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Leidenschaft pur – die SG verzückt ihre Fans

Handball mit Herz und großem Kampfgeist – einfach Leidenschaft pur: Die SG Flensburg-Handewitt hat mit dem 32:28 (15:14) über den HSV Hamburg eindrucksvoll nachgewiesen, dass mit ihr in der Handball-Bundesliga wieder zu rechnen sein wird, wenn alle Mann an Bord sind.
Sie hätten am liebsten jeden Spieler in den Arm genommen und „geknuddelt“. Sie klatschten und sangen – Minuten lang. Die über 6000 Fans feierten ihre SG Flensburg-Handewitt, als hätte sie gerade einen Titel gewonnen. Dabei war das 32:28 (15:14) über den HSV Hamburg lediglich ein weiterer kleiner Schritt in Richtung Europacup gewesen. Mehr nicht. Doch die Art und Weise, wie sich die Flensburger gegen den Tabellenzweiten aus der Hansestadt präsentiert hatten, wie sie den Favoriten in einem packenden Kampfspiel niedergerungen hatten, war beeindruckend gewesen. „Einfach nur geil“, meinte Wolfgang Weiß, der im Presseraum die Journalisten betreut, und brachte mit diesen drei Worten das zum Ausdruck, was  in der Campushalle alle empfanden.
Anerkennung für eine großartige Leistung gab es auch vom Gegner. „Die SG hat beeindruckend gekämpft, das war ein verdienter Sieg“, meinte HSV-Trainer Martin Schwalb. „Flensburg hat ein super Spiel gemacht. Das war heute große Werbung für den Handball. Wir haben gesehen, in welch großartiger Sportart wir aktiv sind“, meinte HSV-Sportdirektor Christian Fitzek.

Jubel in der "Hölle Nord"

In der Tat hatte die Partie alles geboten, was den Handball so attraktiv macht. „Viel Kampf und ein wenig Blut“, umschrieb SG-Trainer Per Carlén die 60 Minuten, in denen seine SG Höhen und Tiefen erlebt hatte. Beim 12:7 (23. Minute) waren die Gastgeber obenauf gewesen (Mogensen: „Das war das Beste, was wir in dieser Saison bis dahin gespielt haben“). Doch in der 34. Minute beim 16:17 schien die SG am Boden, zumal 60 Sekunden später Lasse Boesen mit einem Einriss im rechten Ohr nach einem Wurf von Marcin Lijewski für einige Zeit vom Feld musste und in der 39. Minute Michael Knudsen nach einem Foul an Pascal Hens zu Recht Rot sah. Aber die SG kam zurück. In Unterzahl setzte sie sich von 21:20 auf 23:20 ab und zog nach dem 24:23 entscheidend auf 30:24 davon. Die Zuschauer hielt es nicht mehr auf ihren Sitzen.
„Wir haben als Mannschaft hervorragend funktioniert“, nannte Thomas Mogensen als Hauptgrund für den Erfolg. „Die ganze Mannschaft hat super gekämpft“, lobte der Trainer. Dennoch verdienten sich drei Akteure ein Sonderlob: Dan Beutler, Lasse Boesen und Jacob Heinl. Der schwedische Keeper war für Martin Schwalb der „entscheidende Mann“ in diesem Nordderby. Beutler hielt insgesamt 18 Würfe und war in der Phase, als die SG davonzog, kaum zu bezwingen. „Es war sehr wichtig, dass er in der engen Phase Bälle gehalten hat“, sagte Lasse Boesen. Doch der Schwede gab sich bescheiden. „Wir haben 50 Minuten lang eine sehr gute Abwehr gespielt.“
Sein bislang bestes Spiel im SG-Trikot lieferte Lasse Boesen ab. Der Däne, der unter Kent-Harry Andersson als wehleidiger Außenseiter kaum Einsatzzeiten bekam, ist unter Per Carlén zu einer Führungspersönlichkeit gereift. Der 29-Jährige traf gegen Bitter und  Sandström, wie er wollte, erzielte insgesamt zehn Treffer und war gerade in den letzten elf Minuten der Torgarant der SG. „Das ist Lasse, wenn er richtig heiß ist“, meinte Thomas Mogensen, und Lars Christiansen ergänzte: „Der alte Holzfuß hat heute mal richtig getroffen.“ Lob für Boesen gab es auch von höherer Stelle. „Lasse ist eine Persönlichkeit. Zusammen mit Michael Knudsen ist er mittlerweile der Chef auf dem Platz“, meinte Manager Fynn Holpert.
Und im Abwehrzentrum bot Youngster Jacob Heinl eine überragende Partie. Was der 22-Jährige leistete, nötigte Trainer Per Carlén größten Respekt ab: „Jacob hat schon jetzt internationale Klasse.“ Auch die Mitspieler machten dem Jungspund Komplimente. „Das war eine Spitzenleistung“, sagte Dan Beutler. „Jacob war heute verdammt gut“, stellte Lars Christiansen fest. Heinl selbst blieb auf dem Teppich. „Dass ich dort spielen darf seit der Verletzung von Johnny Jensen, ist ein großer Vertrauensbeweis des Trainers.“ Die 60 Schweiß treibenden Minuten auf dem Feld hatte Heinl einfach nur genossen: „So macht Handball Spaß. “ Den  Zuschauern auch.