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01.05.2011 -VELUX EHF Champions League: 22:21-Sieg, aber kein Wunder

Die Revanche ist geglückt, doch das Wunder blieb leider wie erwartet aus. Die SG Flensburg-Handewitt siegte nach der 24:38-Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel der VELUX EHF Champions League mit 22:21 (13:9) im Rückspiel bei Ciudad Real und verabschiedete sich mit einer bemerkenswerten Leistung aus der Königsklasse. "Ich bin sehr zufrieden mit der Leistung meiner Mannschaft hier in Ciudad Real", sagte SG-Trainer Ljubomir Vranjes nach Spielende. "Es war nicht immer schöner Handball, doch wir haben das gezeigt, was wir können. Wir mussten uns diesen Sieg hart erkämpfen und haben dies auch getan."
Erfreulich auch aus SG-Sicht: Der Wunsch von Ljubomir Vranjes, ”Spanen nicht mit verletzten Spielern zu verlassen”, ging in Erfüllung. Selbst Lasse Boesen, der nach einer Attacke von Ciudad Reals Abwehrchef Didier Dinart Mitte der ersten Hälfte kurzzeitig behandelt wurde, konnte am Ende weiterspielen. Zudem war es für die SG eine gelungene Generalprobe für die Partie in der TOYOTA Bundesliga am Dienstag gegen Friesenheim sowie das Lufthansa Final Four am kommenden Wochenende in Hamburg. "Jetzt werden wir Energie tanken und nach vorne schauen", so Ljubomir Vranjes, dessen Vorhaben, viel durchzuwechseln und die Kräfte der wenigen, noch vorhandenen Akteure gut einzuteilen, ebenfalls aufging.
In der La Mancha mussten die Gäste ohne vier Stammkräfte auskommen. Neben Oscar Carlén (Kreuzbandriss) und Petar Djordjic (Daumenbruch) blieb Dan Beutler (privaten Gründe) ebenso in Flensburg wie der dänische Nationalspieler Lasse Svan Hansen (Leistenbeschwerden). Zudem hatte Vranjes auf größere Unterstützung aus dem Junior-Team verzichtet. Lediglich Paul Weidner war als zweiter Keeper mitgereist, der Jugend-Nationalspieler kam jedoch nicht zum Einsatz. Da Lars Bastian nicht für die Champions League gemeldet ist, stand Tamás Mocsai auf die Rechtsaußen-Position.
Und der Ungar machte seine Sache gut, genau wie alle anderen SG-Akteure. Clever und mit viel taktischer Disziplin kauften sie Ciudad Real den Schneid ab. Während die SG diesmal gute Ideen hatte, um die 5:1-Abwehr der Hausherren auszuhebeln, versuchten die Spanier es zunächst im Schongang. Doch durch geschickte Kreisanspiele, Auflösungs-Handlungen und vor allem die klare Devise, bewusst auf hohes Tempo zu verzichten, überraschte die SG die Gastgeber.
Diese wachten nach dem 9:13-Pausenrückstand erst im zweiten Durchgang etwas auf. Die Hereinnahme von Kapitän und Torwart-Oldie Jose Hombrados erwies sich als Glücksgriff. Zudem langten die Iberer jetzt kräftig hin. Zum Teil bewegten sie sich am Rande des Erlaubten, doch davon ließ sich die SG nicht beirren und lieferte einen Klasse-Fight ab. Dabei behielt sie über 60 Minuten einen kühlen Kopf und holten sich nach dem zwischenzeitlichen 18:18 (52.) die Führung in beeindruckender Manier zurück.
Zunächst war der überragende dänische Nationalkeeper Sören Rasmussen mit einer seiner zahlreichen Paraden zur Stelle, und vorne erzielte Viktor Szilágyi überlegt das 19:18. "Wir haben hier hier zusammengehalten", so Österreichs Nationalspieler nach der Partie zu den Gründen für den Sieg, den die SG trotz eines 20:21-Rückstandes mit nach Hause nahm.
Ljubomir Vranjes legte eine Minute vor Spielende die grüne Karte auf den Zeitnehmertisch. Auszeit! Der Schwede brachte mit Michael Knudsen statt Torwart Sören Rasmussen einen zusätzlichen Feldspieler. Eine halbe Minute vor Ablauf der Zeit gelang dessen Landsmann Lasse Boesen der Ausgleich. In der Folge wurde es kurios. Nachdem auch die Spanier ihre Auszeit genommen hatten, wähnten sie sich auf der Siegerstraße und wollten den entscheidenden Treffer per Kempa-Trick erzielen.
Da Hochmut bekanntlich vor dem Fall kommt, scheiterte Jonas Källmann am Pfosten. Patrik Fahlgren schaltete am schnellsten und fand mit einem Pass über den gesamten Platz seinen Landsmann Tobias Karlsson. Der SG-Kapitän traf mit der Schlusssirene zum 22:21-Sieg und sagte anschließend: ”Die Mannschaft hat Moral gezeigt und darauf bin ich stolz. In der Endabrechnung hilft uns der Sieg zwar nicht, dennoch ist es ein unglaubliches Gefühl, hier zu gewinnen." In die gleiche Kerbe schlug auch sein Teamkollege Jacob Heinl: ”Wir wollten ein bisschen das wiedergutmachen, was wir vor zehn Tagen in eigener Halle gezeigt haben. Die Leistung war katastrophal und daher war es wichtig für die Moral, hier ein gutes Spiel abzuliefern. Und es ist schön, hier zu gewinnen”, so der deutsche Nationalspieler. ”Man hat gesehen was möglich ist, wenn wir eine disziplinierte Leistung abliefern und das spielen, was wir uns vorgenommen haben. Daher ist es umso ärgerlicher, dass wir im Hinspiel alle einen solch missratenen Tag hatten, denn ausgeschieden sind wir jetzt trotzdem.” Es ist jedoch ein Aus mit erhobenem Haupt.

 

BM Renovalia Ciudad Real – SG Flensburg-Handewitt 21:22 (9:13)
BM Renovalia Ciudad Real: Sterbik, Hombrados – Guardiola, Davis (1), Abalo (1), Cañellas (2), Morros (3), Dinart, Källman (4), Aginagalde (1), Jurkiewicz (1), Entrerríos (1), Shevelev, Lazarov (7/1)
SG Flensburg-Handewitt: Rasmussen (13 Paraden) – Karlsson (1), Eggert (3/1), Fahlgren (3), Mogensen (4), Mocsai, Heinl (3), Szilagyi (3), Boesen (4), Knudsen (1)
Schiedsrichter: Horacek/Novotny (Tschechien); Zeitstrafen: 6:6 Minuten (Aguinagalde 2, Guardiola 2, Dinart 2 – Mogensen 2, Mocsai 2, Heinl 2); Siebenmeter: 1/1:1/1; Zuschauer: 3410
Spielverlauf: 1:0 (2.), 1:1 (6.), 1:2 (7.), 3:3 (10.), 3:6 (15.), 4:8 (19.), 6:8 (22.), 6:10 (24.), 6:11 (26.), 9:13 (30.) – 11:13 (33.), 13:13 (36.), 16:16 (44.), 16:18 (47.), 17:18 (50.), 18:18 (52.), 18:19 (56.), 20:20 (58.), 20:21 (60.) 


Weitere Berichte
29.4.2011 – Abschied von der Königsklasse (Homepage, Vorschau)

Von: rm

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