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Champions League: 19:27 – 50 Minuten Spannung

Zum Auftakt der Champions League verlor die SG Flensburg-Handewitt zwar mit 19:27 (9:7) beim BM Renovalia Ciudad Real, bot dem hohen Favoriten in der Gruppe D aber 50 Minuten tapferen Widerstand. „Wir hatten einen Plan und haben gekämpft", konnte SG-Trainer Per Carlén stolz auf seine Truppe sein. Zugleich ärgerte er sich über die unnötig klare Niederlage: „Am Ende haben wir den Kopf verloren und wurden dafür bestraft."
Von Anfang an war klar, dass ein gutes Ergebnis in Ciudad Real nur über eine gute Leistung der Defensiv-Abteilung und viel Geduld im Angriff zu erreichen wäre. Und es begann gut. Oscar Carlén sorgte für den ersten Torjubel beim Königsklassen-Comeback, während die Gastgeber sieben Minuten benötigten, bis sie zu ihrem ersten Erfolgserlebnis kamen. Sie wirkten etwas zu lässig. Ein Rückhandwurf des frei vor dem Tor stehenden Luc Abalo war nur die Spitze des Eisbergs. Sie durften sich bei Kiril Lazarov, zunächst ihr einziger Torschütze, bedanken, dass die torarme Partie ausgeglichen blieb. Und bei ihrer 5+1-Abwehr, die den Spielfluss der SG häufiger stoppte. Unter dem Strich zeigte die SG – Patrik Fahlgren führte Regie – aber die besseren Offensiv-Ansätze beider Teams.
Oscar Carlén allerdings musste nach seinem frühen Treffer eine zu große Streuung bei seinen Würfen registrieren. Für ihn kam Tamás Mocsai, der sich als belebender Faktor erwies, und den Bundesligisten mit 5:4 in Front brachte. Ciudad Reals Trainer Talant Dujshebaev setzte auf die totale Rotation und wechselte bis auf Keeper Javier Hombrados komplett durch. Das 6:5 durch Joan Canellas entpuppte sich als Strohfeuer – auch weil Dan Beutler im SG-Gehäuse zwei Siebenmeter gegen Joan Canellas und Kiril Lazarov parierte. „Unser Spiel war in der ersten Hälfte schwach, offensichtlich hatte das Team mit den Nerven zu kämpfen", sagte Talant Duishebaev. „Man muss aber auch sagen, dass die Leistung der Gäste in Abwehr und Tor sehr beachtlich war."

Rund 3000 Zuschauer sahen den Königsklassen-Auftakt.

Tamás Mocsai bediente Tobias Karlsson. Der netzte vom Kreis zum 6:7 ein. Der Gast führte wieder, und die Bank der Hausherren nahm ihre Auszeit. Bis zur Pause änderte sich aber nichts. Im Meeting der Abwehr-Spezialisten hatte die SG den etwas besseren Torriecher. Anders Eggert traf von Linksaußen, Lasse Svan Hansen aus spitzem Winkel von der anderen Seite. 7:9 – so wenig Tore gibt es im internationalen Handball in 30 Minuten nur selten. Vor allem Ciudad Real enttäuschte. „Vielleicht lag es daran, dass wir noch einige Neuzugänge integrieren müssen", rätselte Linkshänder Kiril Lazarov. „Das System von Ciudad Real ist nicht so leicht zu verstehen."
Der Pausentee muss für Ciudad Real scharf gewürzt gewesen sein; denn der spanische Meister präsentierte sich zum Wiederbeginn mit Feuer. Dessen Aktionen waren nun wesentlich zielstrebiger. Kiril Lazarov erzielte das 12:11, Roberto Parrondo sogar das 13:11. Die SG fand über Außen die Lücken, der Rückraum strahlte indes zu wenig Gefahr aus. Kurz darauf schloss Kiril Lazarov einen Gegenstoß mit einem Heber ab, der an die Latte flog. Schlichen sich wieder Nachlässigkeiten ins Spiel des Favoriten ein? Lasse Svan Hansen konterte, tauchte urplötzlich auf der linken Seite auf und traf zum 13:12. Doch die Gastgeber blieben am Drücker, gingen mit 15:12 und 16:13 in Führung.
Ein Doppelschlag von Patrik Fahlgren in doppelter und einfacher Überzahl brachte die SG wieder auf Tuchfühlung. Eine gut positionierte 6:0-Abwehr und einige überraschende Spielzüge, gerade mit dem einlaufenden Lasse Svan Hansen, setzten dem Favoriten zu. Viran Morros brannte die Sicherung durch. Er verpasste Lasse Svan Hansen eine Kopfnuss und musste neun Minuten vor Schluss mit „rot“ ausscheiden. Die Quijote-Arena kochte, Ciudad Real hatte einen heißen Tanz zu überstehen.
Zum Husarenstreich langte es für die SG aber nicht. Zwei Mal war der starke Kreisläufer Julen Aguinagalde nicht zu stoppen, dann liefen die Gäste in zwei Gegenstöße. 22:18 – Per Carlén benutzte seine grüne Karte. Nach der Auszeit konnte die SG aber nichts mehr bewirken und verlor noch unverdient deutlich. „Für die zweite Hälfte war es unsere Taktik, das Spiel langsam zu gestalten", verriet SG-Team-Manager Ljubomir Vranjes. „Am Ende hat es nicht mehr geklappt." Der SG-Tross reist am morgigen Donnerstag in den Raum Hannover und spielt am Samstag bei Eintracht Hildesheim im DHB-Pokal.

Lasse Svan Hansen hatte überraschende Aktionen.

 

BM Renovalia Ciudad Real – SG Flensburg-Handewitt 27:19 (7:9)
BM Renovalia Ciudad Real: Sterbik (7 Paraden; ab 31.), Hombrados (7 Paraden) – Källman (1), Guardiola (2), Aguinagalde (4), Davis (1), Parrondo (2), Abalo (3), Rodriguez (2), Cañellas (2), Jurkiewicz (2), Entrerríos, Morros, Dinart, Lazarov (8/4)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (11/2 Paraden) – Karlsson (1), Carlén (1), Eggert (3/1), Fahlgren (4), Mogensen (1), Svan Hansen (4), Mocsai (2), Heinl (1), Szilagyi (2)
Schiedsrichter: Hakansson/Nilsson (Schweden); Zeitstrafen: 8:10 Minuten (Källmann 2, Dinart 2, Jurkiewicz 2, Morros 2 – Carlén 2, Heinl 2, Karlsson 2, Mogensen 2, Svan Hansen 2); Rote Karte: Morros (52.; Tätlichkeit); Siebenmeter: 6/4:1/1 (Cañellas und Lazarov scheitern an Beutler); Zuschauer: 3000
Spielverlauf: 0:2 (5.), 2:2 (9.), 4:3 (15.), 4:5 (16.), 6:5 (24.), 6:7 (27.), 7:7 (27.) – 9:9 (32.), 10:11 (37.), 13:11 (40.), 15:12 (44.), 16:13 (45.), 16:15 (47.), 17:16 (49.), 19:16 (53.), 20:18 (55.), 25:18 (58.)


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