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Heißblütiges Duell um die Handball-Hoheit

Fällt heute schon eine Vorentscheidung im Kampf um die deutsche Handball-Meisterschaft im Derby zwischen dem THW Kiel und der SG Flensburg-Handewitt (20.15 Uhr/DSF)? Gewinnt der Triple-Sieger, ist er auf bestem Wege Richtung Titelverteidigung. Siegen die Flensburger, hätten sie immerhin drei Minuszähler Vorsprung auf die Konkurrenz aus Kiel und Hamburg.
Es ist das heißeste Duell, das die Handball-Bundesliga zu bieten hat. Prestige, Vormachtstellung im Norden, Tabellenführung in der Bundesliga - wenn sich der THW Kiel und die SG Flensburg-Handewitt gegenüber stehen, geht es immer hoch her, zumal es in den vergangenen Jahren dabei zumeist auch um entscheidende Punkte im Kampf um deutsche Meisterschaften oder Pokale ging. Das ewig junge Derby verspricht immer beste Unterhaltung mit vielen Emotionen, reichlich Nervenkitzel und exzellentem Sport.
Heute (20.15 Uhr/live im DSF) ist es nicht anders. "Wenn wir gewinnen, wäre das ein Riesenschritt in Richtung Titel", ist SG-Rechtsaußen Torge Johannsen überzeugt. Auch für Dominik Klein, Weltmeister und Linksaußen beim Erzrivalen aus der Landeshauptstadt, ist das 59. Landesderby so etwas wie ein vorgezogenes "Endspiel" um die Meisterschaft: "Durch die Hamburger Niederlage bei den Rhein-Neckar Löwen hat das Spiel noch mehr an Bedeutung gewonnen."

Ljubomir Vranjes und die SG wollen sich in Kiel anders als zuletzt präsentieren.

Beide Teams stehen heute unter großem Druck. Beim Triple-Gewinner der vergangenen Saison zeigt die Leistungskurve seit der Europameisterschaft (fünf Spiele, fünf Siege) konstant nach oben. Auch weil Trainer Noka Serdarusic personell aus dem Vollen schöpfen und wieder auf die tschechische Wurfmaschine Filip Jicha zurückgreifen kann. Die Flensburger dagegen spielten zuletzt mit wechselndem Erfolg. In der Bundesliga gab es klare Siege in Balingen und gegen Essen, doch in der Champions League ist den Flensburgern die Souveränität  der vergangenen Monate im Heimspiel gegen den HSV Hamburg abhanden gekommen. Nach einer 30:24-Führung musste sich die SG mit einem 33:33 begnügen, und sechs Tage später in Pamplona gab es nach einer desolaten Vorstellung eine schmerzhafte 22:30-Niederlage.
"Wir werden uns in Kiel ganz anders präsentieren", sagt SG-Kapitän Ljubomir Vranjes, "das kann ich versprechen." Und auch Trainer Kent-Harry Andersson ist davon überzeugt, dass seine Mannschaft im Derby alles geben wird und den Erfolg aus dem Hinspiel (37:32) wiederholen kann. "Wir hatten am Montag ein sehr gutes Training. Wir blicken nicht mehr zurück, sondern nach vorn. Meine Spieler sind heiß auf Kiel."
Davon geht auch Kiels Spielmacher und Kapitän Stefan Lövgren aus. "Ich glaube nicht, dass Flensburg durch die Niederlage in der Champions League angeschlagen ist. Im Gegenteil, die werden brennen, um sich für die Pleite zu revanchieren." Aber auch seine Teamkollegen und er werden "hochmotiviert" sein, schließlich tat die Niederlage im Hinspiel in Flensburg weh. Lövgren: "Damals hatten wir Thomas Mogensen nicht auf der Rechnung. So ein Superspiel wird ihm aber nicht noch einmal gelingen."
Und: Die Gastgeber wollen endlich den Makel abstreifen und den ersten Sieg in einem Topspiel feiern. Sowohl in Flensburg und in Nordhorn als auch zu Hause gegen Hamburg zog die laut SG-Trainer Kent-Harry Andersson "beste Vereinsmannschaft der Welt" in der aktuellen Spielzeit den Kürzeren. 
Für SG-Manager Fynn Holpert ("Ich freue mich auf das Derby") war die Niederlage in Pamplona ein Warnschuss zur rechten Zeit. Er erwartet jetzt eine Reaktion der Mannschaft. "Wir sind bereit, einen Punkt zu holen oder zu gewinnen", sagt er. Allerdings bereiten die  Kreisläufer Johnny Jensen und Michael Knudsen noch immer Sorgen. Kent-Harry Andersson hofft, "dass zumindest einer von beiden spielen kann".