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Bundesliga: Last-Minute-Goal zerstörte Sieg

Der „Hamburg-Fluch“ ist Geschichte. Im vierten Anlauf glückte der SG Flensburg-Handewitt mit dem 27:27 (14:12) beim HSV endlich der erste Bundesliga-Punkt an der Elbe. So richtig freuen konnte sich aber niemand im SG-Lager. Zu sehr hatte man an beiden Zählern gerochen. Erst mit dem Schlusspfiff glückte dem neuen HSV-Kreisläufer Andreas Rastner der Ausgleich. SG-Trainer Kent-Harry Andersson gratulierte den Hanseaten gleich danch zum Unentschieden. „Das war ein verdientes Resultat“, sagte der Schwede. „Unser Kollektiv war in der zweiten Halbzeit nicht gut genug.“
Die 10769 Zuschauer im weiten Rund der Color-Line-Arena hatten auf jeden Fall einen spannenden Handball-Nachmittag verlebt. Nachdem Guillaume Gille in der 58. Minute durchgebrochen war und den ersten Hamburger Ausgleich erzielt hatte, bescherten allein die letzten 120 Sekunden so viel Dramatik wie selten. Zunächst scheiterte Lars Christiansen im Gegenstoß an Henning Wiechers, dann missglückte den Hanseaten ein Anspiel an den Kreis. 72 Sekunden vor Ultimo erarbeitete sich schließlich Johnny Jensen einen Siebenmeter, den Joachim Boldsen so „cool“ wie seine anderen drei Strafwürfe verwandelte. 27:26! Als auf der an der anderen Seite Igor Lavrov an Jan Holpert von der „ominösen Linie“ scheiterte, sprach alles für die SG. Doch die Hamburger hatten Glück. Der Abpraller landete in ihren Reihen. Der letzte Angriff brachte das erlösende Tor.
Nach so viel Dramatik sah es lange Zeit nicht aus. Während die Elbe-Handballer im ersten Durchgang nur drei Mal führten, wirkte die SG reifer. Als die Gäste nach dem 15:15 (34.) einen Zwischenspurt einlegten und auf 22:17 (42.) davonzogen, wähnten sie sich schon auf der Siegerstraße. „Meine Mannschaft hätte fast den Kopf hängen lassen“, erlebte HSV-Coach Martin Schwalb schwere Minuten auf der Bank, zumal Dan Beutler in dieser Phase großartig auftrumpfte.

Zwei Mal Lijewski: Krzystof und Marcin
Der Kampfgeist der HSV-Handballer erlahmte jedoch nicht. Die Abwehr schaltete noch einmal eine Stufe „offensiver“. Eine taktische Maßnahme, die nach dem 20:25 (48.) Wirkung zeigte. Plötzlich erlahmte der Angriffsgeist. „Wir haben uns zu sehr in Einzelaktionen verzettelt“, übte SG-Regisseur Glenn Solberg später Selbstkritik. „Zwei bis drei leichte Ballverluste in kurzer Folge sorgten bei uns für eine gewisse Unsicherheit“, beobachtete Kent-Harry Andersson.
Als „Turm in der Schlacht“ erwies sich Torsten Jansen. Nach längerer Verletzungspause war er als Spitze für die HSV-Mannschaft goldwert. „Ich hätte nie gedacht, dass er länger, als 30 Minuten spielen würde“, sagte ein erstaunter Kent-Harry Andersson. „Wie er unsere Rückraum-Mitte weggenommen hat, war der Knackpunkt in unserem Spiel.“ Die Kondition von Torsten Jansen war allerdings auch im Gastgeber-Lager eine Überraschung. Martin Schwalb. „Ihm gebürt ein Extra-Lob. Er hatte vor seinem Comeback nur drei Trainings-Einheiten absolviert.“
Während sich die SG-Recken noch über das Unentschieden ärgerten, herrschte beim Familien-Treff der Familie Lijewski wohl Zufriedenheit über die Punkteteilung. Die Eltern waren aus Polen angereist, um ihre beiden Söhne gemeinsam auf dem Parkett zu erleben. Während Marcin sechs Mal traf, stand Krzystof mit fünf Hütten seinem größeren Bruder kaum nach. „Die Lijewskis haben wirklich zwei gute Jungs“, verhielt sich Kent-Harry Andersson bei der Beurteilung des „Familien-Duells“ äußerst „salomonisch“.

Das Team des Club 100 und eine Hamburger Sponsoren-
Truppe bestritten das Vorspiel.

HSV Hamburg – SG Flensburg-Handewitt 27:27 (12:14)
HSV Hamburg: Stojanovic (11/1 Paraden), Wiechers (3 Paraden) –Schröder, Kokir, Jansen (2), Flohr (1), Pungartnik (1), G. Gille (4), Lijewski (5), Lavrov (4/3), Hens (2), Rastner (8)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (14 Paraden), Holpert (bei zwei 7m; 1/1 Paraden)- Solberg (1), Lackovic (6), Nielsen, Sprem, Jensen, Christiansen (4), Lijewski (6), Boldsen (6/4), Kos (4), Knudsen
Schiedsrichter: Andler/ Andler (Remseck/ Stuttgart); Zeitstrafen: 8:2 Minuten (Jansen 4, Pungartnik 2, G. Gille 2 - Nielsen 2); Siebenmeter: 3/2:5/4 (Lavrov scheitert an Holpert - Christiansen scheitert an Stojanovic); Zuschauer: 10769
Spielverlauf: 0:2 (4.), 4:4 (9.), 4:6 (11.), 6:6 (13.), 8:7 (18.), 8:9 (20.), 10:9 (24.), 11:10 (26.), 11:13 (28.) - 15:15 (34.), 15:18 (37.), 17:22 (42.), 20:25 (48.), 24:25 (54.), 26:26 (58.), 26:27 (59.)

 

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