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01.04.2006 -Champions League: Das "Wunder" blieb in der Halbzeit

Es hat nicht gereicht. Nur die ersten 20 Minuten machten bei der SG Flensburg-Handewitt zu großen Hoffnungen Anlass, dann diktierte BM Ciudad Real das Geschehen und gewann mit 29:27 (12:14).  „Wir haben leider vor der Pause die Chance verpasst, uns bis auf fünf Tore abzusetzen“, meinte SG-Coach Kent-Harry Andersson nach dem Schlusspfiff. „Bei einer höheren Führung hätte vielleicht auch Ciudad Real Nerven gezeigt.“
Die Mannschaft war „heiß“. Wer das nicht glauben wollte, konnte sich schon beim ersten Angriff der „Königlichen“ eines Besseren belehren lassen. Motiviert bis unter die Haarspitzen kassierten die SG-Recken sofort zwei gelbe Karten, einen Siebenmeter und eine Zeitstrafe (Johnny Jensen). Und in der folgenden Offensive spielten Glenn Solberg und Co. die 5:1-Deckung von Ciudad Real nach allen Regeln der Kunst aus. Der norwegische Spielmacher markierte das 1:1. Die „Hölle Nord“ tobte. Die Hoffnungen auf das vielzitierte Wunder stieg. Johnny Jensen, Marcin Lijewski und Goran Sprem katapultierten ihre SG schnell auf 4:1 nach vorne. Die Zuschauer hob es aus den Sitzen.
In der 8. Minute ein erster Schock: Johnny Jensen musste nach einem Schlag an den Kopf auf die Bank und kehrte bis zur Pause nicht mehr zurück. Dennoch war schon nach 13 Minuten – Glenn Solberg brach zum 7:3 durch – die Vier-Tore-Führung im „Sack“. Nur noch fünf Treffer! Geht da wirklich etwas? Nach 20 Minuten zog Talant Duishebaew die „Reißleine“: Auszeit! Der spanische Coach war sichtlich beunruhigt, auch wenn er später erklärte: „Die SG war die ersten 20 Minuten unglaublich gut. So kann man aber nicht durchspielen.“
Jeder sah, dass Ciudad Real nur schwer ins Spiel fand. Talant Duishebaew entschied sich schließlich für einen „Block-Wechsel“. Für Siarhei Rutenka, Alberto Entrerrios und Olafur Stefansson kamen Julio Fis, Klaus Jakobsen und Petar Metlicic. Was für ein Repertoire an Klasse-Akteuren! Da verwunderte es nicht, dass es nach dem 11:7 immer schwerer für die SG wurde. Kurz vor der Pause verkürzte Rolando Urios auf 12:14. Das „Aus“ deutete sich allmählich an. Nur zwei Tore Vorsprung – die SG war hinter ihrer Marschroute. „Wir sind am kommenden Sieger in der Champions League gescheitert“, meinte SG-Manager Thorsten Storm später. „Diese Mannschaft hat einfach verdammt viele Alternativen.“

Joachim Boldsen markiert das 20:22.

Leider verpassten die Hausherren den Start in den zweiten Durchgang. Ciudad Real drehte sofort das Ruder zum 16:14 und führte kurz darauf mit 20:16. „Wir hatten unsere Linie verloren“, musste SG-Coach Kent-Harry Andersson erkennen. „Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren – da kann man nicht meckern.“ Ärgerlich war nur das Wurfverhalten gegen BM-Keeper Arpad Sterbik. In den ersten 15 Minuten des zweiten Durchgangs parierte der Serbe gleich neun Bälle, darunter einige Gegenstöße.
Der „Drops“ war gelutscht, wenngleich die Hausherren danach dem Favoriten wieder Paroli boten. Die zweite Heimniederlage in der Champions League ließ sich aber nicht mehr umbiegen. Katzenjammer herrschte dennoch nicht im SG-Lager. Eher Nachdenklichkeit. „Wir waren im Halbfinale der Champions League – davon träumen viele Vereine“, betonte Thorsten Storm, um blies für die Zukunft zum Angriff: „Wir müssen unseren Kader weiter verbessern, weiter an uns arbeiten und finanziell weiter nachlegen.“ Nun geht es aber erst einmal wieder um Bundesliga-Punkte! Jeder weiß, die Deutsche Meisterschaft ist allemal noch möglich.

Kent-Harry Andersson wurde immer nachdenklicher.

 

SG Flensburg-Handewitt - BM Ciudad Real 27:29 (14:12)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (2 Paraden, 36.-49.), Holpert (9/1 Paraden) – Solberg (4), Lackovic (3), Berge, Sprem (1), Jensen (2), Christiansen (4/2), Stryger (4/2), Lijewski (4), Boldsen (2), Lauritzen, Knudsen (3)
BM Ciudad Real: Sterbik (18 Paraden), Hombrados (2/2 Paraden) – Fis (3), Källmann (2), Pajovic, Stefansson (4/2), Davis (1), Dzomba (5), Urios (1), Metlicic (5), Rutenka (1), Entrerrios (5), Jakobsen (2), Dinart
Schiedsrichter: Vakula/ Lyudovyk (Ukraine); Zeitstrafen: 10:10 Minuten (Jensen 4, Lijewski 2, Boldsen 2, Knudsen 2 – Dinart 4, Stefansson 2, Rutenka 2, Metlicic 2); Siebenmeter: 6/4:3/2 (Stryger und Christiansen scheitern an Hombrados - Holpert hält gegen Dzomba); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:1 (2.), 4:1 (7.), 7:3 (13.), 7:5 (15.), 9:5 (18.), 11:7 (24.), 11:9 (25.), 13:10 (28.) - 14:16 (35.),15:18 (37.), 16:20 (40.), 17:22 (44.), 20:22 (47.), 21:25 (52.), 25:27 (56.), 27:28 (59.)

 

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Von: ki