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Interferie Zaglebie Lubin

Im Mai knisterte es vor Spannung im Wohnzimmer von Marcin Lijewski. Die moderne Satelliten-Technik machte es möglich, dass in Handewitt der polnische Sender „TVP Sport“ und das fünfte Finale der polnischen Handball-Meisterschaft lief. Es war ein Krimi: Zwei Mal Verlängerung, dann Siebenmeter-Werfen – schließlich war Zaglebie Lubin erstmals Meister im osteuropäischen Land. „Das war ein unglaubliches Match“, erinnert sich Marcin Lijewski, der sich nun auf ein Wiedersehen mit einigen Bekannten freut. „Einige Spieler kenne ich aus der Nationalmannschaft, aus der Junioren-Auswahl oder aus der polnischen Liga – und der Spielmacher Bartlomiej Jaszka fing wie ich in Ostrow mit dem Handball an.“
Der aktuelle „Handball-Boom“ im Südwesten Polens hat einen 50 Jahre älteren „Vorgänger“. 1957 begann in der Region um Lubin der „Kupfer-Boom“. Binnen 30 Jahre entwickelte sich das niederschlesische Örtchen mit 2000 Einwohnern zu einem 70000 Menschen zählenden, bedeutenden Industriestandort. Gut 100 Kilometer östlich der deutsch-polnischen Grenze prägen noch immer sieben Kupferminen und die Metallverarbeitung das Wirtschaftsleben. Kapital, das sich positiv auf den örtlichen Spitzensport auslöste. Die Fußballer von Zaglebie Lubin feierten im Sommer nach 1991 die zweite Meisterschaft, der „kleine Bruder“ Handball stürmte nach einem zweiten (2005), einem dritten (2006) und drei vierten Plätzen (1995, 2002, 2004) erstmals auf den polnischen Thron.

Wichtiger Mann für Zaglebie Lubin: Spielmacher Bartlomiej Jaszka.

Das ökonomische Gerüst für die „Premiere“ in der Champions League – im Frühjahr scheiterten die Polen im Halbfinale des Challenge Cup knapp am späteren Sieger Resita – stimmt, zumal die Handballer im Sommer einen neuen Namenspatron fanden: das bedeutende Touristik-Unternehmen „Interferie“. Die kleine Halle „Szkoły Podstawowej“ (nur 560 Plätze) erhielt allerdings kein „grünes Licht“ von der EHF. Der polnische Meister zieht deshalb um, und zwar in die knapp 40 Kilometer entfernte Spielstätte des Lokalrivalen Chobry Glogow. Die 1988 erbaute „Hala Widowiskowo-Sportowa“ bietet immerhin 3000 Zuschauern die Möglichkeit „live“ dabei zu sein.
Im Visier haben die Polen lediglich den dritten Gruppenplatz, um nach der Europameisterschaft im internationalen Pokalsieger-Wettbewerb mitzumischen. „Drammen ist in der letzten Serie wie wir knapp an Resita aus Rumänien gescheitert“, hat Trainer und Klub-Direktor Jerzy Szafraniec den eigentlichen Kontrahenten ausgemacht. „Das spricht dafür, dass die Norweger auf einem ähnlichen Niveau spielen wie wir.“ Außer Vitalij Covtun, einem moldawischen Torwart, stehen nur Polen im Team. Spielmacher Bartlomiej Jaszka, der Halblinke Michal Kubisztal, Kreisläufer Michal Stankiewicz, Rechtsaußen Tomasz Kozlowski und Linksaußen Adrian Niedospial haben den Sprung in eine 34-köpfige Auswahl des Nationaltrainers Bogdan Wenta geschafft.

Interferie Zaglebie Lubin in der Saison 2007/2008. Hintere Reihe von links: Bartlomiej Tomczak, Michal Stankiewicz, Michal Kubisztal, Pawel Orzlowski, Przemysław Zadura, Piotr Adamczak, Robert Tokarek, Dariusz Bobrek (Co-Trainer). Mittlere Reihe: Roman Zaprutko (Team-Manager), Witold Kulesza (Team-Manager), Piotr Obrusiewicz, Tomasz Kozlowski, Bartlomiej Jaszka, Michal Pajda, Adam Steczek, Jerzy Szafraniec (Trainer), Slawomir Kardasz (Physiotherapeut). Vordere Reihe: Adrian Anuszewski, Adrian Niedospial, Michal Swirkula, Adam Malcher, Vitalij Covtun, Krzysztof Gorniak, Pawel Adamczak.