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Die Siegermentalität ist zurück

Die linke Faust war geballt und gen Hallendecke gestreckt, als Mannschaftskapitän Michael V. Knudsen die SG Flensburg-Handewitt in der Bundesliga-Partie gegen den TBV Lemgo aufs Parkett führte. Selbstbewusstsein und Siegeswille strahlte der Däne mit dieser Geste aus, als er sein Team aus dem, in Kunstnebel gehüllten und feuerrot gefärbten, Spielertunnel in die abgedunkelte Campushalle führte. Es sollte nicht das letzte Mal sein, dass die SG-Anhängerschar an diesem Tag die freudige Faust ihres Spielführers sehen sollte.
Die Anzeigentafel hatte erst 55 Sekunden auf der Uhr, da war sie wieder, die Kundsen-Faust. Der dänische Nationalspieler hatte soeben das 1:0 erzielt. 59 Spielminuten später war die Partie zu Ende, die SG hatte knapp, aber verdient mit 27:25 (15:11) gegen den TBV Lemgo gewonnen und da war sie erneut, die Knudsen−Faust. Erleichtert streckte der Europameister sie empor und fand zuerst Lasse Boesen und Erlend Mamelund − der nach fast drei Monaten Verletzungspause sein Comeback gefeiert hatte − zum Abklatschen. Erleichterung war deshalb zu spüren, weil die SG ein Spiel, dass sie bis zur Mitte des zweiten Durchgangs nahezu nach Belieben diktiert hatten, beinahe noch aus der Hand gegeben hätte.

Thomas Mogensen setzt sich zum 26:24 durch.

Am Ende waren es jedoch drei Faktoren, die das Sieges-Pendel zu Gunsten der Gastgeber ausschlagen ließ. Da war zum Einen Torwart Dan Beutler, der nicht nur laut SG-Geschäftsführer Fynn Holpert "einmal mehr eine überragende Leistung" abgeliefert hatte. Zum Zweiten war da Spielmacher Thomas Mogensen, der mit seinen Treffern zum 25:23 (53.) und 26:24 (58.) bewiesen hat, dass er ein Mann für die entscheidenden Situationen ist und dann war da ein neues Selbstbewusstsein in den Reihen der SG zu spüren. Während Holpert nicht über "hätte, wenn und aber" sprechen wollte, gestanden sowohl Beutler, als auch Mogensen, dass man so ein Spiel im Dezember "wohl noch verloren hätte". Doch da war noch SG Sieges-Faktor Nummer drei an diesem Tag: "Die Gewinnermentalität", wie Keeper Beutler es nannte. Die hatte die SG im Saisonverlauf zeitweise verloren, doch jetzt ist sie in den Augen des Schweden "zurückgekehrt".
Dank eines in Weltklasse-Form auftrumpfenden Beutler und einer beinharten und bis aufs äußerste beweglichen Abwehr, hatte sich die SG von Beginn an eine Führung erspielt, die auf ihrem Scheitelpunkt (17:11/34.) sechs Tore Vorsprung betraf. Verbesserte Gäste und mangelnde Chancenverwertung (eine doppelte Überzahl endete 0:0) fand Lemgo jedoch zurück ins Spiel und konnte beim 23:23 (49.) durch Michael Kraus ausgleichen. Das Ende ist bekannt. "Mit dem Spielwitz und dem Selbstvertrauen das derzeit bei uns im Team herrscht, glaube ich daran, dass wir auch in Göppingen gewinnen", sagte Mogensen nach Spielende und richtete den Blick bereits auf die nächste Aufgaben. "Im Heimspiel gegen Nordhorn ist ein Sieg ohnehin Pflicht und wenn wir am letzten Spieltag noch zwei Punkte benötigen, dann hoffe ich, dass das ausschlaggebend für einen Sieg in Kiel ist." Wie es auch kommen mag, nach dem Erfolg gegen Lemgo kann die SG die Europapokal-Teilnahme in der Saison 2009/10 fest buchen.