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TOYOTA Bundesliga: 33:26 – tolle zweite Hälfte

Das war keine Partie für schwache Nerven. Dank einer intakten Moral bog die SG Flensburg-Handewitt ein sehr verhalten begonnenes Spiel noch um und schlug die MT Melsungen mit 33:26 (13:16). „Was ich in der Halbzeit der Mannschaft gesagt habe, möchte ich in der Pressekonferenz nicht wiedergeben“, hatte SG-Trainer Per Carlén schließlich doch gut Lachen. „Die Einstellung war in der zweiten Hälfte auf jeden Fall total verändert.“
Es gab gleich zwei Geburtstagskinder in der Campushalle. Der eine wurde 37 Jahre alt. Johnny Jensen, der Handballgott, bildete zusammen mit Michael Knudsen den Mittelblock. Per Carlén hatte sich für einen Wechsel zwischen Abwehr und Angriff entschieden, beorderte Johnny Jensen stets zur Bank, um für ihn Lasse Boesen zu bringen. So richtig in Fahrt kam die 6:0-Defensive zunächst nicht. Aus dem variablen Melsunger Rückraum heraus trafen Daniel Valo und Nenad Vuckovic fast nach Belieben.
Dagegen hatte der SG-Angriff noch einige Fehlzündungen, die Wurfeffektivität ließ zu wünschen übrig. Die Folge: Der Gast führte fast ständig, beim 7:10 erstmals mit drei Treffern. „Die erste Hälfte war sehr schlecht“, meinte Per Carlén. „Ich hatte das Gefühl, dass wir noch im Flughafen von Montpellier saßen.“ Er reagierte, nutzte verstärkt die Bank. Sebastian Schneider und Jendrik Meyer wurden in die Partie geschickt, bald darauf auch Torge Johannsen. Dennoch vollendete Melsungen einen Gegenstoß zum 7:11. Nach 18 Minuten nahm die SG-Bank ihre Auszeit.
In der ersten Hälfte bekam die SG die Kurve aber nicht mehr. So ging auch das Debüt von Jakob Thoustrup unter, der ab der 23. Minute in Deckung und Spielaufbau auftauchte. Letztendlich musste die SG sogar froh sein, mit nicht mehr als drei Treffern zum Pausentee zu trotten. Beim Stand von 10:15 legte MT-Goalgetter Savas Karipidis einen Heber in die Hände von Jendrik Meyer. Mit dem Pausenpfiff verkürzte Lars Christiansen per Siebenmeter auf 13:16.
Die SG kehrte mit einer neuen Körpersprache aus der Kabine zurück und erntete von den Rängen gleich entsprechende Unterstützung. Zwei Mal in kurzer Folge musste „Geburtstagskind“ Johnny Jensen mit einer Zeitstrafe von der Platte. Die Melsunger nutzten die Überzahl jedoch nicht. Im Gegenteil! Eine Kempa-Trick-Kombination von Lasse Svan Hansen und Lars Christiansen bescherte der SG das 16:16. Stehende Ovationen in der Campushalle, die mit einem Durchbruch von Thomas Mogensen gekrönt wurden. 17:16 – endlich die erste Führung! Während die „Hölle Nord“ aufdrehte, haderte MT-Coach Robert Hedin: „In Überzahl darf man nicht so spielen, wie wir es getan haben. Gute Mannschaften spielen 60 Minuten gut, wir verlieren den Faden.“

Thomas Mogensen erzielte das 17:16.

Es schien so, als ob die Melsunger Jendrik Meyer überhaupt nicht auf der Rechnung gehabt hätten. Der SG-Torwart parierte nun reihenweise Bälle. Manch einer kürte ihn zum Matchwinner. „Seine Leistung heute“, berichtete Per Carlén, „war ein Ergebnis eines intensiven Spezial-Trainings. Es ist gut für ihn und die Mannschaft, dass er zur Stelle war.“
So allmählich schwamm sich die SG immer mehr frei. Die zweite Hälfte ging klar an die Heimsieben, die ihre Fans immer häufiger verzückte. Es herrschte eine prächtige Atmosphäre, in der es Spaß machte, ein Handballspiel zu verfolgen. Nun hatte auch Jakob Thoustrup sein Erfolgserlebnis. Mit einem Unterhandwurf markierte er das 21:18. „Er hat erst zwei Mal mit der Mannschaft trainiert“, warnte SG-Geschäftsführer Fynn Holpert vor übertriebenen Erwartungen. „Er hat seine Passsicherheit bewiesen und wird sicherlich ins Team finden.“
Die SG setzte sich kontinuierlich ab. Während die Melsunger abbauten, sprühten die Hausherren nun vor Spielfreude. Es klappte zwar nicht alles, auf der SG-Bank herrschte dennoch beste Laune. Auch beim zweiten Geburtstagskind. Jan Molsen wurde 22 Jahre alt. Mit einer gesunden Prise Zuversicht kann sich die Carlén-Truppe nun auf das schwere Heimspiel (Sonntag, 16 Uhr) gegen Ademar Leon vorbereiten. „Heute waren die zweiten 30 Minuten aussagekräftiger als die zweiten“, schmunzelte Fynn Holpert.

Jendrik Meyer überzeugte erneut. Fotos: Schellhaus. 


SG Flensburg-Handewitt – MT Melsungen  33:26 (13:16)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (2 Paraden), Meyer (ab 18.; 14 Paraden) – Carlén (4), Mogensen (5), Svan Hansen (3), Jensen (1), Christiansen (13/8), Johannsen, Schneider, Heinl (1), Boesen (3), Knudsen (2), Thoustrup (1)
MT Melsungen: Kelentric (11 Paraden), Herold (4 Paraden; ab 48., bei zwei 7m) – Tellander (1), Stojanovic (1), Klitgaard (5), Sanikis (3), Karipidis, Valo (7), Junillon (1), Orzlowski, Tzimourtas (3/1), Vuckovic (5)
Schiedsrichter: Harms/ Mahlich (Magdeburg/Stendal); Zeitstrafen: 14:6 Minuten (Jensen 4, Carlén 4, Heinl 2, Boesen 2, Knudsen 2 – Klitgaard 2, Valo 2, Vuckovic 2); Siebenmeter: 8/8:1/1; Zuschauer: 6097
Spielfilm: 0:2 (2.), 3:3 (7.), 3:5 (10.), 5:6 (11.), 6:7 (13.), 6:9 (17.), 7:11 (19.), 8:13 (22.), 10:15 (26.), 11:16 (28.) – 17:16 (36.), 19:17 (39.), 21:18 (42.), 22:20 (43.), 24:20 (45.), 25:22 (47.), 27:22 (49.), 29:23 (52.), 32:24 (56.)


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