpfiff regierte der Optimismus. Schließlich sorgte auch die Einblendung eines Telefonats mit Thorsten Storm für gute Stimmung. Es war zwar kaum zu verstehen, klang aber wie: „Der Mannschaft geht es gut.“ Ebenso verheißungsvoll starte die SG, Sören Stryger markierte nach vier Minuten das 3:2. Doch danach lief nichts mehr. In 15 Minuten glückte nur ein Treffer. Die Gäste hatten große Probleme mit der 5:1-Abwehr von Ciudad Real. Im Rückraum wusste nur Marcin Lijewski, einige Akzente zu setzen.
Dagegen „schockte“ Siarhei Rutenka die Flensburger wie in den Endspielen von 2004 – damals noch mit Celje –, und auch der kraftvolle Kreisläufer Rolando Urios riss immer wieder Lücken in die 6:0-Abwehr des Bundesligisten. „Wir haben gegen ihn einfach kein Mittel gefunden“, meinte ein ratloser SG-Kapitän Sören Stryger. Überhaupt schien es so, dass in der Defensive der letzte Zug fehlte. „Die kassieren ja gar keine Zeitstrafen“, wunderte sich ein kleiner Junge in der Campushalle.
„Auf jetzt, Campushalle!“, schrie Michael Holst. Der Moderator, der ab und an den qualifizierten Kommentar von Wilfried Tetens unterbrach, wollte die schon leicht konsternierten Fans aufmuntern. Immerhin: Einen gehaltenen Siebenmeter feierten die Zuschauer als „Signal“. Beim 9:13 (27) witterte man wieder Hoffnung. Doch dann regierte wieder das Stöhnen, die eigene Mannschaft verlor einfach zu viele Bälle im Angriff. „Wenn die Mannschaft das nur hören könnte“, wirkte auch Wilfried Tetens kurz vor der Pause ratlos.
Das „Pausenbier“ blieb den Fans buchstäblich im Halse stecken. Im zweiten Durchgang verschlechterte sich der Stand weiter. Beim 13:24 (43.) war der Tiefpunkt erreicht. Die ersten Zuschauer gingen nach Hause, während sich andere an den Kurz-Comebacks von Joachim Boldsen und Michael Knudsen erfreuten. In der letzten Viertelstunde sorgte doch noch einer für „Verzückung“: Goran Sprem erzielte fünf Treffer. Mehr als zarte Ergebnis-Kosmetik war aber nicht mehr drin.
Unter dem Strich fehlte der gelungenen Veranstaltung in der Campushalle die Krönung – das richtige Resultat zum Jubeln. Während auf dem Bildschirm die Spanier feierten, herrschte in der Campushalle tiefe Ernüchterung. An eine überraschende Parallele dachte in diesem Moment niemand. Vor vier Jahren, damals im Endspiel der Pokalsieger, verlor die SG die erste Partie exakt mit dem gleichen Ergebnis. 22:31! Im Rückspiel machte die SG immerhin noch fünf Treffer „wett“. „Wir sind noch nicht draußen“, verbreitete Sören Stryger zarten Optimismus.

Tolle Übertragung - das Spiel vermasselte die Stimmung.
 

 

BM Ciudad Real - SG Flensburg-Handewitt 31:22 (17:9)
BM Ciudad Real: Sterbik (12 Paraden) – Fis (1), Källmann (1), Pajovic, Stefansson (4), Davis (1), Dzomba (6/4), Urios (7), Metlicic, Jakobsen, Rutenka (9), Entrerrios (2), Dinart
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (6 Paraden), Holpert (10.-45.; 13/1 Paraden) - Solberg, Lackovic (3), Nielsen, Berge (2), Sprem (5), Jensen (2), Christiansen (3/1), Stryger (2), Lijewski (5), Boldsen, Lauritzen, Knudsen
Schiedsrichter: Baum/Goralczyk (Polen); Zeitstrafen: 6:2 Minuten (Pajovic 2, Entrerrios 2, Dinart 2 - Stryger 2); Siebenmeter: 5/4:1/1 (Holpert hält gegen Stefansson); Zuschauer: 5100 (ausverkauft)
Spielverlauf: 2:1 (2.), 2:3 (4.), 7:3 (8.), 11:4 (19.), 12:7 (24.), 13:9 (27.) - 17:10 (31.), 20:11 (36.), 22:12 (40.), 24:13 (43.), 25:16 (47.), 26:18 (52.), 27:20 (55.), 30:20 (57.)

 

Weitere Berichte
28.3.2006 - Bitteres Deja-vu für die SG Flensburg-Handewitt (sh:z; Jan Wrege)
27.3.2006 - Angsthasen-Handball im Hexenkessel (sh:z; Jan Wrege)
27.3.2006 - Die Hoffnung stirbt zuletzt (Flensborg Avis; Volker Metzger)
26.3.2006 - Flensburg braucht ein Handball-Wunder (NDR)
23.3.2006 - Auf den Spuren von Don Quijote (Homepage, Vorschau)