Stripes
Stripes
Archiv

Duell zwischen Jugend und Routine

Große Namen versprechen ein großes Match. Die Spiele zwischen der SG Flensburg-Handewitt und dem RK Celje zählen seit den Duellen in der Champions League zu den Klassikern im europäischen Handball, bei denen die Erinnerung die Vorfreude befeuert. Heute ist es wieder so weit, um 17 Uhr steigt in der Campushalle die erste Begegnung im Viertelfinale des EHF-Pokals, das zusätzliche Brisanz aus dem Wiedersehen mit einer Reizfigur in Person von Celjes neuem Trainer Noka Serdarusic bezieht.
Eine Woche später ist das Rückspiel in Slowenien, und wenn die Flensburger danach frohe Ostern feiern wollen, sollten sie sich schon heute möglichst ein Polster verschaffen. „Fünf bis sieben Tore Vorsprung“, nennt SG-Trainer Per Carlén seine Idealvorstellung, „das würde uns einigen Druck nehmen und für Celje Stress bedeuten.“
Sechs Mal traf der Bundesligist bereits auf das slowenische Ausnahmeteam. Dabei gab es zwei Siege und  ein Remis in der Campushalle, alle Partien in Celje gingen verloren. Deshalb wünscht sich Carlén, dass Flensburg den Männern in Gelb eine ähnliche Kulisse bereitet, wie sie am Ostersonnabend der SG in Slowenien bevorsteht. „Wir brauchen die Fans. Am besten wäre  eine Stimmung wie am Dienstag gegen Hamburg“, sagt der Schwede. Noch sind allerdings viele Plätze in der Campushalle frei.
Flensburg gegen Celje, das ist der Kampf zwischen Jugend und Routine. Die Gäste setzen auf in etlichen internationalen Handball-Schlachten gestählte Recken. Denen wollen die Flensburger mit Tempo und besserer Physis begegnen. „Celjes Rückraum ist im Schnitt 32 Jahre alt und muss durchspielen. Bei uns ist das Durchschnittsalter 26 – das könnte ein Vorteil für uns sein“, hofft Carlén.
Der RK Celje schaffte nach einer kurzen Schwächephase die Rückkehr zu alter Stärke, nachdem verlorene Söhne von Auslandseinsätzen zurückgeholt wurden. Linkshänder Renato Vugrinec (Magdeburg, Portland San Antonio), Spielmacher Uros Zorman (Ciudad Real) und  der Halblinke Ales Pajovic (Ciudad Real, THW Kiel) sind die alten und neuen Stars der Mannschaft, dazu zählt auch der  Linksaußen Eduard Kokscharow, der Celje seit elf Jahren treu ist und in allen Spielen gegen Flensburg zu den Besten gehörte. „Gegen den habe ich noch gespielt – der muss ganz schön alt sein“, scherzte Per Carlén (49).
Tatsächlich ist der Russe 34 Jahre alt und auch wenn er etwas rundlich geworden ist, hat der SG-Coach Respekt vor Kokscharow. Speziell, wenn dieser als Spitze der offensiven Celje-Abwehr fungiert: „Der liest das Spiel, der weiß, was passiert, der macht keine Fehler.“
In Celjes Offensive ist Uros Zorman die entscheidende Figur – begnadet, aber auch launisch. „Er ist der Architekt des Angriffs, ein Superspieler. In seinen besten Momenten ein Typ wie Ivano Balic“, meint Carlén. Über große Routine verfügt Celje auch am Kreis. Dort wühlt der Serbe Alem Toskic (früher RK Zagreb). Auf Rechtsaußen wirbelt der aus Zagbreb zurückgekehrte Dragan Gajic. Traditionell stark ist Celje im Tor besetzt. Für Dejan Peric und Gorazd Skof wurden starke Nachfolger gefunden. Nummer eins ist  der Slowake Richard Stochl, zudem stehen in Aljosa Rezar der aktuelle und in Beno Lapajne der ehemalige slowenische Nationalkeeper zur Verfügung. 
Mehr als sieben Stunden hat Carlén die Slowenen per DVD studiert und festgestellt, dass sein Kollege Serdarusic dem Spiel des RK Celje in kürzester Zeit seinen Stempel aufgedrückt hat. „Da ist mehr Struktur im Gegenstoß, da sind Schweden-Spielzüge wie in Kiel und die ,russische Sperre’. In der Abwehr wird häufiger 6:0 gespielt“, sagt Carlén und staunt: „Normalerweise dauert es Jahre, bis das funktioniert.“ In der slowenischen Liga wagt Celje unter Serdarusic entgegen der Gepflogenheiten des Balkan-Handballs zunehmend das Tempospiel der Bundesliga. Heute erwartet Carlén allerdings eher, dass die Gäste das Spiel verschleppen werden. „Wenn die anfangen, mit uns zu laufen, sind sie schnell kaputt.“ Zumal mit dem verletzten Abwehrspezialisten Mladen Kozlina eine wichtige Wechseloption ausfällt. Carlén hat bis auf die Langzeitverletzten aktuell keine Personalsorgen. Leichtere Blessuren aus dem Hamburg-Spiel bereiten keine Probleme.