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Champions League: 30:32 – keine theoretischen Spielereien mehr

Sieben Minuten im Tiefschlaf – und die SG Flensburg-Handewitt musste letztendlich auch die minimalen theoretischen Chancen in der Champions League in den Wind schreiben. Mit 30:32 (14:20) verlor sie beim HSV Hamburg. „Mit der zweiten Hälfte können wir zufrieden sein“, meinte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. „In der ersten Hälfte haben wir aber einfach zu viel verworfen und luden Hamburg zu Gegenstößen ein.“
600 SG-Fans reisten mit dem „ORION-Express“ an, viele weitere Nordlichter kamen individuell. Die „Macht aus dem hohen Norden“ war schon beim Aufwärmen nicht zu überhören, beim Einmarsch der Mannschaft wehten an vielen Stellen der Color Line Arena die SG-Fahnen. Für eine „Invasion“ war alles vorbereitet. Die SG-Spieler ließen zunächst Taten folgen. Michael Knudsen schloss den ersten Angriff am Kreis ab, Thomas Mogensen traf aus dem Rückraum. 2:0!
Danach allerdings übernahmen die Hamburger mit ihrer offensiven 3:3-Abwehr das Kommando. „Unser Ziel war es“, skizzierte HSV-Trainer Martin Schwalb, „dass der SG-Angriff nicht seinen gewohnten Spielfluss aufbauen kann.“ Das gelang mehr und mehr. Nach dem 4:4 (9.) sahen die Gäste immer häufiger nur die Rücken der davon stürmenden Gastgeber. Der sehenswerte Dreher von Lars Christiansen oder der 9:10-Anschlusstreffer (19.) von Einar Holmgeirsson erwiesen sich nur als „Strohfeuer“.

Michael Knudsen am Kreis. Fotos: Natalia Kirschner

Sieben Minuten lang stand die SG praktisch neben sich. „Die Tore fielen ja fast im Sekunden-Takt“, verstand selbst HSV-Trainer Martin Schwalb nicht, was auf der Spielfläche geschah. Satte neun Treffer erzielte der HSV in 420 Sekunden. Auf Seiten der SG trafen lediglich Anders Eggert – ein frecher Siebenmeter-Heber gegen den riesigen Johannes Bitter – und Marcin Lijewski, der einen Angriff schnell abschloss. Selbst eine Auszeit beim 9:14 konnte diesen Einbruch nicht aufhalten. Wenig später leuchtete auf dem riesigen Videowürfel ein 19:11. Ein bitterer Anblick!
Es wurde allerdings kein Debakel. Die SG strotzte vor Moral, nutzte die Schwächen der Hausherren verstärkt aus und kehrte tatsächlich mehr und mehr ins Geschehen zurück. Marcin Lijewski traf zum 17:20 (34.), Dane Sijan parierte beim 18:21 (37.) einen Siebenmeter gegen Kyung-Shin Yoon. Im Gegenzug scheiterte der starke Michael Knudsen an Johannes Bitter. Noch einmal schwamm sich der HSV frei!
Die SG hatte Lunte gerochen. „Wir haben gekämpft und nie aufgegeben“, sagte später Torge Johannsen. „Das ist ein Zeichen im Kampf um die Meisterschaft.“ In der Tat: Wenig später schien die Partie wirklich zu kippen. Michael Knudsen vom Kreis, Marcin Lijewski aus dem Rückraum! 24:25! Der HSV wackelte. Doch dann umschlang die Zeitstreifenflut ausgerechnet Michael Knudsen. Seine dritte Hinausstellung, rote Karte! „Das war ein entscheidender Faktor“, meinte Kent-Harry Andersson. „Das konnten wir nicht kompensieren.“
In der Tat erhöhten Bertrand Gille und Hans Lindberg gleich nach diesem Zwischenfall auf 27:24. Auf einen Treffer heran kam die SG nicht mehr, obwohl Dane Sijan noch einen Strafwurf gegen seinen ehemaligen Viborger Vereinskollegen Hans Lindberg parierte. Die SG beendete ihre letzte Königsklassen-Auswärtspartie der Saison 2007/2008 damit anständig – es wäre aber mehr drin gewesen. Wenn diese „verflixten“ sieben Minuten nicht gewesen wären …

Die SG-Spieler bedanken sich bei den Fans.


Hier geht es zur Bildergalerie vom ORION-Express (Fotos: Jan & Natalia Kirschner) 


HSV Hamburg – SG Flensburg-Handewitt 32:30 (20:14)
HSV Hamburg: Bitter (9 Paraden), Sandström (7 Paraden) – Jansen, Flohr, B. Gille (3), Lindberg (5/1), Lijewski (4), Hens (6), Yoon (5/2), Grimm (4), Torgowanow (1), Souza (4)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (5 Paraden), Sijan (9/2 Paraden; ab 22.) – Lackovic (3), Nielsen, Eggert (1/1), Mogensen (2), Holmgeirsson (2), Christiansen (6/2), Jensen, Johannsen (5), Lijewski (8), Petersson, Knudsen (3)
Schiedsrichter: Vakula/Liudovyk (Ukraine); Zeitstrafen: 16:16 Minuten (Torgowanow 4, Yoon 4, Souza 2, B. Gille 2, Lindberg 2, Hens 2 – Knudsen 6, Lackovic 4, Jensen 4, Christiansen 2); Rote Karte: Knudsen (49.; dritte Hinausstellung); Siebenmeter: 5/3:3/3 (Yoon und Lindberg scheitern an Sijan); Zuschauer: 12821 (ausverkauft)
Spielverlauf: 0:2 (3.), 3:2 (7.), 3:4 (9.), 7:4 (12.), 9:6 (17.), 9:8 (18.), 10:9 (19.), 15:9 (22.), 17:10 (25.), 19:11 (26.), 19:13 (29.) – 20:17 (34.), 21:18 (37.), 24:18 (42.), 24:22 (46.), 25:24 (48.), 27:24 (50.), 29:25 (52.), 30:26 (54.), 30:28 (56.), 31:29 (57.)


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