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Vranjes: "Wir werden uns steigern"

Über Lemgo mag Ljubomir Vranjes eigentlich nicht mehr reden. Und schon gar nicht über mögliche Entschuldigungen für die 27:34-Niederlage nach der vorangegangenen Horror-Woche mit mehr als 70 Stunden in Bussen, Fliegern und auf Flughäfen. "Kein Training, keine Vorbereitung", sagte der Trainer der SG Flensburg-Handewitt zwar, aber: "So geht es auch anderen. Man muss es besser machen. Die Mannschaft hat gelernt, ich habe gelernt - wichtig ist, dass so etwas nicht wieder passiert. Wir werden uns steigern", versprach Vranjes für das Heimspiel in der Handball-Bundesliga gegen den HBW Balingen-Weilstetten heute um 17 Uhr in der Campushalle.
Erstmals seit fast einem Jahr wird heute Michael Knudsen als Aktiver wieder in einen Spielbericht der SG eingetragen. Sein letztes Bundesligaspiel absolvierte der Kreisläufer am 29. Dezember 2009 in Göppingen. "Knudsen ist aktiv, er ist auf der Bank. Ob er spielt, werden wir sehen", sagte Vranjes. Gestern beim Abschlusstraining in der Duburghalle machte der Däne im Abwehrzentrum neben Tobias Karlsson einen sehr fitten Eindruck. "Ich fühle mich gut, mein Körper ist okay", sagte Knudsen, der nach einer Knieoperation auch noch eine Handverletzung sowie einen Eingriff an der vor Jahren lädierten Nase auszukurieren hatte.
Auch in der vergangenen Woche gab es wenig Gelegenheit zur Regeneration. Neun SG-Spieler waren für ihre Nationalmannschaften im Einsatz, den verbliebenen fünf Akteuren gönnte Vranjes ein "etwas schärferes Training, damit die Intensität nicht verloren geht". Das war ein Punkt, den er am vergangenen Sonntag in Lemgo zu bemängeln hatte. Da hatte sich die Mannschaft nach einer "katastrophalen Abwehrleistung in den ersten 20 Minuten" wieder gefangen, doch zu Beginn des zweiten Durchgangs wieder gehen lassen. "Handball ist ein Kampfsport. In der Abwehr musst du kämpfen, weil hinter dir ein Torwart steht, der Hilfe braucht", erinnerte Vranjes noch einmal an Grundlegendes.
Das ist heute wieder gefragt, denn der Tabellenzwölfte HBW Balingen-Weil stetten ist in der Lage, Heimmannschaften einige Probleme zu bereiten. Das erfuhr zum Beispiel SG-Bezwinger SC Magdeburg, der den Süddeutschen mit 23:25 in der Bördelandhalle unterlag. Auch in Berlin setzten die Gäste den Füchsen bis zur 55. Minute zu, bevor sie sich mit 28:32 relativ knapp geschlagen geben mussten. Nicht nur in den Videos von diesen Spielen hat Vranjes die besondere Stärke der Mannschaft seines Kollegen Dr. Rolf Brack beobachtet: "Da kämpft einer für den anderen bis zum Ende. Das ist eine echte Mannschaft. Die können mit fünf, sechs Toren unten sein und zurückkommen. Gegen Balingen darf man nicht eine Sekunde unkonzentriert sein."
Die Gäste setzen auf eine sehr aggressive Abwehr, die stets die Grenzen auslotet, die ihr die Schiedsrichter setzen. "An diese Grenze müssen wir auch herankommen", fordert Ljubomir Vranjes. Der Balinger Angriff ist schwer auszurechnen, die Torschützen verteilen sich ausgeglichen über alle Positionen. "Sie machen das sehr gut mit diesem Kader, spielen geduldig und man sieht deutlich, dass jeder Spieler seine Rolle genau kennt und akzeptiert", so der SG-Trainer.
Spielmacher Viktor Szilagyi kehrt nach seiner Rot-Sperre für die Partie in Lemgo zurück, auch der Einsatz von Linkshänder Oscar Carlén ist trotz Rückenbeschwerden nicht in Gefahr. Damit kann die SG erstmals seit Jahren komplett über alle unter Vertrag stehenden Profis verfügen. Dagegen fällt bei den Gästen Felix Lobedank als Stammkraft im rechten Rückraum aus.
Was das Personal für die Zukunft angeht, gab es in dieser Woche in Flensburg einen leichten Schreck über die Knieverletzung von Holger Glandorf, der im Sommer aus Lemgo kommt. Nach Auskunft von Vranjes gibt es jedoch keinen Anlass zur Sorge um den Linkshänder, der sich einer Meniskus-Operation unterzogen hat. Offen ist nach wie vor die Verlängerung des Vertrages von Tobias Karlsson, der mit dem HSV Hamburg in Verbindung gebracht wurde. "Ich weiß davon nichts. Ich habe seit eineinhalb Wochen nicht mit meinem Berater Martin Schmidt gesprochen", erklärte der SG-Kapitän. Schmidt stehe aber weiterhin in Verhandlungen mit der SG. "Ich kann nur sagen, dass ich mich wohlfühle und gern in Flensburg bleiben möchte", so Karlsson.