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Champions League: Die SG „schneit“ ins Halbfinale

Viertelfinal-Paarungen in der Champions League scheinen für die SG Flensburg-Handewitt einen ganz besonderen Nervenkitzel parat zu haben. Während im letzten Jahr mit dem Schlusspfiff gegen Montpellier das „Aus“ erfolgte, reichte es gegen den THW Kiel um Haaresbreite. In doppelter Unterzahl rechneten viele mit dem entscheidenden Tor der „Zebras“, doch ein Pass von Stefan Lövgren ging ins Leere. Der Treffer von Lars Christiansen zum 32:34 (16:17)-Endstand ging im Jubel unter.
Das 51. schleswig-holsteinische Landesderby, gleichzeitig der 100. Europapokal-Auftritt der SG, zog die Massen wieder in seinen Bann. Obwohl vor den Eingängen der Campushalle das Schneechaos tobte, strömten die Fans in voller Stärke in die „Hölle Nord“. „Diese Unterstützung ist fantastisch“, bedankte sich SG-Manager Thorsten Storm nach dem Schlusspfiff. Auch die Mannschaft mobilisierte alle Kräfte. Johnny Jensen ging trotz einer sehr unruhigen Nacht (Magen-Darm-Virus) ins Rennen. Und bis auf Michael Knudsen konnten sich alle angeschlagenen Akteure in den Dienst des Teams stellen.
Auch Joachim Boldsen. Der „Traktor“ humpelte allerdings nach 28 Minuten zur Bank, die Zerrung war wieder aufgebrochen. „Wir wussten, dass sein Einsatz ein Risiko war“, sagte Mannschaftsarzt Dr. Hauke Mommsen. „Aber bei der Bedeutung dieses Spiels haben wir dieses Risiko bewusst in Kauf genommen.“ SG-Trainer Kenty-Harry Andersson: „Joachim Boldsen hat uns geholfen.“
In den ersten Minuten schien die SG da anzuknüpfen, wo sie am Dienstag in Kiel aufgehört hatte. Bereits in der 13. Minute schloss Lars Christiansen einen Gegenstoß zum 9:5 ab. Nicht der THW hatte seinen Rückstand kompensiert, sondern die SG sogar noch ihren Vorsprung auf acht Treffer vergrößert. Die ersten Fans stimmten bereits die ersten Siegesgesänge an, die „Hölle Nord“ lag in Ekstase. „Zebras haben Stallpflicht“, leuchtete auf einem Transparent.
Angeführt vom überragenden Nikola Karabatic (Andersson: „im Moment der wohl beste Spieler der Welt“) brachen die „Zebras“ aus ihrem „Stall“ aus. Schon zur Pause führten sie und hätten nach der Pause ihren Vorsprung ohne Weiteres ausbauen können. Die SG hatte in dieser Phase Glück mit einigen Abprallern. „Meine Mannschaft hat im Angriff und in der Abwehr sehr engagiert gespielt“, hatte THW-Trainer Noka Serdarusic zu diesem Zeitpunkt die 28:32-Niederlage in Kiel fast vergessen.

Die SG überstand diese schwächere Periode jedoch und ging beim 23:22 (39.) sogar wieder in Führung. Kent-Harry Andersson traute dem Braten nicht: „Die Kieler haben versucht, uns kaputt zu laufen – am Ende ist es ihnen auch gelungen.“ Die SG ging nun am Stock. Als Frode Hagen in der 57. Minute per Siebenmeter das 29:33 erzielte, schnupperte der THW erstmals am Einzug ins Halbfinale.
Dann überschlugen sich die Ereignisse: Blazenko Lackovic manövrierte den Ball zum 30:33 ins Netz, Nikola Karabatic antwortete postwendend mit dem 30:34. Exakt 58:41 Minuten blinkten auf der Anzeigetafel, als sich Glenn Solberg zum 31:34 durchtankte. Im Gegenzug musste Blazenko Lackovic mit einer Zeitstrafe auf die Bank. Zwölf Sekunden waren noch zu spielen, als „Noka“ Serdarusic mit Pelle Linders einen siebten Feldspieler aufs Parkett beorderte. Der Ball kam schließlich zu Stefan Lövgren, der von Glenn Solberg bedrängt wurde (Andersson: „Das hat Glenn sehr gekonnt gemacht“). Der Pass flog ins Seiten-Aus. Die Entscheidung – Jubel-Orgien in der Campushalle!
„Die Mannschaft ist an ihre Grenzen“ gegangen“, atmete Thorsten Storm durch, der keinen Wunschgegner für das Halbfinale hat. Die Auslosung ist am Dienstag um 11 Uhr in Wien. Ebenfalls für die Vorschluss-Runde qualifiziert sind Veszprém (27:22 gegen Montpellier), Ciudad Real (33:28 in Celje) und San Antonio (23:26 in Barcelona).

Joachim Boldsen musste kurz vor der Pause passen.

SG Flensburg-Handewitt – THW Kiel 32:34 (16:17)
SG Flensburg-Handewitt: Holpert (bis 36., 8 Paraden), Beutler (4 Paraden) – Solberg (2), Lackovic (5), Nielsen (1), Berge, Jensen (4), Christiansen (13/3), Stryger (4/2), Lijewski (3), Boldsen, Lauritzen
THW Kiel: Fritz (bis 12., 5 Siebenmeter; 2/1 Paraden), M. Andersson (14 Paraden) – Linders, K. Andersson (5), Lundström (8), Kavticnik (2), Hagen (1/1), Lövgren (1), Ahlm (4), Szilagyi (3), Zeitz, Karabatic (10/2)
Schiedsrichter: Arnaldsson/Vidarsson (Island); Zeitstrafen: 8:6 Minuten (Lackovic 4, Lijewski 2, Solberg 2 - Karabatic 2, Zeitz 2, Szilagyi 2); Siebenmeter: 7/5:3/3 (Christiansen an die Latte; Fritz hält gegen Stryger, der im Nachwurf verwandelt); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielfilm: 0:1 (1.), 2:1 (3.), 5:3 (10.), 7:4 (11.), 9:5 (13.), 10:8 (16.), 13:10 (20.), 13:14 (25.), 14:16 (29.) - 17:17 (32.), 19:19 (34.), 21:21 (37.), 23:22 (39.), 23:24 (43.), 24:26 (46.), 27:27 (49.), 27:29 (51.), 29:30 (55.), 29:33 (57.), 30:34 (59.)

 

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