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Bundesliga: 40:32 – traumhafte zweite Hälfte

Das Projekt „Meisterschaft“ erhielt bei der SG Flensburg-Handewitt weitere Nahrung. Nach einigen Problemen im ersten Durchgang feierte der Zweite der TOYOTA Handball-Bundesliga doch noch einen klaren 40:32 (16:17)-Erfolg über den VfL Gummersbach. „Jetzt folgen noch acht Endspiele um die Meisterschaft“, unkte SG-Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen. „Die Mannschaft hat an Selbstvertrauen gewonnen und wird bis zum Ende kämpfen.“
„Dieser Weg wird keiner leichter sein…“, trällerte der Hit von Xavier Naidoo aus den Lautsprechern, als der VfL Gummersbach in die „Hölle Nord“ einlief. Den Gästen säuselte der Respekt um die Ohren, der sicherlich noch größer wurde, als sie die Aufstellung der SG realisierten. Alle Mann an Bord, die Hausherren agierten in Bestbesetzung. Die Gummersbacher versuchten offenbar, mit einer gewonnenen Seitenwahl – die SG musste schon im ersten Durchgang gen Nordtribüne stürmen – den Favoriten aus dem Tritt zu bringen. „Vielleicht haben wir deshalb eine schlechte erste Halbzeit gespielt“, schmunzelte Andersn Dahl-Nielsen nach dem Abpfiff.
In den ersten Minuten sah es noch so aus, als ob sich die SG vom Richtungswechsel nicht irritieren lassen würde. Ljubomir Vranjes wuselte sich bereits nach 23 Sekunden durch die 6:0-Abwehr der Gäste und warf das erste Tor. Nach nur etwas mehr als fünf Minuten traf Michael Knudsen vom Kreis zum 5:3. Danach erlahmte der Elan im Angriff jedoch. Die Probleme in der eigenen Abwehr rückten dafür in den Vordergrund. „Ich habe nicht verstanden, warum wir so viele Schwierigkeiten in der ersten Halbzeit hatten“, rätselte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. „Vielleicht brauchten wir nach der Spielpause einfach eine Weile, um den Rhythmus zu finden.“
Vor allem Momir Ilic, dessen Stern einst beim Flensburger Jacob-Cement-Cup aufgegangen war, sorgte zunächst für Raunen auf den Rängen. Nur beim Siebenmeter scheiterte der VfL-Shooter an seinem eingewechselten, serbischen Landsmann Dane Sijan. Diese Glanztat sorgte leider nicht für Rückenwind bei seinen Vorderleuten. Alexis Alvanos und Robert Gunnarsson erhöhten auf 9:13. Nach gut 20 Minuten sah sich Kent-Harry Andersson genötigt, seine Truppe zur Auszeit zusammenzurufen.
Thomas Mogensen für Blazenko Lackovic, Johnny Jensen für Kasper Nielsen, Anders Eggert für Lars Christiansen – die SG-Bank setzte auf frische Energie. Doch zunächst war Pech im Spiel. Das 11:15 des Gummersbacher Abwehr-Strategen Sverri Andreas Jakobsson wurde durch einen Fußtreffer eingeleitet. Doch danach ging es spürbar aufwärts. Ljubomir Vranjes, Marcin Lijewski und zwei Mal Anders Eggert erzielten die nächsten Treffer. 15:15! Großer Jubel in der „Hölle Nord“! Zur Pause hatte die SG die Tuchfühlung wieder hergestellt.
„Ich habe mich geärgert“, beschrieb VfL-Trainer Alfred Gislason seinen Gemütszustand in der Kabine, „dass wir durch eigene Fehler eine höhere Pausenführung verspielt haben.“ Am anderen Ende der Campushallen-Katakomben herrschte eine ganz andere Stimmung. „Wir müssen laufen, laufen – und alle Bälle gewinnen“, motivierte Kent-Harry Andersson seine Schützlinge.
Die zweite Halbzeit begann mit leichter Verspätung – das Hallenlicht entfaltete zunächst nicht die volle Helligkeit –, die SG war hingegen sofort auf der Höhe. Anders Eggert düpierte den guten Nandor Fazekas gleich zwei Mal. Das erste Mal mit einem leichten Heber, das zweite Mal mit einem Dreher! 18:18! Dann startete Thomas Mogensen zu einem Gegenstoß. 19:18! Alexander Petersson legte nach. 20:18! In diesen Momenten wurde der 13. Bundesliga-Heimsieg immer realer. „Einige meiner Spieler“, realisierte Alfred Gislason fassungslos, „hatten gar nicht kapiert, dass das Spiel schon wieder lief.“
Vor allem „Fußball-Nostalgiker“ kamen nun auf ihre Kosten. Der 86er Song der dänischen Nationalelf erklang immer wieder in der Campushalle, weil Anders Eggert einen Traum auslebte. Der trickreiche Däne traf aus allen Lagen, während die Oberbergischen völlig ihre Linie verloren. „Anders Eggert war unser Matchwinner“, schnalzte Kent-Harry Andersson mit der Zunge, „einfach Weltklasse!“ Aber auch der spritzige Thomas Mogensen, Johnny Jensen, der nach 20 Minuten die Abwehr festigte, und Marcin Lijewski, der mit zehn Anspielen an den Kreis glänzte, verdienten sich Bestnoten. Die „Hölle Nord“ durfte sich doch noch über ein Handballfest ihrer SG freuen.

Johnny Jensen sorgte für mehr Power in der Abwehr.
Fotos: Living Sports.

Mehr Bilder (Jan & Natalia Kirschner)


SG Flensburg-Handewitt - VfL Gummersbach 40:32 (16:17)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (6 Paraden), Sijan (6/1 Paraden) – Lackovic (1), Nielsen, Eggert (11/3), Mogensen (7), Jensen (1), Christiansen (3/3), Vranjes (4), Lijewski (4), Petersson (3), Knudsen (6)
VfL Gummersbach: Fazekas (11 Paraden), Stojanovic (1 Parade) – Krantz (1), Wagner (1), Jahn (1), Klev (4), Zakharov (2), Pungartnik (2), Ilic (5/1), Jakobsson (1), Gunnarsson (7), Alvanos (5), Sigurdsson (3/2)
Schiedsrichter: Ehrmann/Künzig (Odenthal/Karlsruhe); Zeitstrafen: 2:6 Minuten (Petersson 2 – Jakobsson 4, Alvanos 2); Siebenmeter: 6/6:5/3 (Ilic scheitert an Sijan, Sigurdsson mit technischem Fehler); Zuschauer: 6300 (ausverkauft)
Spielfilm: 1:0 (1.), 2:2 (2.), 4:2 (4.), 5:3 (6.), 5:6 (9.), 6:9 (13.), 9:10 (17.), 9:13 (21.), 11:13 (23.), 11:15 (24.), 15:15 (29.), 16:16 (30.) – 17:18 (33.), 20:18 (35.), 22:19 (38.), 23:21 (40.), 25:21 (41.), 28:22 (44.), 31:24 (49.), 33:27 (50.), 36:27 (52.), 36:29 (54.), 38:29 (55.), 40:31 (60.)


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