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„Es wird ein großer Wettkampf“

Er kann dem Thema nicht entfliehen, die Formel „kein Kommentar“ ist längst kein Ausweg mehr. Also fügt sich Per Carlén vor dem Nordderby der Handball-Bundesliga beim HSV Hamburg (heute 20.15 Uhr) und stellt sich – ganz Profi – den Fragen nach seiner Zukunft, die – so wollen es die versammelten Medien der Hansestadt wissen – den Trainer der SG Flensburg-Handewitt ab dem kommenden Sommer an die Elbe führen soll.
„Mein Entschluss rückt näher“, sagt Carlén, „es geht nur noch um wenige Fragen.“ Vor allem aber, darauf legt er großen Wert, gehe es um eines: „SG oder nicht SG. Ein anderer Verein spielt im Moment überhaupt keine Rolle.“ Eine Woche verbrachte er während der Punktspielpause im heimischen Ystad, beriet sich mit seiner Frau Meka.  Die Entscheidung werde er allein treffen: „Es ist eine ganz persönliche Sache.“ Er wirkt glaubhaft, wenn er versichert, dass er sich noch nicht zu 100 Prozent sicher sei, was nach dem 30. Juni, dem Ende seines laufenden Vertrags in Flensburg, geschieht.
Klare Worte findet Per Carlén zu dem, was heute nicht geschehen soll. Am 8. März 2008 schockte HSV-Boss Andreas Rudolph die Flensburger nach deren 30:32-Niederlage mit der süffisanten Mitteilung, dass er einen Vertrag mit Blazenko Lackovic habe. Schon wird vermutet, dass er heute zu einem ähnlich Schlag ausholen könnte und den angeblich  längt besiegelten Trainer-Kontrakt präsentiert – mit Carléns Unterschrift.
„Das kann nicht passieren“, sagt  der Schwede, den dann selbst die Lust zum  Spekulieren packt: „Rudolph ist ja nicht blöd. Er behält Martin Schwalb als Manager im Verein. Und hätte gleich einen Ersatz, wenn er seinen Wunschtrainer nicht bekommt – Plan B.“ Nur die glasharte Aussage, dass der HSV für ihn nicht in Frage kommt – die lässt sich Carlén nicht entlocken. Poker oder persönlicher Spaß mit allen Spekulanten? Das bleibt vorerst sein Geheimnis.
Viel lieber redet Per Carlén über das Spiel und über seine Mannschaft. Gestern geriet er geradezu ins Schwärmen. Zum einen über die Kulisse mit 13171 Besuchern in der O2-World: „Ausverkauft, das ist fantastisch, wir freuen uns unglaublich darauf. Es wird ein großer Wettkampf.“ Zum anderen begeistert sich der SG-Trainer an seinem aktuellen Job: „Die Mannschaft hat eine riesige Entwicklung gemacht, vor allem im Spiel gegen offensive Deckungen. Es geht Woche für Woche voran. Das Team ist wie ein großes Gehirn, alle denken das Gleiche. Wir leben von unserer Schnelligkeit, unserer Physis, wir spielen schönen Handball.“ Hamburg sei heute zwar Favorit, aber die SG sei gut vorbereitet, „ich habe ein gutes Gefühl“, versichert Carlén. Gestern wurde noch eine Zusatzschicht im Mittagstraining gefahren. „Normalerweise bearbeiten wir fünf oder sechs Spieler beim Gegner. Vor Spielen gegen Kiel, Hamburg oder Rhein-Neckar Löwen dauert es immer länger, da sind es zehn bis zwölf Spieler, um die wir uns kümmern müssen“, erläutert der SG-Coach.
Es werde besonders darauf ankommen, die ehemaligen Flensburger Lackovic und Marcin Lijewski zu stoppen. Das glückte der SG bereits im Heimspiel im März, aber dann warf Mittelmann Domagoj Duvnjak den HSV zum 29:25-Sieg. Gelänge es, dieses Problem zu lösen und hielte die SG auch noch Kreisläufer Igor Vori in Schach, würden die Chancen steigen.  Carlén: „Wenn wir gut in der Abwehr stehen, haben wir eine Supermöglichkeit.“
Die Personalsorgen haben sich abgesehen von Michael Knudsens Handblessur weitgehend gelegt. Tobias Karlsson trainierte gestern ohne Kniebandage. Oscar Carlén trug noch eine Gesichtsmaske, um die vor drei Wochen angeknackste Nase zu schützen, wird aber uneingeschränkt spielen können, auch wenn ihn ein frisch eingefangenes blaues Auge ziert. Beim HSV fehlt Pascal Hens, was der SG in die Karten spielen könnte. Lackovic ist zwar in blendender Form, kann nach Carléns Einschätzung aber nicht 60 Minuten Gas geben. Wenn er eine Pause braucht, spielen Duvnjak oder Michael Kraus halblinks. „Dann verliert der HSV dort etwas an Wurfkraft.“