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SG auf dem Selbstfindungs-Trip

Wie jedes Jahr ist der Wiederbeginn der Handball-Bundesliga nach einer viel zu langen Pause wegen viel zu häufiger internationaler Turniere eine Reise ins Ungewisse. Besonders für die SG Flensburg-Handewitt, die elf WM-Teilnehmer stellte, von denen  sich Thomas Mogensen und Michael Knudsen so verletzten, dass sie heute (20.15 Uhr, Campushalle) gegen die TSV Hannover-Burgdorf und auch für weitere Partien ausfallen. Die übrigen Akteure sind körperlich leidlich fit, hier lautet die Frage eher: Wie gelingt nun die Konzentration auf den Alltag, wer hat Erfolg oder Frust mental abgearbeitet und den Kopf wieder frei? SG-Trainer Ljubomir Vranjes ist nicht ganz wohl in seiner Haut: "Man hat ein bisschen Angst. Wenn die Mannschaft fünf Wochen nicht zusammen war, gibt es immer Unsicherheit."
Dieser will Vranjes mit vielen Gesprächen und einem klaren Plan für den Rest der Saison begegnen. Die Rolle jedes einzelnen Spielers wird deutlicher beschrieben und abgegrenzt. So sollen die Spielmacher Viktor Szilagyi, Thomas Mogensen und Patrik Fahlgren nur noch in der Rückraummitte agieren, halblinks sind damit Lasse Boesen und  Petar Djordjic gesetzt. Vor allem der junge Serbe soll häufiger Verantwortung bekommen als in der Vergangenheit. Zudem will Vranjes noch gezielter nach aktueller Verfassung und Leistung aufstellen, womit frühere Verdienste in den Hintergrund treten.
Vranjes ist realistisch genug, den Tabellen-15. TSV Hannover-Burgdorf (9:29 Punkte) nicht zum ganz großen Widerpart zu stilisieren. Dennoch wird es eine intensive Analyse der zwei Auswärtssiege gegen die Niedersachsen (34:24 im Punktspiel, 27:21 im Pokal) geben. Allerdings hat der SG-Trainer da eine Selbstbeobachtung im Sinn: "Wir gucken, was wir gemacht haben, nicht, was Hannover macht." Auch ist es für ihn von untergeordneter Relevanz, in welcher Besetzung die Gäste antreten. Hannover muss auf Stammkreisläufer Gustav Rydergaard verzichten.
Vranjes wird seinen Kader mit zwei Nachwuchs-Akteuren ergänzen. Einen Personaltransfer in die andere Richtung, etwa um das abstiegsgefährdete Junior-Team zu stützen oder eigenen Rekonvaleszenten auf den Weg zu helfen, schließt Vranjes derzeit aus. "Das Risiko ist mir zu groß. Das passt nicht zusammen - wegen des Unterschieds bei Tempo und Athletik zwischen erster und dritter Liga. Wenn Knudsen zurückkommt, bekommt er bei uns im Training eine bessere Praxis als im Spiel bei der Zweiten", so der SG-Trainer, der sich dem Thema aber nicht grundsätzlich verschließen will: "In Zukunft könnte ein Austausch möglich sein. Aber das geht nicht kurzfristig, das muss man sehr genau besprechen."
Gestern gab es noch eine Ehrung für die "Weltmeister der Herzen*. Handewitts Bürgermeister Dr. Arthur Christiansen und Bürgervorsteher Bernd Rehmke empfingen die dänischen Silber-Jungs der SG mit Ausnahme von Lasse Boesen, der wegen eines Trauerfalls fehlte. "Ihr seid jeden Tag für die Leute in dieser Region präsent, ihr seid Stars zum Anfassen", sagte Dr. Christiansen. "Und wann hat man schon einmal sechs Vize-Weltmeister im Verein?" Gleich drei von ihnen - Thomas Mogensen, Michael Knudsen und Sören Rasmussen - wohnen in Handewitt. Das war ein Grund, weshalb die   Feierstunde dort in der Gemeindeverwaltung stattfand. Einen anderen nannte SG-Gesellschafter Manfred Werner: "Handewitt ist Geburtsort für den Leistungshandball. 1974 starteten wir mit der SG Weiche-Handewitt, 293 Zuschauern und einem Etat von 13000 D-Mark."