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HBW Balingen-Weilstetten

Wenn die Experten im Sommer, vor dem Start einer Saison, über die Abstiegskandidaten liebäugeln, gehört der HBW Balingen-Weilstetten seit Jahren zu den notorischen Nennungen. So war es auch diesmal. Neben den Aufsteigern und dem DHC Rheinland wurde den Schwaben nicht allzu viel zugetraut. So wie es aussieht haben sich alle getäuscht. Erstmals seit dem Bundesliga-Aufstieg 2006 verbuchten die Südlichter der deutschen Eliteklasse bereits vor dem Beginn der Adventszeit eine zweistellige Punktzahl und haben sich vorerst in Bereichen festgesetzt, die nicht als Abstiegszone, sondern als unteres Mittelfeld zu bezeichnen sind.
Am Beginn der Serie stand zwar noch eine vernichtende 18:40-Schlappe beim Rekordmeister THW Kiel, doch ab Oktober machte sich an der Schwäbischen Alb die Höhenluft bemerkbar. Die beiden bislang erstaunlichsten Ergebnisse: ein Remis im Südderby gegen FA Göppingen und ein 25:23-Auswärtssieg beim SC Magdeburg. „Wir haben hier keineswegs den Superstar, aber dafür eine Teamqualität, eine taktische Spielintelligenz und hochtalentierte Handball-Persönlichkeiten", strahlt Trainer Dr. Rolf Brack. „Die ziehen ihre taktische Stärke aus der Kontinuität."
Für viele ist der Coach einer – wenn nicht sogar der – Hauptverantwortliche für diese Blüte. Sportwissenschaftler an der Uni Stuttgart, mehrfacher Bundesliga-Aufsteiger, Mitglied in der Bundeslehr-Kommission des Deutschen Handball-Bundes (DHB) – zu sagen, der Handball spiele im Leben von Rolf Brack eine Hauptrolle, wäre eine starke Untertreibung. Manche behaupten, er sei besessen von diesem Sport, denke tagaus, tagein an nichts anderes. Auf dieser Grundlage entstehen auch schon einmal verblüffende taktische Winkelzüge wie der häufig eingewechselte siebte Feldspieler. „Wenn du über viele Jahre eine gewisse Systemstärke entwickelt hast, dann kannst du mit deiner Mannschaft auch mal über konventionelle Standards hinausgehen und verrückte Sachen machen", erklärt Rolf Brack. „Insofern ist es schon mein Ziel, innovativ zu bleiben, um den Gegner zu überraschen."
Im August waren die Aussichten alles andere als rosig. Mit spitzem Bleistift hatte der HBW seinen knapp zwei Millionen Euro umfassenden Etat aufgestellt. Einmal mehr hatte der Transfer-Saldo negative Ausmaße. Nach den Abgängen von Nationalspielern wie Martin Strobel, Stefan Kneer und Robert Weber in den Vorjahren war der Aderlass diesmal qualitativ nicht so dramatisch, aber immerhin verabschiedeten sich fünf Akteure aus dem Kader – und nur zwei stießen dazu. „Es zählt nur den Klassenerhalt", so die offizielle Zielsetzung. Zum Glück für die Balinger integrierten sich die beiden einzigen Neuverpflichtungen, der Österreicher Roland Schlinger und der Franzose Johan Boisedu, schnell. Und auf die bewährten Kräfte wie Keeper Nikola Marinovic, Spielmacher Benjamin Herth, Kreisläufer Wolfgang Strobel oder Abwehr-Haudegen Frank Ettwein war einmal mehr Verlass.

Daten HBW Balingen-Weilstetten