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Traumhafte Premiere für Vranjes

Wieder die Löwen! Wieder ein "Erweckungserlebnis" wie in der Vorsaison? Mit einem 32:31 (16:16)-Sieg im Schlagerspiel der Handball-Bundesliga hat sich die SG Flensburg-Handewitt aus dem emotionalen Tief nach der Entlassung vor Trainer Per Carlén befreit. Sein Nachfolger Ljubomir Vranjes feierte mit dem wohl nur von wenigen erwarteten Erfolg über die Rhein-Neckar Löwen eine traumhafte Premiere, die Auftakt zu einem neuerlichen Lauf des Vorjahresdritten sein könnte, wenn sich die Mannschaft auf diesem Niveau stabilisiert.
Den Löwen blieb wieder nur der Katzenjammer. Schon im Herbst 2009 waren sie der "Aufbaugegner" für eine SG, die im Mittelmaß zu versinken schien. Gestern entgingen sie immerhin einer Wiederholung des Debakels beim letzten Aufeinandertreffen und trugen ihren Teil zu einem spannenden und über 60 Minuten hochklassigen Match bei. Allein: "Wir haben nicht gut genug gespielt, um zu gewinnen. Wir haben verdient verloren’", gab Manager Thorsten Storm zu. Trainer Gudmundur Gudmundsson mäkelte an Entscheidungen der Schiedsrichter Damian/Wenz in der Schlussphase herum, kreidete seinem Team aber auch einen Anteil an der Niederlage an: "Wir waren fünf bis sieben Minuten unkonzentriert und haben zu früh geworfen. Das wurde teuer."
Der Einstand des jüngsten Trainers der Bundesliga war nach dem Geschmack der 6300 Fans in der Campushalle. Von einen 0:3-Schock nach drei Minuten erholte sich die SG schnell. In der Folgezeit setzte die Flensburger Abwehr gute Blocks, zudem lief Dan Beutler im Tor nach anfänglichen Schwächen zu überragender Form auf. Vorn zeigte sich die Mannschaft von Ljubomir Vranjes perfekt eingestellt auf die offensive Deckung der Löwen mit Uwe Gensheimer als Spitze gegen Oscar Carlén. Die Formation der Gäste wurde mit Esprit und Entschlossenheit immer wieder geknackt. Lasse Boesen brach sich im Kampf Mann gegen Mann Bahn, Thomas Mogensen setzte seine Dynamik ein, Anders Eggert schoss dem zuletzt besten Torwart der Liga, Slawomir Szmal, zwei Mal durch die Hosenträger.
Da konnte es die SG verkraften, dass Carlén sich zwar kämpferisch und verzweifelt bemüht zeigte, aber auch eine Verunsicherung nicht verbergen konnte. Kurz zuvor hatte er zum ersten Mal öffentlich bestätigt, dass er Flensburg verlassen wird - mit welchem Ziel, sagte er indes noch nicht.
Die SG erarbeitete sich nach elf Minuten mit 6:5 den ersten Vorsprung und ließ danach nie mehr eine Führung der Löwen zu. "Wir haben es endlich geschafft, ruhig zu bleiben und konzentriert weiter zu spielen, auch wenn uns mal Fehler unterlaufen sind", sagte Nationalspieler Jacob Heinl, "wir brauchten so ein Spiel. Jetzt müssen wir am Mittwoch in Gummersbach nachlegen." Auch als die Löwen hartnäckig an ihre Chance glaubten, ihr Deckungssystem auf 6:0 umstellten und immer wieder den Ausgleich schafften, bewahrte die SG einen kühlen Kopf und ein heißes Herz. Nach 45 Minuten hielt es niemanden mehr auf seinem Sitz. "Das sind die schönsten Siege", sagte SG-Spielmacher Viktor Szilagyi, "das haben wir gemeinsam mit unseren Fans gewonnen." Der Österreicher würdigte aber auch den mentalen Kraftakt der Mannschaft in einer schwierigen Situation: "Das zeigt, was für starke Charaktere wir in der Mannschaft haben."
Vranjes traf auch der Bank jederzeit die richtigen Entscheidungen, setzte sein Personal klug ein. Er vergaß jedoch nicht, den Anteil seines Vorgängers zu betonen. "Ich bin sehr stolz auf die Mannschaft. Ich bin kein Zauberer, der in kurzer Zeit so viel bewirken konnte. Das war auch Pers Sieg."