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Keine Zeit zum Genießen des Halbzeittitels

Die SG Flensburg-Handewitt geht nach dem 33:24 (16:13) bei GWD Minden als Spitzenreiter der Handball-Bundesliga in die Rückrunde. Schon am zweiten Weihnachtstag gastiert der TuS N-Lübbecke (17 Uhr) in der Campushalle.
Viele Autogrammjäger warteten vergeblich auf ihre Idole. Nach dem 33:24 (16:13) bei GWD Minden und dem Gewinn der "Herbstmeisterschaft" in der Handball-Bundesliga verschwanden die meisten Spieler der SG Flensburg-Handewitt gleich in der Kabine. Sie wollten so schnell wie möglich nach Hause, um mit ihren Familien oder Freundinnen Weihnachten zu feiern. Nur Linksaußen Lars Christiansen, der sich die 60 Minuten in der Kampa-Halle von der Bank aus hatte anschauen dürfen, und sein Stellvertreter Anders Eggert erfüllten die Wünsche der Fans, hinterließen ihren Namenszug auf Programmheften oder ließen sich Arm in Arm mit ihren Anhängern fotografieren.
Vor zwei Jahren - beim 22:22 - hatte die SG an gleicher Stelle einen wichtigen Zähler im Kampf um die Meisterschaft abgegeben. Am Sonnabend vor 3500 Zuschauern in der nicht ausverkauften Kampa-Halle, darunter rund 200 mitgereiste Flensburger Fans, wurde es in den 60 Minuten eigentlich nicht wirklich spannend. Zwei Mal, beim 13:15 kurz vor der Pause und beim 18:20 in der 39. Minute, durften die Gastgeber auf eine Überraschung hoffen. Doch als die SG dann in den nächsten zehn Minuten die Zügel an- und auf 28:19 davonzog, war alles klar. Der Rest war Schaulaufen.
"Wir haben im Angriff zwar nicht immer optimal gespielt", meinte Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen, "dafür hat die Abwehr das heutige Spiel gewonnen." In der Tat legten die Flensburger den Grundstein zum Erfolg mit einer aggressiven Deckung nach der Pause. Marcin Lijewski, der sich im Angriff diesmal vornehm zurückhielt, legte Bundesliga-Torschützenkönig Arne Niemeyer an die Kette. Nur zwei Treffer gelangen dem Rechtshänder, der in der neuen Saison das Trikot des HSV Hamburg tragen wird. Damit war GWD seiner gefährlichsten Waffe beraubt.
Zwar rackerten Neuzugang Michael Haaß, der am Donnerstag von den Rhein-Neckar-Löwen bis zum Saisonende an die Grünweißen ausgeliehen worden war, und Stefan Just bis zum Umfallen. Doch alles in allem war Minden zu harmlos, um den Bundesliga-Spitzenreiter ernsthaft gefährden zu können. "Als unsere Defensive stand, hatten wir keine Probleme mehr", lobte Trainer Kent-Harry Andersson die Defensivabteilung, hinter Dan Beutler mit 14 Paraden einen gewohnt guten Job ablieferte.
"45 Minuten haben wir super gespielt", meinte der schwedische Nationalkeeper zum Auftritt seiner Mannschaft. *Aber - wir hätten höher gewinnen können." Dass Minden noch glimpflich davon gekommen, hatten sie Flensburger Nachlässigkeiten im Angriff zu verdanken. "Wir haben vor der Pause in der zweiten Welle zu viele Fehler gemacht", analysierte Anders Eggert, mit sieben Treffern an diesem Nachmittag zweitbester Werfer hinter einem erneut überragenden Kreisläufer Michel Knudsen.  "Aber wenn wir hinten aggressiv stehen, haben Mannschaften wie Minden keine Chance", ergänzte Beutler.
Mit dem Sieg in Minden holte sich die SG den Halbzeittitel. Der hat eigentlich nur symbolischen Wert, doch für Kent-Harry Andersson bedeutet er mehr: "Wir haben gezeigt, dass wir weiter zur Spitze in Deutschland zählen. Und damit haben viele nach unserer schlechten Vorbereitung nicht gerechnet." Auch Manager Fynn Holpert freute sich über die "Herbstmeisterschaft": "Wir haben fünf Minuspunkte und bis auf Nordhorn alle Topteams geschlagen. Wir haben eine super Hinserie gespielt. Und Das gibt uns Selbstvertrauen."
Zeit zum Genießen des Halbzeittitels haben die Flensburger allerdings nicht. Wegen der bevorstehenden Europameisterschaft in Norwegen geht die Terminhatz bereits am zweiten Weihnachtstag weiter. Dann gastiert der TuS N-Lübbecke (17 Uhr) in der Campushalle, gegen den es im Hinspiel ein deutliches 34:22 gab. Da sollten zum Abschluss des Weihnachtsfestes zwei weitere Zähler für die SG drin sein. Schließlich hat man Ziele. "Wir wollen auch als Spitzenreiter ins neue Jahr gehen", so Anders Eggert.