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Spanien-Trip ohne Druck

Schon zum vierten Mal macht sich die SG Flensburg-Handewitt heute auf den Weg nach Ciudad Real. Das Ziel: Mit einer guten Leistung beim spanischen Dauerrivalen Selbstvertrauen für die kommenden schweren Aufgaben tanken.
Endlich mal ein Spanien-Trip ganz ohne sportlichen Stress. Nachdem sich die SG Flensburg-Handewitt ihrer Pflicht beim 30:28-Erfolg gegen Drammen HK mit einiger Mühe entledigt hat, darf sie sich morgen in Ciudad Real (20.45 Uhr/Eurosport) im Grunde alles erlauben. Niemand verlangt ernsthaft einen Sieg gegen das Luxus-Ensemble aus der La Mancha - und gerade das könnte für eine Leichtigkeit sorgen, die zu Außergewöhnlichem beflügelt.  SG-Trainer Kent-Harry Andersson  empfiehlt, sich ein Beispiel am Gegner vom Sonntag zu nehmen: "Drammen ist ohne Druck nach Flensburg gekommen und hat viel besser gespielt als zu Hause."
Mit erhöhter Nervosität ist allerdings auch bei den Spaniern nicht zu rechnen. Souverän marschierte der Spitzenreiter der Liga Asobal bisher durch die Champions League - längst ist der Sieg in der Gruppe G nur noch durch verwegene theoretische Modelle zu gefährden.

In bestechender Form: Lars Christiansen

Die SG machte sich heute früh trotz der 26:34-Heimpleite gegen den Dauerrivalen (zwei Siege, vier Niederlagen, ein Remis) guten Mutes auf den Weg via Hamburg und Madrid nach Ciudad Real, wo am Abend und für morgen vormittag Training in der Quijote-Arena angesetzt ist. Danach wird  entschieden, wer von den 15 Akteuren, die in Spanien dabei sind, nicht spielen wird. Am Sonntag hatte es Linksaußen Anders Eggert getroffen, als Opfer der zuletzt bestechenden Form von Lars Christiansen.
Wie dem Spitzenreiter der Gruppe G zu begegnen ist, zeigte die SG in einer starken ersten Hälfte am 27. September. Eine starke Deckung, viele Konter, konzentrierter Feldangriff. Nach der Pause folgten *Riesenprobleme mit der Ciudad-Abwehr", so Andersson, der morgen vor allem eines erhofft: "Ich wünsche mir ein sehr gutes Spiel von uns und ein enges Spiel. Das würde viel Selbstvertrauen bringen", sagte der SG-Trainer.
Selbstvertrauen, Stabilität, Konstanz "das sind die Schlagworte, die zuletzt immer wieder fielen, wenn zu beleuchten war, woran es bei der SG mangelt. Besonders plakativ beschrieb es Teammanager Anders Dahl-Nielsen: "Wir können Weltklasse und Kreisklasse innerhalb von zehn Minuten. Wir sind empfindlich. Ein ganz kleiner Virus wird bei uns zur Epidemie."
Am Sonntag infizierte Drammens Trainer Ole Gustav Gjekstad die mit 9:3 fulminant gestartete SG mit einem Allerweltskeim: Offensive Deckung gegen Spielmacher Vranjes und Linkshänder Lijewski, schon hatte der SG-Angriff Schnupfen. Verschärft wurde die Unpässlichkeit durch eine gut gemeinte  Maßnahme von Andersson, der angesichts des vermeintlich klaren Verlaufs "möglichst viele Spieler einsetzen" wollte. Doch Thomas Mogensen und Einer Holmgeirsson fanden keinen Rhythmus. Vranjes kehrte in der zweiten Hälfte zurück, machte "ein Superspiel" (Dahl-Nielsen), doch da hatten die Norweger längst den Glauben an einen Coup in der Campushallle gewonnen und wehrten sich verbissen.
"Erst fegen wir die fast aus der Halle, dann wird das Spiel nur durch ein paar Fehler ganz eng", beobachtete Lars Christiansen nicht zum ersten Mal. "Wenn wir abstürzen, dann richtig." Weshalb Dahl-Nielsen fordert, zum "guten, positiven Handball, der mit Freude nach vorn gespielt wird und die Leute begeistert" eine Alternative zu entwickeln: "Wir müssen ein Niveau finden, unter das wir auch an schlechten Tagen nicht fallen." Genau das sei schwierig, sagt Christiansen: "Das schaffst du nicht von einem Tag auf den anderen. Was wir uns vorstellen, was der Trainer uns sagt, das ist schon perfekt. Wir setzen es nur nicht immer um." Der Routinier ist jedoch zuversichtlich, dass es mit vereinten Kräften gelingen wird, eine Topleistung endlich auch über 60 Minuten durchzuhalten, denn: "Intern funktionieren wir als Mannschaft wie noch nie."