Stripes
Stripes
Archiv

SG bleibt wieder nur das Rätselraten

Das war's: Eine verkorkste Saison in der Champions League endet für SG Flensburg- Handewitt in der Hauptrunde. Nach dem 30:30 gestern gegen Portland San Antonio ist jede realistische Chance auf das Halbfinale dahin
Wer in der Königsklasse Anspruch erhebt, zu den besten Vier zu gehören, sollte auf dem Weg dorthin doch gern mal einen von den großen Rivalen geschlagen haben. Das ist der SG Flensburg-Handewitt auch in ihrem zehnten Spiel  dieser Champions-League-Saison nicht gelungen, nur Drammen HK und Zaglebie Lubin wurden besiegt. Wie schon beim Hauptrundenauftakt gegen den HSV Hamburg (33:33) kam der Vorjahresfinalist auch gestern gegen Portland San Antonio nicht über ein Remis hinaus. Mit dem 30:30 (17:15) gegen das spanischen Spitzenteam haben die Flensburger ihre Aussichten auf die Vorschlussrunde beerdigt.

Dane Sijan startete gut in zweite Hälfte.

So herrschte unmittelbar nach dem Ende des Handball-Krimis angemessene Totenstille in der Campushalle. Spieler wie Fans brauchten einige Momente, um zu begreifen, dass mit dem letzten Fehlwurf von Lars Christiansen und der zehnten Parade des 40-jährigen  Tomas Svensson im Portland-Tor alles vorbei war. Mit sieben Feldspielern - Marcin Lijewski trug das Torwartleibchen - hatte die SG in den letzten 30 Sekunden den Sieg erzwingen wollen. Der Ball kam zu Rechtsaußen Alexander Petersson, doch den verließ in aussichtsreicher Position der Mut. Der Ball kam zu Christiansen und der Routinier musste in Zeitnot aus denkbar ungünstigem Winkel werfen - leichte Beute für Svensson, der auch befand, dass es da "ein bisschen eng für Lars" wurde.   "Es waren noch drei Sekunden, ich musste diesen Wurf nehmen. Bei Alex sah es besser aus, vielleicht passte sein Timing nicht", sagte Christiansen.
Wieder fehlte nur eine Winzigkeit, wieder nur ein Quäntchen Cleverness, Killerinstinkt, Abgebrühtheit - oder Glück? Wieder blieb der SG nach einem engen Spiel gegen eine Topmannschaft das Rätselraten, woran es gelegen haben könnte. Dass es geht, zeigte die Mannschaft von Trainer Kent-Harry Andersson auch gegen das Starensemble aus Pamplona. "Die Enttäuschung sitzt tief", sagte Rechtsaußen Torge Johannsen. "Wir haben alle Möglichkeiten gehabt, diese aber nicht genutzt. Wir sind immer nur auf 70, 80 Prozent von unserem Potenzial gekommen. Fünf Minuten mit 100 Prozent hätten schon gereicht." So wie gegen Ende der ersten Halbzeit etwa, als  die Gastgeber nach einem 13:15-Rückstand (27.) einen rasanten Zwischenspurt einlegten und mit 17:15 hoffnungsfroh in die Kabine gingen.

Blazenko Lackovic blieb blass.

Dann kam Svensson. Walter Matosevic hatte im Gäste-Tor zuvor wenig zu fassen bekommen, ebenso wie die Flensburger Dan Beutler und Dane Sijan. Schwedens Altmeister stand fortan immer wieder im Brennpunkt, parierte unter anderem zwei Siebenmeter und hielt Portland am Leben, als das Handball-Genie Ivano Balic sich auf der Bank erholen musste. "Ich bin tot", hatte der kroatische Spielmacher Kent-Harry Andersson beim Gang in die Pause zugeflüstert. Zuvor hatte Balic die SG-Abwehr zusammen mit den Rückraumschützen Kristian Kjelling (links) und Christian Malmagro (rechts) vor große Probleme gestellt. "Wir haben in der Deckung nicht aggressiv und hart genug gespielt", kritisierte Andersson. Ganz anders die Spanier, die kräftig zupackten und sieben Zeitstrafen kassierten.
Nach der Pause wechselte PSA-Coach Javier Cabanas den Linkshänder im Rückraum. Ein Glückgriff. Renato Vugrinec, der mit Celje Lasko 2004 schon einmal die Champions-League-Träume der SG zerstört hatte, traf nach Belieben, sehr zum Ärger von Andersson. "Der durfte ohne Körperkontakt werfen. Dabei ist Vugrinec ein Spieler, der es nicht mag, wenn er attackiert wird", meinte der SG-Trainer.
Dennoch dominierten die Flensburger die zweite Halbzeit. Sie versäumten es nur, aus einem schnell erzielten Drei-Tore-Vorsprung (18:15 und 21:18, 38.) mehr zu machen, bevor Balic in der Schlussphase zurückkehrte und die entscheidenden Aktionen lenkte. "Einige Spieler waren heute nicht richtig da", sagte Andersson. Dazu gehörte Blazenko Lackovic, der nicht an die Spitzenleistungen der vorangegangen Spiele anknüpfen konnte. Da half es am Ende auch nichts, dass Marcin Lijewski trotz Rückenbeschwerden vorbildlich kämpfte.