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Derby: Die Kapitäne im Gespräch

Marcus Ahlm spielt seit 2003 für den THW Kiel, Torge Johannsen steht seit 2004 im Bundesliga-Kader der SG Flensburg-Handewitt. Beide haben schon viele Landesderbys miterlebt, können über die Rivalität der beiden Nordklubs aus dem Nähkästchen plaudern. Eine Funktion eint den THW-Kreisläufer und den SG-Rechtsaußen seit Sommer: Sie sind die Kapitäne ihrer Teams. Der KONTER sprach mit den beiden.

Die beiden schleswig-holsteinischen Top-Klubs sind mit einem neuen Kapitän in diese Saison gestartet. Wie kommt man zu dieser Funktion?
Marcus Ahlm: (schmunzelt) Unser Trainer Alfred Gislason kam zu mir und hat mich gefragt. So einfach war das, so ein Amt nimmt man gerne an.
Torge Johannsen: Wir brauchten einen neuen Kapitän, da Michael Knudsen dieses Amt nicht mehr ausüben wollte. Unser Trainer Per Carlén hat sich dann ein Bild gemacht, den Grundtenor in der Mannschaft analysiert und hat dann mit mir gesprochen.

Ist dieses Amt eine Belastung oder eher eine Ehre?
Torge Johannsen: Sicherlich ist es etwas anders, Kapitän zu sein. Man hat den einen oder anderen Termin mehr, bringt als Sprachrohr der Mannschaft deren Wünsche vor und hat für einige Dinge einen anderen Blick. Es ist aber eine Ehre, zum Kapitän ernannt zu werden.
Marcus Ahlm: Auch für mich ist es eine Ehre. Kapitän beim THW zu sein, ist aber auch eine Herausforderung, die sich als etwas leichter darstellt, wenn man zu den Erfahrenen im Team gehört. Wir haben eine sehr gute Stimmung in der Mannschaft. Wir arbeiten daran, dass es so bleibt. Deshalb hat man als Kapitän zahlreiche Gespräche mit der Mannschaft, aber auch mit dem Verein.

Unter den Fans wird das Landesderby immer mit größter Spannung erwartet. Wie sehen es die Spieler? Kribbelt es schon Tage vorher?
Marcus Ahlm: Auch die Spieler freuen sich schon Tage vorher. Man weiß, dass die Halle voll sein wird, eine gute Stimmung herrscht und man auf einen starken Gegner trifft. Es ist immer etwas Besonderes, gegen den Nachbarn zu spielen.
Torge Johannsen: Da kann ich zustimmen. Die Voraussetzungen haben sich in den letzten zwei bis drei Jahren allerdings etwas verändert, da sich der THW etwas wegentwickelt hat. Diese neue Konstellation muss für uns aber kein Nachteil sein. Wir können etwas freier aufspielen und spüren nicht den gewaltigen Druck, gegen den THW gewinnen zu müssen.

Marcus Ahlm: „Die SG ist stärker als vor einem Jahr.“  

Ihr spielt nicht zum ersten Mal ein Derby: An welches erinnert ihr euch am liebsten?
Torge Johannsen: Vor gut zwei Jahren gewannen wir gegen den THW mit 37:32, hatten zwischenzeitlich einen 14:3-Lauf – die Stimmung in der Halle war unglaublich.
Marcus Ahlm: (schmunzelt) Alle Spiele, die wir gewonnen haben, waren sehr schön. Seitdem ich beim THW Kiel bin, waren das schon so viele, dass ich nicht speziell eine Partie herauspicken kann. Jeder Sieg hatte seinen eigenen Höhepunkt.


Bei aller Rivalität: Wie ist das Verhältnis unter den Handballern beider Teams? Gibt es Spieler auf der anderen Seite, die man sympathisch findet?
Marcus Ahlm: Es gibt keine Probleme zwischen beiden Teams. Wir alle kennen uns mittlerweile gut aus den vielen Spielen und behandeln uns gegenseitig mit Respekt. Einige Landsleute kenne ich natürlich noch besser, zum Beispiel Dan Beutler aus der Nationalmannschaft. Als ich noch in Schweden spielte, habe ich in der gleichen Stadt wie Per und Oscar Carlén gewohnt. Das war in Ystad, und Oscar Carlén war damals noch ein Junge.
Torge Johannsen: Ja, die Schweden-Fraktion kennt sich untereinander gut. Ich habe keinen direkten Bezug zu einem Spieler des THW Kiel. Letztendlich sind wir Profis und dementsprechend verhalten wir uns.

Wer gewinnt das heutige Derby?
Marcus Ahlm: Ich hoffe, dass wir gewinnen. Ich schätze die SG aber stärker ein als vor einem Jahr. Wir befinden uns noch in der Frühphase der Saison, müssen noch unsere Neuzugänge weiter integrieren. Beide Teams werden im Laufe der nächsten Wochen und Monate sicherlich noch stärker werden.
Torge Johannsen: Wir müssen am Limit spielen, brauchen eine sehr gute Torhüter-Leistung sowie die absolute Unterstützung der 6300 Zuschauer in der Campushalle. Wenn sich einer dieser drei Punkte nicht erfüllt, wird es sehr schwer für uns.