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TOYOTA Bundesliga: 23:29 – bis zum Ende gekämpft

Mit 23:29 (12:14) unterlag die SG Flensburg-Handewitt beim THW Kiel und hat somit das 64. Landesderby verloren. Vor 10250 Zuschauern in der ausverkauften Sparkassen-Arena waren die Gäste allerdings über weite Strecken der Partie ein gleichwertiger Gegner und mussten sich dem Rekordmeister erst nach hartem Kampf geschlagen geben. "Wir haben alles versucht und gegeben, wir wollten gewinnen und haben gut gekämpft. Aber im Spiel des Kollektivs gegen die individuelle Stärke hat das Kollektiv verloren", sagte SG-Trainer Per Carlén nach der Partie. "Es war dennoch ein schönes Spiel. Es macht Spaß, in Kiel zu spielen. Hier herrscht eine super Stimmung, und auch zwischen den Spielern beider Teams stimmt es. Ich habe ein gutes Gefühl für den Rest des Jahres."
Überragender Akteur bei der SG war Torwart Dan Beutler mit 17 Paraden. Bester Torschütze war Lars Christiansen mit 5 Treffern. Der Däne wurde zudem vor dem Anpfiff vom THW verabschiedet, da er sein letztes Derby bestritt. Mit stehenden Ovationen und einem eigens für diesen Anlass angefertigten Banner mit der Aufschrift: "Ein ganz Großer verlässt die Bühne – wir wünschen dir alles Gute", verabschiedete sich auch das THW-Publikum gebührend von Christiansen. "Damit habe ich wirklich nicht gerechnet, nicht in der Höhle des Erzrivalen", sagte ein auch nach dem Spiel noch sichtlich beeindruckter SG-Linksaußen. "Es war ein fantastisches Erlebnis und zeigt mir, dass ich in meiner langen Karriere doch etwas richtig gemacht haben muss".
Mehr Grund zur Freude hatte der Däne allerdings nicht. Und das obwohl die Partie zu Beginn ganz nach dem Geschmack der SG verlief. Coach Per Carlén hatte sein  Team hervorragend eingestellt, es setzte die Vorgaben nahezu perfekt um. "Ja, wir haben gut begonnen, der Start verlief so wie wir ihn uns erhofft hatten. Vor allem taktisch hatten wir den THW da, wo wir ihn hinhaben wollten", sagte Spielmacher Thomas Mogensen hinterher. Nachdem Jacob Heinl die 1:0-Führung erzielt hatte, zogen die Gäste binnen kürzester Zeit auf 6:2 (9.) davon.
Dan Beutler im Tor entschärfte einen Wurf nach dem anderen, in der Abwehr wurde wie gewohnt beherzt zugepackt. Zudem ergaben sich überraschend viele Konterchancen. Diese resultierten aus einer schwachen Kieler Angriffsleistung in der Anfangsphase, mit der THW-Coach Alfred Gislasson ”nicht zufrieden” war.
Nach einer Auszeit brachte der Isländer den angeschlagenen Kim Andersson und Kiel kam besser ins Spiel. In doppelter Überzahl hatte die SG die große Chance den Vorsprung auszubauen, doch ausgerechnet jetzt wachte Thierry Omeyer im Tor der Zebras auf. Die Folge: Der erstmalige Ausgleich nach 22. Spielminuten (8:8). "Omeyer wurde besser und besser und dadurch hat Kiel einen unglaublichen Druck auf uns ausgeübt", sagte Thomas Mogensen. 
Die SG hatte jedoch die richtige Antwort parat und ging durch Kapitän Lars Christiansen erneut in Front. Die knappe Führung wurde bis zum 11:10 (25.) eisern verteidigt. Danach schwanden etwas die Kräfte, und es war geschehen: 12:11 durch Momir Ilic, Kiel lag erstmals vorne.

Lasse Boesen wehrte sich gegen die Niederlage.

