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Furiose Flensburger Startphase

Drei Heimpleiten in fünf Bundesliga-Spielen – der Stachel saß offenbar tief. Zumindest fertigten die Handballer der SG Flensburg-Handewitt im Verfolgerduell den TV Großwallstadt mit 34:27 (16:11) ab. Und nach den Taten folgten die Worte. „Wir wollten den Zuschauern ein sehr gutes Spiel bieten“, sagte SG-Rechtsaußen Lasse Svan Hansen nach dem Schlusspfiff. „Außerdem haben wir uns fest vorgenommen, bis zum Ende der Saison kein Heimspiel mehr zu verlieren.“
Fast hätte man meinen können, dass dieses Versprechen auch dafür verantwortlich war, dass die SG schon vor dem Anpfiff dem Gast nicht den Vortritt gelassen hatte. Doch das hatten sich die Süddeutschen selbst eingebrockt. „Dieser Weg wird kein leichter sein", erklang der Hit von Xavier Naidoo, zu dem die Gastmannschaften gewöhnlich in die „Hölle Nord“ einlaufen. Nur: Von den Unterfranken war nichts zu sehen. „Wahrscheinlich haben wir uns im Zeitplan vertan“, gestand TVG-Kapitän Andreas Kunz später. „Als wir dann aus unserer Kabine kamen, sagte uns jemand von der Organisation, dass nun erst die Flensburger an der Reihe seien.“
Ebenso schlafmützig agierten die Großwallstädter auf dem Spielfeld und zerstörten bereits frühzeitig die Hoffnungen, ihren guten Saisonstart mit dem ersten Sieg in Flensburg seit Januar 1997 zu vergolden. Nach 5:05 Minuten – die SG führte bereits mit 5:1 – warf TVG-Coach Michael Biegler die grüne Karte auf den Kampfrichtertisch. Schon jetzt begann er, mit seinem Personal zu rotieren. Doch gegen die SG war an diesem Nachmittag kein Kraut gewachsen.
Die SG hatte für diese richtungweisende Partie alles aufgeboten, was möglich war. Die zuletzt angeschlagenen Akteure standen ihren Mann in der Startformation. Oscar Carlén (gebrochene Nasenscheidewand) markierte mit seinem dritten Treffer das 10:2 (14.), Dan Beutler (Oberschenkel-Hämatom) hielt laut SG-Coach Per Carlén „in den ersten 20 Minuten überragend“, und Tobias Karlsson (Reizknie) unterstützte den Abwehr-Mittelblock. Das zeigte schnell Wirkung. „Die SG-Deckung sieht immer sehr kompakt aus“, so Moritz Schäpsmeier, Großwallstadts bester Rückraumschütze. „Da muss man Mut aufbringen und mit Rückraumtoren dagegenhalten. Wir waren aber zu naiv.“ Die SG antwortete mit blitzschnellen Kontern und viel Spielfreude.
Einen 60-minütiger Sturmlauf gab es allerdings nicht – und war wohl gegen den Tabellensiebten auch nicht zu verlangen. „Wenn man die ersten 15 Minuten so furios beginnt, kann man die restlichen 45 Minuten nicht so weiterspielen", sagte SG-Geschäftsführer Holger Kaiser. Er zeigte sich erfreut, dass die Mannschaft „zur alten Qualität und zum alten Selbstvertrauen" zurückgefunden hat.
Per Carlén wechselte frühzeitig munter durch. „Zehn verschiedene Torschützen, das spricht für die Breite in unserem Kader“, freute er sich, um dann doch ein nachdenkliches Resümee vor der anstehenden Länderspiel-Pause zu fällen: „Zu diesem Zeitpunkt wollte ich eigentlich nur zwei Minuspunkte auf unserem Konto haben.“ Die Niederlagen gegen Berlin und Magdeburg passen nicht in die Kalkulation.