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Die Hoffnung stirbt zuletzt

Es war mit Sicherheit nicht der beste Tag, den die SG Flensburg-Handewitt in der Quijote-Arena in Ciudad Real erwischt hatte. Nach einer in vielen Belangen ungenügenden Leistung unterlag der DHB-Pokalsieger im Halbfinal-Hinspiel der Champions-League beim spanischen Vertreter BM Ciudad Real vor 5000 Zuschauern haushoch mit 22:31 (9:17)-Toren und hat damit kaum noch eine realistische Chance nach 2004 zum zweiten Mal das Finale der Königsklasse zu erreichen. "Wir haben nicht gezeigt, was wir wirklich können und deshalb bin ich stinksauer", fluchte SG-Manager Thorsten Storm kurz nach dem Schlusspfiff zurecht, und fügte leise an, "jetzt wird es verdammt schwer."
Scheint selbst eine Neun-Tore-Niederlage nach den Erfahrungen aus den Duellen mit Magdeburg und Montpellier im Bereich des Möglichen zu liegen, so spricht die Realität eine ganz andere Sprache. Die SG blieb gegen das Starensemble aus der Stadt des berühmten Don Quijote über die volle Spielzeit den Beweis einer europäischen Spitzenmannschaft schuldig, ja bekam im Hexenkessel von Ciudad Real sogar eine schmerzhafte Lehrstunde erteilt. Die beeindruckende Art und Weise, wie der Tabellendritte der spanischen Liga mit der SG in Abwehr wie Angriff "Katz und Maus" spielte, ließ die Hoffnungen der SG-Delegation auf den berühmten Nullpunkt sinken.

Goran Sprem war einer der wenigen Lichtblicke.

"Wir hatten große Schwierigkeiten gegen Kreisläufer Urios", nannte Søren Stryger denn auch nur einen Grund für das Debakel. Dennoch versuchte sich der Kapitän, der noch sichtlich unter den Eindrücken der Partie litt, in Zweckoptimismus. "Wir sind noch nicht draußen."
Der SG, die sich schon kurz nach dem Abpfiff per Charterflug wieder auf den Heimweg machte, bleibt nur wenig Zeit um die Wunden zu versorgen und sich aufzurichten. Schon am kommenden Sonnabend (15 Uhr) gilt es schließlich das Wunder von Flensburg auf ein Neues anzustreben. Und Co-Trainer Bogdan Wenta kennt auch den Schlüssel, um die Tür zum Finale doch noch aufzuschließen: "Mit Emotionen ist alles möglich."
200 Kilometer südlich von Madrid verwandelten 5000 restlos begeisterte Handball-Fans ihren Tempel in ein Tollhaus. Ihre Lieblinge, die sich fast ohne Ausnahme Olympiasieger, Welt- und Europameister nennen dürfen, gaben eine äußerst gelungene Probe ihrer genialen Fähigkeiten ab, stellten die Gäste aus dem hohen Norden Deutschlands permanent vor große Probleme und schwangen sich mit einer enormen Leichtigkeit zu ihren Übermänner auf. "Ciudad war einfach besser", brachte es die kleine SG-Reisegruppe auf einen einfachen Nenner. Obwohl Ciudad mit Kreisläufer Rolando Urios, Torhüter Arpad Sterbik und Shooter wie Anspieler Siarhei Rutenka drei absolut überragende Spieler in seinen Reihen hatte, konnte Coach Talant Dujshebajev ein- und auswechseln, wie und wen er wollte. Sein Team spulte souverän das Pensum herunter. Über 7:3 (10.), 10:4 (17.) und 13:9 (24.) hatten sich die Hausherren schon zur Pause einen komfortablen 17:9-Vorsprung erarbeitet.
Da die Gäste auch in der zweiten Halbzeit nicht wirklich eine Fuß auf den Hallenboden bekamen, nahm das Unheil seinen Lauf. Egal, wen SG-Coach Kent-Harry Andersson auch einwechselte, halfen tat es an diesem Tag nicht. Lediglich Goran Sprem sorgte nach seiner Einwechslung in der zweiten Halbzeit mit einer couragierten Einstellung und vor allem fünf sehenswerten Toren für ein kleines Highlight. Ansonsten gestattete es eine vom Franzosen Didier Dinart knallhart agierende 5-1-Abwehr den SG-Spielern nicht, sich zu entfalten. Die Erkenntnis der Spanien-Reise ist einfach: Selbst wenn sich die SG im Rückspiel in fünf Tagen erheblich zu steigern weiß, dürfte Ciudad Real eine passende Antwort finden. Schließlich verfügen die Spanier über ein schier unerschöpfliches Potenzial, um in diesem Jahr den ganz großen Wurf landen zu können.