Nach der Pause trat das ein, was Per Carlén unbedingt verhindern wollte. Nachdem die SG auf 17:18 verkürzt hatte legten die Hausherren den spielentscheidenden Zwischenspurt hin. ”Meistens passiert es zwischen der 40. Und 50. Minuten”, hatte Per Carlén vor der Partie gewarnt. Und so kam es auch. Mit der unglaublichen Sprungkraft von Daniel Narcisse, dem 150. Saisontor von Filip Jicha und einem neuen Hallen-Rekord von Christian Zeitz – der Kieler traf mit 118 km/h zum 24:18 – stellten die Gastgeber in genau dieser Phase die Weichen auf Sieg.
"Es ist sehr ärgerlich, wir hatten hier heute gute Chancen", sagte SG-Rückraumstar Lasse Boesen. "Dan Beutler hat ein fantastisches Spiel abgeliefert, im Angriff fehlten uns jedoch die nötigen Mittel. Um hier zu gewinnen, muss alles stimmen. Und das tat es leider nicht. Eine gute Halbzeit reicht nicht gegen den THW, hier muss man zwei mal 30 Minuten gegenhalten. Ganz nebenbei hat Kiel auch einen breiteren Kader, darin liegt ein wesentlicher Unterschied zu unserem Team."
Ähnlich sah es auch SG-Geschäftsführer Holger Kaiser.
"Es war ein verdienter Sieg, aber wir können mit breiter Brust zurück nach Flensburg fahren", sagte er nach dem Abpfiff. "Wir haben eine intensive Mannschaftsleistung gezeigt, aber letztlich hatte unser Kader nicht die Qualität und die Quantität, um hier zu gewinnen. Dennoch sind wir die positive Überraschung der Liga und sind stolz, hier in der Sparkassen-Arena auch Akzente gesetzt und das Spiel eine zeitlang offen gestaltet zu haben. Nun hoffen wir auf die Qualifikation für die Champions League." Thomas Mogensen ergänzte: "Wir sind hier nicht untergegangen, sondern haben gegen eine Top-Mannschaft verloren. Es gibt nichts worüber wir uns schämen müssten. Jeder einzelne hat alles gegeben, einzig es hat nicht gereicht. Natürlich hätten wir gerne gewonnen, doch für uns kommen jetzt erst die wirklich wichtigen Spiele."

Lars Christiansen war von THW-Fans umrngt. Fotos: Ki

 

THW Kiel – SG Flensburg-Handewitt 29:23 (14:12)
THW Kiel: Omeyer (16 Paraden), Gentzel (bei zwei Siebenmetern, 1/1 Parade) – Lund, Andersson, Lundström (5), Anic (4), Sprenger (3), Reichmann (1), Zeitz (2), Palmarsson, Narcisse (4), Ilic (5/3), Klein (n. e.), Jicha (5)
SG Flensburg-Handewitt: Beutler (17 Paraden), Sjöstrand (n. e.) – Karlsson, Carlén (4), Eggert (1), Fahlgren, Mogensen (3), Svan Hansen (2), Christiansen (5/1), Djordjic (n. e.), Heinl (3), Carstens (n. e.), Petersson (3), Boesen (2)
Schiedsrichter: Damian/Wenz (Bingen/Mainz); Zeitstrafen: 6:12 Minuten (Jicha 2, Zeitz 2, Lundström 2 –  Karlsson 4, Carlén 4, Petersson 2, Eggert 2); Siebenmeter: 4/3:2/1 (Jicha übers Tor - Christiansen scheitert an Gentzel); Zuschauer: 10.250 (ausverkauft)
Spielfilm: 0:1 (2.), 1:2 (5.), 2:4 (7.), 2:6 (9.), 4:7 (13.), 6:7 (19.), 8:8 (22.), 9:10 (24.), 12:11 (27.), 14:11 (29.), 14:12 (30.) - 16:14 (35.), 18:17 (40.), 20:17 (42.), 24:18 (46.), 24:20 (47.), 24:21 (52.), 26:21 (54.), 29:23 (60.)


Weitere Berichte
7.4.2010 – THW gewinnt gegen die SG 29:23 (www.erlebe-flensburg.de; Alexander Thomsen)
6.4.2010 – Das 64. Landesderby (Homepage, Vorschau)