Stripes
Stripes
Archiv

Champions League: Überraschungs-Coup in der Ostseehalle

Die SG Flensburg-Handewitt schnuppert am Halbfinale der Champions League. Entgegen der Quoten bei allen Wettbüros gewann die Andersson-Truppe beim THW Kiel mit 32:28 (12:13). Eine große Siegessause erlebte die Ostseehalle aber nicht. Im Hinterkopf aller Beteiligter geisterte bereits das Rückspiel (Samstag, 15.10 Uhr, Campushalle). „Wir haben heut viel Selbstvertrauen getankt“, lobte Trainer Kent-Harry Andersson. „Vier Tore sind im Handball aber überhaupt nichts. In nur zwei bis drei Minuten kann die Angelegenheit wieder sehr eng sein.“
Die personelle Situation sprach eigentlich für die „Zebras“, THW-Coach Noka Serdarusic konnte aus dem Vollen schöpfen. Dagegen tauchten Michael Knudsen und Joachim Boldsen zwar in der Halle auf – aber nur zum Aufwärm-Programm. Auch Christian Berge gab nur ein Kurz-Einsatz. Einige SG-Fans blickten sorgenvoll aufs Spielfeld: Würden die Kräfte etwa bei Glenn Solberg und Johnny Jensen reichen? Zunächst sah es nicht so aus: Die Kieler erarbeiteten sich ein Drei-Tore-Polster, während Marcin Lijewski und Blazenko Lackovic schnell Zuwachs auf ihrem „Fahrkarten-Konto“ verbuchten. Zu allem Überfluss „flirtete“ Johnny Jensen schon nach 20 Minuten mit der dritten Zeitstrafe.
Wer aber ein Debakel erwartete, wurde bald eines Besseren beleert. Gerade in der Abwehr entwickelte das SG-Kollektiv erstaunliche Fähigkeiten. „Die ganze Mannschaft hat hinten super gekämpft“, meinte Kasper Nielsen, der erneut zu den Aktivposten zählte. Urplötzlich verlor der THW total den Faden, wurde der Rückraum immer unsicherer. Und auf der Bank wurde Noka Serdarusic immer ratloser: „Das war unsere schlechteste Saisonleistung, die ich mir nach dem überragenden Spiel in Göppingen überhaupt nicht erklären kann.“
Zur Pause war die SG wieder „voll“ im Film. „Schön, dass die Flensburger Fans da sind“, bemerkte der Hallen-Moderator. „Aber man darf sie doch nicht hören.“ Die Worte verfehlten die Wirkung. Im zweiten Durchgang waren es nur noch die SG-Schlachtenbummler, die etwas zu feiern hatten. Mit einem „Paukenschlag“ zog die SG gleich nach dem Wiederbeginn auf 16:13 davon. Von diesem „Schock“ erholten sich die Kieler nur kurzzeitig.

Glenn Solberg arbeitet weiter an seinem Traum: Champions League.

Erstaunlich deutlich diktierten nun die Gäste das Geschehen. Torwart Jan Holpert stach jetzt eindeutig seinen Gegenüber Henning Fritz aus. Die Abwehr „luchste“ immer wieder Bälle ab, die in Gegenstöße mündete. Und auch der Rückraum wurde gefährlicher. 20 Tore in einer Hälfte – eine echte Bravur-Leistung! SG-Manager Thorsten Storm klopfte seinen Trainer anerkennend auf die Schultern: „Das war eine taktische Meisterleistung! Kent-Harry hat zwei Dinge angesagt, die unglaublich gut umgesetzt wurden.“
Als die Ostseehalle nach 52 Minuten durch zwei Gegenstöße ein kräftiges „Kasperle-Theater“ erlebt hatte, steuerte die Inszenierung auf eine echte Sensation zu. 21:29! In nur drei schwachen Minuten büßte die SG aber die Hälfte des Vorsprungs ein. Eine Warnung für die zweite Partie! „Jetzt müssen wir wieder die Kräfte sammeln“, kündigte Jan Holpert, zum „Spieler des Tages“ gekürt, an. „Es ist erst Halbzeit.“ Beruhigende Worte gab es hingegen von Mannschaftsarzt Dr. Hauke Mommsen. Marcin Lijewski, der kurz vor Schluss auf die Bank geführt werden musste, ist nichts Ernsthaftes passiert.

Jubel auf der SG-Bank: Heute geht etwas!

THW Kiel - SG Flensburg-Handewitt 28:32 (13:12)
THW Kiel: Fritz (10 Paraden), Andersson (5 Paraden) – Andersson (4), Lundström (1), Kavticnik (5/2), Hagen (4/3), Lövgren (2), Ahlm (4), Zeitz (3), Karabatic (2), Szilagyi (3), Linders
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (bei vier 7m; 1/1 Parade), Holpert (18 Paraden) – Solberg (3), Lackovic (4), Nielsen (5), Berge, Jensen (4), Christiansen (5/1), Stryger (6/5), Lijewski (5), Lauritzen
Schiedsrichter: Hansson/ Olsson (Schweden); Zeitstrafen: 14:12 Minuten (Szilagyi 4, Ahlm 4, Lundström 4, Kavticnik 2  - Jensen 4, Lackovic 4, Nielsen 2, Lijewski 2); Siebenmeter: 8/6:7/6 (Beutler hält gegen Kavticnik, Hagen über das Tor - Christiansen scheitert an Fritz); Zuschauer: 10250 (ausverkauft)
Spielfilm: 2:0 (4.), 3:3 (8.), 5:3 (10.), 7:4 (15.), 8:5 (17.), 8:8 (20.), 11:9 (25.), 12:12 (29.) - 13:16 (34.), 16:16 (37.), 16:21 (42.), 17:24 (46.), 19:24 (48.), 21:29 (52.), 25:29 (55.), 27:31 (58.)

 

Weitere Berichte
2.3.2006 - „Vier Tore sind im Handball gar nichts“ (sh:z; Holger Petersen)
2.3.2006 - SG demütigte Landesrivalen (Flensborg Avis; Marc Peetz)
28.2.2006 - Flensburg mit einem Bein im Halbfinale (NDR)
27.2.2006 – Gute Ausgangsbasis beim 50. Derby? (Vorbericht Homepage)