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"Kopf hoch" und mit Vollgas weiter

Oldie Johnny Jensen zeigt sich imponiert von der SG Flensburg-Handewitt und glaubt an einen versöhnlichen Abschluss. "Diese Saison ist verdammt schlecht gelaufen. Aber wir sind jetzt aufgeräumt und werden um die Mini-Chance kämpfen, um uns doch noch für die Champions League zu qualifizieren." Die klaren Worte stammen von Johnny Jensen, dem Senior im Team der SG Flensburg-Handewitt, der auch im Viertelfinal-Drama beim HSV Hamburg aufgrund einer Knieverletzung zum Zuschauen verdammt war. "Wir haben das Duell mit dem HSV in Flensburg verloren, nicht in Hamburg", stellte der Norweger nach dem 31:29-Sieg fest. Ein enormer Achtungserfolg, der den Abschied aus der Königsklasse dennoch nicht verhindert hatte.
Und da war es wieder, dieses bittere "Ein-Tor-fehlt"-Erlebnis, dass die SG in dieser Saison wie verhext die Treue hält. "Wir hätten den Sack zumachen müssen, aber haben in den letzten drei Minuten kein Tor mehr geworfen. Das rächt sich", berichtet der Abwehrchef, der fleißig an einem Comeback arbeitet. Vielleicht schon am Mittwoch in Dormagen, aber spätestens am Wochenende im Heimspiel gegen Magdeburg will das Kraftpaket wieder angreifen. Eine Personalie, die nach dem jüngsten Ausfall von Lasse Boesen (Knöchelverleztung) im Lager der SG sicherlich gerne gehört wird. "Wenn man so will, können wir uns jetzt voll auf die Bundesliga konzentrieren. Da warten schwere Spiele auf uns. Aber mir ist nicht bange, denn wir haben eine Super-Einstellung gezeigt, kämpfen bis zum Umfallen und müssen den Schwung mitnehmen. Wir haben sehr viele Verletzte und trotzdem in Hamburg gewonnen. Das können nicht viele Mannschaften von sich behaupten. Wir gehen erhobenen Hauptes in die Restsaison", muntert der kantige Rechtshänder sein arg gebeuteltes Team auf.

Die Verletzung von Lasse Boesen warf die SG aus der Bahn.

Eine Geste, die nach dem Drama von Hamburg auch an die richtige Stelle floss. Immerhin stand die SG dank der besten Saisonleistung bis zur allerletzten Spielminute mit einem Bein im Halbfinale, hatte im Hexenkessel Colorline-Arena allen Widrigkeiten getrotzt und dem hochfavorisierten HSV glatt den Schneid abgekauft. Die Hypothek aus dem Hinspiel, eine verdiente 25:28-Niederlage, wirkte nicht lähmend, sondern beflügelte die Gäste aus dem hohen Norden. Der Lohn war eine permanente Führung, die in der 42. Spielminute sogar komfortable sechs Tore betrug. Beim 23:17 war der Scheitelpunkt erreicht, das 26:21 (48.) und 29:24 (53.) schlugen das Tor zur Vorschluss-Runde noch meilenweit auf − nur durchmarschieren tat das Team von Gäste-Trainer Per Carlén nicht.
Die Fuß-Verletzung von Lasse Boesen warf die Gäste empfindlich aus der Bahn, der Vorsprung schmolz wie Butter in der Sonne und angeführt vom Ex-Flensburger Blazenko Lackovic entriss der HSV dem Nord-Rivalen im allerletzten Augenblick das Halbfinal-Ticket noch aus der Hand. In den letzten sechs Jahren gehörte die Nordlichter zum festen Inventar der Königsklasse − ob und wann die Rückkehr gelingt, ist ungewiss.