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Letzter Vorhang in der Vorrunde

Die SG Flensburg-Handewitt hat es selbst in der Hand. "Wenn wir keinen Mist bauen, werden wir die Vorrunde auf Platz zwei beenden", sagt Trainer Ljubomir Vranjes vor der Partie gegen Bosna Sarajewo (heute 19 Uhr, Campushalle). Vor dem letzten Gruppen-Spieltag der Champions rangieren die Flensburger in der Gruppe D mit 14:4 Zählern einen Punkt hinter dem dreifachen Titelträger BM Ciudad Real (15:3), allerdings - und das ist viel wichtiger - zwei vor dem RK Zagreb (12:6). Damit würde gegen Sarajewo schon ein Unentschieden reichen, um Rang zwei zu verteidigen und damit im Achtelfinale den Vorteil zu haben, das Rückspiel vor heimischer Kulisse austragen zu können.
Doch wer die SG nach der WM-Pause gesehen hat, kann sich nicht vorstellen, dass sich Ljubomir Vranjes und sein Spieler gegen den Meister aus Bosnien-Herzegowina mit einem Punkt zufrieden geben werden. Wer in Nettelstedt mit zehn Toren gewinnt, das Star-Ensemble von BM Ciudad Real mit 25:23 bezwingt und bei den Füchsen Berlin mit dem 24:24 einen mehr als verdienten Punkt entführt, wird auch Bosna schlagen wollen. Zwar haben die Spiele der letzten Wochen und der verletzungsbedingte Ausfall von vier Leistungsträgern viel Kraft gekostet, doch Vranjes glaubt nicht, dass dadurch die Einstellung seiner Spieler leiden könnte. "Wer bei einer Weltmeisterschaft zehn Spiele in 17 Tagen bestreitet, schafft auch dieses Pensum", ist sich der SG-Trainer sicher. Und er erhält Unterstützung in seiner Einschätzung von Viktor Szilagyi. "In der Vergangenheit haben schon andere Mannschaften mit einem kleinen Kader Großes geleistet", sagt der Österreicher und nennt den THW Kiel und den VfL Gummersbach als Beispiele. "So etwas ist nicht über eine ganze Saison möglich, aber einige Monate kann eine intakte Mannschaft - und die haben wir - das durchaus schaffen."
Dass Spieler wie Lasse Boesen, Tamas Mocsai oder Patrik Fahlgren plötzlich wie befreit aufspielen, überrascht den Trainer nicht. "Wir haben ja nach der WM alles geändert. Wenn du dann in Nettelstedt klar gewinnst und danach auch Ciudad Real schlägst, fangen die Spieler an, daran zu glauben", sagt Vranjes und ergänzt: "Und wenn sie daran glauben und alles geben, steckt ein Super-Potenzial in dieser Mannschaft.*
Das wollen die Flensburger auch gegen Sarajewo zeigen. Die Bosnier haben mit dem 24:23 über Constanza als Gruppenvierte ebenfalls das Achtelfinale erreicht und können heute an der Förde ohne Druck aufspielen. "Bosna hat eine Mannschaft mit jungen Spielern*, sagt Vranjes. Das birgt für den Schweden ein gewisses Gefahren-Potenzial. "Junge Spieler sind in ihrem Handeln manchmal irrational, du weißt nicht, was sie als nächstes machen." Der SG-Trainer wird seine Mannschaft aber darauf einstellen.
Wieder mit dabei zu sein, hofft Viktor Szilaygi. Der Österreicher wurde seit seiner Meniskus-Verletzung im Spiel gegen den DHC Rheinland geschont. "Ich habe heute im Training wieder richtig Gas gegeben und hatte keine Schmerzen", sagte er am Montag. Gestern sollte ein letzter Belastungstest weitere Aufschlüsse geben. "Viktor spielt aber nur, wenn er fit ist. Ich gehe kein Risiko ein", betonte Vranjes.
Zum Glück hat der Schwede - im Gegensatz zu den beiden letzten Spielen in St. Petersburg und Berlin - heute in personeller Hinsicht ein Backup. Fünf Talente aus dem Junior-Team werden auf der Bank Platz nehmen und auch "Einsatzzeiten bekommen bei einem entsprechenden Spielstand", verspricht der Trainer. Das könnte eintreten, das Hinspiel hatte die SG mit 35:23 gewonnen. Wer in der "Königsklasse" ran darf, das wollte Vranjes jedoch erst gestern Abend nach dem Abschlusstraining entscheiden. Im Tor wird es wieder den gewohnten Wechsel geben. Sören Rasmussen steht für Dan Beutler zwischen den Pfosten.