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Champions League: 27:26 – wichtiger Sieg, tolle Moral

Die SG Flensburg-Handewitt hat dem Verletzungspech einmal mehr getrotzt. Die SG gewann das erste Achtelfinale in der VELUX EHF Champions League beim SC Pick Szeged mit 27:26 (9:12) und verschaffte sich damit eine sehr gute Ausgangsbasis für das Rückspiel. Das steigt am nächsten Sonntag um 19.30 Uhr in der Campushalle. „In der letzten Zeit haben wir sehr viel über Charakter gesprochen", strahlte SG-Trainer Ljbomir Vranjes. „Das müssen wir auch heute tun: Es war wieder unglaublich, was die Mannschaft geleistet hat. Ich bin stolz, dass gesehen zu haben. Heute haben alle die Höchstpunktzahl zehn verdient."
Angesichts der vielen Verletzungsmeldungen blickte man mit Bedenken nach Szeged: Würde überhaupt noch eine SG-Mannschaft  auf dem Spielfeld stehen? Ja – zum Glück bissen die angeschlagenen Akteure auf die Zähne. Eine negative Überraschung gab es aber auch: Tobias Karlsson fehlte. Der Schwede musste mit Fieber im Hotel bleiben. Ljubomir Vranjes musste seine 6:0-Formation umstellen. Tamás Mocsai bildete zusammen mit Jacob Heinl den Mittelblock.
Zunächst hatte das neue Duo im Abwehrzentrum keine Probleme. Die Ungarn benötigten eine gewisse Anlaufzeit. Überhaupt waren es die Keeper Dan Beutler und Roland Mikler, die die Anfangsphase mit ihren Paraden prägten. Die ungarische Bank nahm schon nach vier Minuten ihre Auszeit – es hieß noch 0:0 – und begann im Rückraum zu rotieren. Den ersten Treffer erzielte allerdings Jacob Heinl. Nach exakt fünf Minuten setzte sich der Kreisläufer im Gegenstoß durch.
Szeged gewann allmählich an Sicherheit. Zwei Spieler mit Bundesliga-Erfahrung übernahmen das Kommando. Frantisek Sulc glich zum 4:4 aus, David Katzirz markierte beim 5:4 die erste ungarische Führung. Frantisek Sulc marschierte durch die SG-Deckung und erhöhte auf 7:4, nach 20 Minuten lautete der Spielstand sogar 9:5 für die Gastgeber. Die Abstimmung in der Defensive war nicht immer perfekt. Michael Knudsen feierte deshalb nach einer Viertelstunde sein Comeback, spielte im Mittelblock und im Angriff.

So alt sah die SG selten aus. Fotos: Aurel Ivanyi

Die Hauptprobleme lagen aber im Angriff. Die Schiedsrichter ahndeten ungewöhnlich viele technische Fehler bei der SG. Lasse Boesen und Tamás Mocsai kamen nicht in Schwung. Und Alternativen waren nur rar gesät. Viktor Szilagyi und Patrik Fahlgren versuchten, Impulse zu setzen. Bis zur Pause war allerdings keine Aufholjagd möglich. Die Ungarn trauten dem Braten nicht. „Die Flensburger haben zwar viele Verletzungssorgen", erzählte David Katzirz später. „Aber was auf dem Spielfeld steht, ist immer noch die Creme de la Creme des internationalen Handballs."
Die SG schien in der Kabine Entschlossenheit getankt zu haben. Gleich nach Wiederbeginn brachte Viktor Szilagyi die SG beim 12:10 auf Tuchfühlung. Im Mittelblock standen nun wieder Tamás Mocsai und Jacob Heinl, Michael Knudsen agierte am Kreis. Die Einsatzzeiten mussten dosiert werden. Das Tor hütete nun Sören Rasmussen. Der Däne machte aber bald wieder Platz für Dan Beutler. Viktor Szilgayi stellte den 15:14-Anschluss her. Die SG war wieder im Film.
Der SG-Rückraum versprühte mehr Gefahr als im ersten Durchgang. Patrik Fahlgren setzte sich fein durch und erzielte das 20:19. Dan Beutler entschärfte einen Siebenmeter von Frantisek Sulc. In Unterzahl fand Lasse Svan Hansen die Lücke. 20:20 – der erste Ausgleich seit der Anfangsphase. Auch ein Wechselfehler sorgte nur kurz für Verwirrung. In doppelter Unterzahl stellte Viktor Szilagyi mit einem Doppelschlag die 22:21-Führung her. Dan Beutler war nun ein wichtiger Rückhalt. „Er hat uns zu viele Bälle weggenommen, und auch Viktor Szilagyi haben wir nicht in den Griff bekommen", haderte Pick-Coach László Skaliczki. „Wie am Anfang der ersten Hälfte haben wir unsere spielerische Linie verlassen."
Pick Szeged verlor den Faden, hatte in der Phase, als es um die Wurst ging, keine Ideen. Viktor Szilagyi trumpfte nun groß auf. Mit seinem sechsten Tor erhöhte er auf 24:22 für die Gäste. Der nicht unbedingt erwartete Auswärtssieg nahm  allmählich Formen an. Szeged hatte die größere Bank,  brachte in der Schlussphase sogar noch frische Kräfte. Routinier David Katzirz ließ Szeged mit dem 26:26 noch einmal jubeln. Aber die SG war an diesem Nachmittag zu abgebrüht. Lasse Svan Hansen fand zwei Mal den Weg zum Tor, dann traf Anders Eggert von der Siebenmeter-Linie. 24:27 – der Sieg war in trockenen Tüchern. „Nun ist aber erst Halbzeit", unterband Ljubomir Vranjes eine Siegesfeier. „Mit einer guten Leistung in Flensburg und der Unterstützung unserer Fans werden wir es schaffen." David Katzirz hat den Traum vom Viertelfinale noch nicht ausgeträumt. „Unser Ziel ist es, in Flensburg mit zwei Toren zu gewinnen."

Michael Knudsen gab sein Comeback.

SC Pick Szeged – SG Flensburg-Handewitt  26:27 (9:12)
SC Pick Szeged: Tatai (1 Parade), Mikler (9/1 Paraden) – Herbert (2), Bajorhegyi, Lekai (2), Vadkerti (3), Nagy, Balaz, Zubai (1), Katzirz (6), Törö (3), Sulc (5), Butenko (4)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (15/1 Paraden), Rasmussen (1 Parade) – Eggert (8/5), Fahlgren (2), Svan Hansen (5), Mocsai (2), Heinl (1), Szilagyi (6), Boesen (2), Knudsen (1)
Schiedsrichter: Andersen/Sodal (Norwegen); Zeitstrafen: 4:10 Minuten (Bajorhegyi 2, Katzirz 2 – Mocsai 4, Heinl 2, Svan Hansen 2, Knudsen 2); Siebenmeter: 2/0:6/5 (Sulc wirft vorbei und scheitert an Beutler – Mikler hält gegen Eggert); Zuschauer: 3500
Spielverlauf: 0:1 (6.), 2:2 (10.), 3:4 (13.), 7:4 (16.), 9:5 (20.), 9:7 (24.), 11:7 (29.) – 12:10 (31.), 14:11 (33.), 15:12 (34.), 15:14 (37.), 16:15 (39.), 18:15 (40.), 19:16 (42.), 20:17 (43.), 20:20 (48.), 21:22 (50.), 22:24 (53.), 24:24 (56.), 24:27 (59.)


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