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Ciudad war eine Nummer zu groß

Eine Niederlage ist im Sport immer vertretbar, wenn man hinterher behaupten kann, man habe alles gegeben. Das können allerdings nicht alle Spieler der SG Flensburg-Handewitt. Denn nach der 27:29 (14:12)- Niederlage im Halbfinale der Champions Leage gegen Ciudad Real verloren die Flensburger nicht nur das Spiel und den Kampf um den Einzug ins Finale, sondern verspielten vor allem im zweiten Durchgang eine Menge Kredit bei ihren Fans und den Zuschauern.

Joachim Boldsen hatte es in der Abwehr mit mehreren Weltklasse-Leuten zu tun.

Hatten die Fans in der ausverkauften Campushalle in der ersten Halbzeit noch eine leise Hoffnung auf eine Handball-Wunder, so wurde diese mit Beginn des zweiten Durchgangs endgültig zu den Akten gelegt. Denn innerhalb von zehn Minuten drehten die Spanier den Halbzeit-Rückstand in eine 20:16-Führung. Erklärungen für die Wende in der Partie gab es reichlich. "Ich habe meiner Mannschaft gesagt, dass die SG eine starke Mannschaft ist. Allerdings war uns auch klar, dass sie das hohe Tempo der ersten 20 Minuten nicht halten könnten", analysierte Gäste-Trainer Talant Dujshebaev nach der Partie. Sein stark aufspielender Spielmacher Claus Møller Jacobsen ergänzte, dass man auf Seiten der Spanier alle Spieler zum Einsatz brachte und die SG vor allem physich einen Einbruch erlebte.
Die SG legte zu Beginn des Spiels eine deutlich verbesserte Einstellung zum Hinspiel an den Tag und ging engagiert zu Werke. Ciudad hielt allerdings dagegen. Mit ihrer aggressiven 5:1-Deckung versuchten sie wieder der SG das Leben im Anfgriff schwer zu machen. Aber der Gastgeber hatte sich diesmal gut auf die spanische Abwehr eingestellt und konnte bis auf 11:7 (23.) davonziehen. In Überzahl hatten dann die Flensburger sogar die Chance, auf fünf Tore davonzuziehen. Aber stattdessen kamen die Spanier wieder zurück ins Spiel und legten den Grundstein für die Wende.

Johnny Jensen erlitt am Anfang des Spiels eine schmerzhafte Verletzung.

"Das wir nur mit zwei Toren statt fünf oder sechs in die Pause gehen, trägt natürlich nicht dazu bei, dass die Moral gestärkt wird. Aber dass es bei uns dann so in den Keller geht, ist nicht zu entschuldigen", wusste auch SG-Traktor Joachim Boldsen. Johnny Jensen sah die Ursache in der Niederlage darin, dass "wir anfingen, zu viel zu wollen. Allerdings jeder für sich. Wir sind nur stark, wenn wir zusammen spielen", so Jensen. 
SG-Trainer Kent-Harry Andersson war trotz der Niederlage zufrieden mit der Einstellung seiner Mannschaft. "Viel besser können wir nicht spielen. Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren", so Andersson. Trotzdem muss sich die Mannschaft die Frage gefallen lassen, ob sie in der zweiten Halbzeit alles versucht hat, um wenigstens das Spiel zu gewinnen. Zu schnell bekam man nämlich den Eindruck, dass die Köpfe hingen und der Wille fehlte, um zumindest das Rückspiel sieggreich zu gestalten. "Das war eine katastrophale Einstellung, die wir im zweiten Durchgang gezeigt haben", fand auch Boldsen. Das solle allerdings nicht die Klasse und die Leistung der Gäste schmälern. Ciudad ist eine Weltklasse-Mannschaft. Erst spielte ich gegen Olafur Stefansson, dann wechseln sie aus und Olympisieger Petar Metlicic kommt aufs Feld", so ein beeindruckter Boldsen.

Das machte in diesem Halbfinale sicherlich den größten Unterschied aus - die breite Klasse im Kader von Ciudad Real. Das nahm SG-Manager Thorsten Storm dann auch auf, um die eigene Personalsituation zu hinterfragen. "Wir müssen aus diesem Spiel unsere Lehren ziehen. Das bedeutet auch, dass wir uns auf den Positionen 11, 12 und 13 verbessern müssen", so die Ansage des Managers. Noch hat die SG aber die Möglichkeit, einen Titel zu gewinnen. "Dann müssen wir halt jetzt in der Deutschen Meisterschaft versuchen, den Titel zu gewinnen", so Jensen.

Am Ende regierte die Enttäuschung.