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SG zwischen Zuversicht und Nervosität

Gelungener Auftakt zum Adventsmarathon: In einer unterhaltsamen Partie schlug die SG Flensburg-Handewitt die Berliner Füchse mit 37:31 und überspielte dabei Schwächen im System mit überragenden individuellen Leistungen.
Da stellte sich einer zu Recht mit breiter Brust zum Interview. Thomas Mogensen holte tief Luft und ließ dann wissen: "Das war ein wichtiges Spiel für mich. Ich will mit Dänemark zur WM und ich wollte beweisen, dass so etwas wie in Hamburg nur einmal vorkommt. Das war ganz schlecht." Zwei Wochen hatte der Spielmacher an seinem missratenen Auftritt bei der Niederlage der SG Flensburg-Handewitt in der Color Line Arena zu knabbern. In der Nationalmannschaft schöpfte Mogensen mit einer soliden Leistung beim Turnier in Österreich neuen Mut, um am Mittwoch in der Bundesligapartie gegen die Füchse Berlin förmlich zu explodieren.
Vom 37:31-Erfolg darf sich Mogensen einen schönen Anteil zurechnen. Der Spielmacher war absoluter Chef in der SG-Offensive und ließ Trainer Kent-Harry Andersson nichts anderes übrig, als ihn durchspielen zu lassen. "Thomas hat sich rehabilitiert und zusammen mit Michael Knudsen überragend gespielt", sagte der Schwede, der auch Torhüter Dan Beutler nicht vergaß. "Er hat das Torwartspiel klar gewonnen. Dabei darf man nicht vergessen, dass Berlin in Petr Stochl auch einen sehr starken Keeper hat."
Der Tscheche im Füchse-Kasten fing erschreckend gut an und kaufte den Flensburger in den ersten zehn Minuten sechs Bälle ab - aber das war’s dann auch. Im gleichen Maße, wie Stochl abbaute, steigerte sich Beutler. In der 21. Minute riss er die Zuschauer mit einer spektakulären Doppelparade gegen den Siebenmeter samt Nachwurf von Konrad Wilczynski von den Sitzen.

Um diesen Zeitpunkt herum bogen die Gastgeber endgültig auf die Erfolgsspur ein, denn vom SG-Schreck Michal Kubisztal ging nach zwei blitzartigen Toren zu Beginn kaum noch Gefahr aus. Der polnische Halblinke, der durch einem Champions-League-Sieg mit Zaglebie Lubin in Flensburg bekannt wurde, legte zwischen Feldtor zwei und drei 40 Minuten Pause ein. Linkshänder Bult und Mittelmann Jaszka, die nach dem Eindruck von Füchse-Coach Jörn-Uwe Lommel müde von Länderspielen zurückgekehrt waren, setzten sich nur sporadisch in Szene. "Da auch Kjetil Strand fehlte, war nicht ernsthaft daran zu denken, hier in Punktenähe zu kommen. Immerhin haben wir es geschafft, das Flensburg sich nicht ausruhen konnte", meinte Lommel.
Bei aller Attraktivität der Partie und trotz der Sechs-Tore-Differenz war nicht zu übersehen, dass die SG grundsätzliche Schwächen in dieser Saison noch nicht behoben hat. Die Wirkung von Alen Muratovic als Schütze tendiert gegen Null, auch Lasse Boesen entfaltet auf der linken Rückraumseite wenig Druck und Sebastian Schneider durfte wieder nur zuschauen. Bei Oscar Carlén ist immer wieder die Leistung eines 20-Jährigen Neulings zu würdigen, aber natürlich leidet er darunter, dass er ohne Alternative ist und durchspielen muss.
Gute Gründe für Johnny Jensen, den Auftaktsieg im Dezembermarathon mit weiteren sieben Spielen nicht uneingeschränkt zu bejubeln: "Ich freue mich darauf, aber ich bin etwas nervöser als in den vergangenen Jahren. Wir bekommen kein konstantes Niveau hin und können eine Führung mit vier oder fünf Toren oft nicht halten. 31 Gegentreffer von den Berlinern sind auch zu viel."
Dan Beutler macht sich ähnliche Gedanken: "Wir müssen die schwachen Phase minimieren. Gegen Berlin geht es gut, gegen Hamburg nicht. Und wir brauchen mehr leichte Tore aus neun Metern. Michael Knudsen kann ja nicht jedes Mal acht Tore machen."
Thomas Mogensen hingegen blickt der Serie von Spitzenspielen, die am Sonntag mit dem Auftritt im Gerry-Weber-Stadion in Halle gegen den TBV Lemgo beginnt, uneingeschränkt optimistisch entgegen: "Für mich war das heute ein Wendepunkt nach einigen Spielen, in denen ich nicht das Gefühl hatte, 100 Prozent gegeben zu haben. Der Dezember wird ein schöner Monat", versprach der Däne.