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Nur Löwenfutter

Die Tür zur Champions League ist fest ins Schloß gefallen und wird sich für die Handballer der SG FLensburg-Handewitt wohl auch nicht mehr öffnen. Die ebenso klare wie verdiente 30:39 (12:18) Niederlage bei den Rhein-Neckar-Löwen bedeutete für die SG das Schlusskapitel im Kampf um den Verbleib in der europäischen Eliteliga. "Das war ein bitterer Rückschlag", musste Manager Fynn Holpert erkennen. "Wir haben zwar gekämpft, aber heute keine Chance gehabt."
In der mit 12366 Zuschauern nahezu ausverkauften SAP-Arena setzten die Hausherren von Beginn an die Akzente und stellten die gewohnt ersatzgeschwächten Gäste aus dem hohen Norden schnell vor unlösbare Probleme. Aufgrund der enormen Stärke der Löwen ergab sich automatisch eine Mängelliste für das Team von SG-Coach Per Carlén. "Ich weiß nicht, was heute gut war. Auf allen Positionen waren wir schlecht, waren nicht im Spiel und haben keinen Druck ausgeübt. Wir haben heute wie eine Junior-Mannschaft gespielt", nahm der Schwede kein Blatt vor den Mund.
Und eben weil die Nordlichter weit unter ihren Möglichkeiten blieben, trugen sie unfreiwillig zur ausgesprochenen Festtagsstimmung im Mannheimer Gaudi-Tempel bei. "Wir wussten, wie schwer es werden würde und waren deshalb von Beginn an sehr konzentriert. Ob Abwehr oder Angriff, wir haben sehr gut gespielt und Flensburg beherrscht", bilanzierte Andrej Klimovets. Der Ex-Flensburger wollte von einem Höhenrausch seiner Löwen allerdings nicht wirklich etwas wissen. "Wir schauen von Spiel zu Spiel. Damit fahren wir am besten." Die Taktik der Carlén-Schützlinge, aus einer starken Abwehr mit guten Torhütern per Tempogegenstoß erstmals die Löwen−Arena als Sieger verlassen zu können, blieb theoretischer Natur. Ideen− und wirkungslos im Angriff, kein konsequentes Tempospiel, überfordert in der Abwehr und nahezu ohne Torhüter-Paraden − in dieser Verfassung war die SG nicht konkurrenzfähig und enstprechend schnell verflogen die Revanche-Gelüste für die beiden Heimpleiten im Dezember. Zentrale Figuren wie Keeper Dan Beutler und Spielmacher Thomas Mogensen blieben ein Schatten ihrer selbst, Routiniers wie Lasse Boesen und Michael V. Knudsen fielen ebenfalls nicht auf, womit lebenswichtige Impulse fehlten und somit keine Aussicht auf Erfolg gegeben war. Ein Lars Christiansen in Normalform und die erfrischenden Auftritte von Neuzugang Jakob Thoustrup (4 Tore) und Jacob Heinl im Abwehrzentrum reichten bei weitem nicht aus. "Die Löwen waren insgesamt viel besser. So einfach es es", brachte es Co-Trainer Ljubomir Vranjes auf den Punkt. Das frühe Ausscheiden von Oscar Carlén, der bereits in der 32. Minute die dritte Zeitstrafe erhalten hatte, sollte zwar den Verlauf, nicht aber den vorgezeichneten Ausgang des brisanten Duells verändern. Statt den endgültigen K.o. noch weiter in die zweite Spielhälfte hinein verlagern zu können, war schon beim 19:26 (40.) die "Messe" gelesen.
Bezeichnend für das ungleiche Duell war die Phase zwischen der 36. und 40. Minute. In Überzahl sechs gegen vier und sogar sechs gegen drei leisteten sich die SG-Akteure unglaubliche, haarsträubende Fehler und luden die Löwen-Fraktion zu frechen Würfen nahezu ein. Überhaupt spielte der polnisch geprägte Löwen-Rückraum mit der SG-Abwehr und den ebenso machtlosen Torhütern Beutler und Jendrik Meyer (ab 40.) Katz und Maus. Mariusz Jurasik (7), Karol Bielecki (8) und Grzegorz Tkaczyk (6) personifizierten gemeinsam mit Torhüter Slawomir Szmal die Übermacht der Rhein-Neckar-Löwen, die im Kampf um die Champions League Pläzte nun richtig Blut geleckt haben dürften. Für das Carlén-Team gilt es nun nach der kurzen Spielpause im Champions League-Highlight gegen den Viertelfinal-Kontrahenten HSV Hamburg Kraft und Entschlossenheit zu tanken, um in der Meisterschaft Schadensbegrenzung zu betreiben.