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Mangelhafte Einstellung im Meisterschaftsendspurt

Das war eideutig zu wenig. Mit einer desolaten Einstellung schrammte die SG Flensburg-Handewitt in eigener Halle nur knapp an einer Blamage vorbei und konnte sich beim 30:30 (15:18) am Ende noch über einen äußerst glücklichen Punktgewinn freuen. "Mit dem Ergebnis kann ich nicht zufrieden sein. Wir hätten das Spiel heute gewinnen müssen." Diese Aussage stammt nicht etwa von SG-Trainer Kent-Harry Andersson, sondern von seinem Gegenüber Velimir Petkovic. Zu Beginn der Pressekonferenz gratulierte er der SG zum Punktgewinn und fügte hinzu: "Meine Mannschaft hat gezeigt, was sie kann. Sie hat in der Abwehr und im Angriff super gespielt", so der FA-Trainer. Andersson stimmte dem zu und meinte: "Das war einfach nicht unser Tag."
Das ist allerdings milde ausgedrückt, denn die SG ließ vor allem im ersten Durchgang alles vermissen. Kein Engagement, kein Biss und keine zündenden Ideen. Ob in der Abwehr oder im Angriff - die SG fand nicht zu ihrem Spiel und ließ sich teilweise wie eine Schülermannschaft vorführen. So gab es bereits nach rund zehn Minuten die ersten Pfiffe von den Zuschauer-Rängen. Da lag der Gastgeber bereits 6:10 hinten. "Die Göppinger Deckung stand sehr tief, so hatten wir es vor allem sehr schwer, über den Kreis zu spielen", so Andersson. Das erklärt jedoch nicht die zum Teil katastrophalen Fehlversuche der Gastgeber. Ob Blazenko Lackovic, Marcin Lijewski oder Anders Eggert, um nur ein paar zu nennen, waren ein Sinnbild für das schwache Auftreten der Hausherren. Würfe Meter weit über das vom guten Martin Galia gehütete Göppinger Tor waren keine Seltenheit an diesem Nachmittag. So war die 18:15-Führung der Gäste zur Pause auch hochverdient.
Wer gehofft hatte, dass die SG im zweiten Durchgang zur Attacke blasen würde, sah sich getäuscht. Zwar erwischten die Gastgeber zunächst den besseren Start, aber davonziehen konnten sie nicht. Göppingen ließ sich nicht abschütteln und bewahrte auch nach dem 22:21-Führungstreffer (44.) für die SG durch Alexander Petersson die Ruhe. Die SG verpasste es in dieser Phase, die sich bietenden Chancen zu nutzen und musste mit ansehen, wie die Gäste auf 27:24 (52.) und 28:25 (56.) davonzogen und schon wie der sichere Sieger aussahen. "Da waren wir eigentlich schon tot. Das ist vielleicht das einzig Positive, was man aus der Partie mitnehmen kann, dass die Mannschaft weiter gekämpft hat und am Ende den einen Punkt rettete", sagte SG-Co-Trainer Jan Paulsen nach dem Spiel. Er fand im Gegensatz zu Andersson deutlich Worte für die Leistung der SG-Mannschaft. "Das ist eine reine Einstellungssache. Das hat nichts mit körperlicher Fitness oder mit technischem Können zu tun. Es ist einzig und allein eine Frage der Vorbereitung auf so ein Spiel. Von Trainerseite her haben wir alles getan, was möglich war. Wir haben die Mannschaft gewarnt, dass Göppingen eine gute Mannschaft hat und dass sie Handball spielen können.

Dane Sijan kam in der Schlussphase.

Aber einige haben sich mit dem Spiel wohl nicht intensiv genug beschäftigt. Spätestens beim Frühstück beginnt die Konzentrationsphase auf so eine Partie", stellte der Däne klar. Auch er war sich bewusst, dass die SG sich glücklich schätzen musste, wenigstens noch das Unentschieden gerettet zu haben.
SG-Kapitän Ljubomir Vranjes bemängelte ebenfalls die mangelnde Einstellung der Mannschaft und machte deutlich: "Wer zum jetzigen Zeitpunkt der Saison gegen so einen Gegner nicht die richtige Einstellung findet, hat bei der SG nichts zu suchen." Dennoch hat man bei der SG das Thema Meisterschaft noch nicht zu den Akten gelegt, denn noch sei nichts entschieden, so der einhellige Tenor. Allerdings wird es, bei einem Sieg des HSV Handball am Mittwoch in eigener Halle gegen den THW Kiel vorausgesetzt, wohl auf die bessere Tordifferenz ankommen.
Dennoch platzte Anders Dahl-Nielsen, sportlicher Leiter der SG, der Kragen, als er auf der Pressekonferenz gefragt wurde, ob die Meisterschaft gelaufen sei. "Ich finde es scheiße, immer davon zu sprechen, ob die Meisterschaft gelaufen ist. Wir haben nach wie vor das Ziel, Meister zu werden und werden alles für dieses Ziel tun", so der Däne sichtlich erregt. Kent-Harry Andersson hofft indes nicht nur auf einen Sieg der Hamburger am Mittwoch. "So wie Göppingen gegen uns gespielt hat, können sie auch den THW schlagen", lobte der Schwede nochmals die starke Leistung der Gäste.