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Ein Flensburger Ausrufezeichen

Henning Fritz ist Weltmeister, Slawomir Szmal Vize-Weltmeister – wie ein „Weltmeister“ hielt allerdings nur „WM-Zuschauer“ Dan Beutler. „Ich hatte ihm gesagt, dass ich ihn beim nächsten Gegentreffer auswechsele“, hatte SG-Trainer Kent-Harry Andersson gut Lachen. „Danach versiegelte er praktisch sein Tor.“ Neben dem Keeper erfreute auch die Angriffsleistung der Hausherren das Handballer-Herz. Nach dem 9:9 (16.) lag die SG immer in Führung, profitierte nur anfangs von der „großzügigen“ Zeitstrafen-Verteilung der beiden Unparteiischen. Spätestens der zweite Durchgang mit 20 Treffern gegen einen Gegner dieses Formats war ein echtes Ausrufezeichen.
Dabei hatten die Flensburger sicherlich nicht die größere Personaldecke. Während die Löwen praktisch mit zwei Blöcken im Rückraum rotierten, setzte Kent-Harry Andersson vorwiegend auf Blazenko Lackovic, Thomas Mogensen und Marcin Lijewski. Der Trainer kam dennoch nicht in Versuchung, den angeschlagenen Ljubomir Vranjes ins Rennen zu schicken, behalf sich lediglich punktuell mit Alexander Petersson und Johnny Jensen. Dagegen haderte Juri Schewzow mit den Würfen seiner Schützlinge. Vor allem Uwe Gensheimer hatte einen rabenschwarzen Tag. Der Linksaußen war es auch, der beim 23:21 (44.) letztmals die Chance hatte, die Süddeutschen auf einen Treffer heranzubringen. Sein Wurf ging über das Tor. Danach schaltete die SG voll durch und machte binnen neun Minuten (31:24) den Sack zu. 

Die Trainer-Stimmen

Kent-Harry Andersson, SG Flensburg-Handewitt: „Das war eine unsere besten Angriffsleistungen in dieser Saison. Damit haben wir bewiesen, dass wir zur Spitze gehören.“
Juri Schewzow, Rhein-Neckar-Löwen: „Unsere Deckung hat nicht gut funktioniert. Wir kassierten zu viele leichte Tore, obwohl wir alles genau besprochen hatten.“

SG Flensburg-Handewitt: Neuer Hauptsponsor für die SG, neuer Vertrag für Lars Christiansen

Die Jagd nach dem Ball

Die SG Flensburg-Handewitt hatte noch gar nicht den neuen Hauptsponsor präsentiert, da hatte das Logo von „Sparinvest“ bereits seinen ersten Einsatz im internationalen Handball. Lars Christiansen, dänischer Rekordspieler und bereits 523 Mal im Dress der SG, strahlte in die Kameras – mit dem zukünftigen Trikot in der Hand. Der Linksaußen hatte just seinen Vertrag bis 2010 verlängert. „Ich habe immer noch sehr viel Spaß am Handball“, sagte der 35-jährige Däne. „Außerdem hat mir die SG signalisiert, dass ich diese Vertragsverlängerung nicht als Institution, sondern wegen meinen Leistungen erhalten habe.“ Das bestätigte Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen: „Er übt immer noch 45 Minuten nach Trainingsschluss seine Trickwürfe. Man kriegt ihn einfach nicht aus der Halle.“
Diese Personalie war das I-Tüpfelchen eines Abends, an dem die die SG einen „Meilenstein“ ihrer Entwicklung mit einer Gala feierten. Der blaue Champions-League-Belag sowie ein roter, zierender Teppich, weiße Stühle und Tische verwandelten die Campushalle in ein Wohnzimmer. Seit Anfang September feilten „Sparinvest“ und SG-Management an dem Coup, der in ein neues Hauptsponsoring mündete. Die Laufzeit: 7,5 Jahre – bis 2015. Über die Höhe hatten beide Parteien Stillschweigen vereinbart. „Wir sind damit in eine neue Dimension aufgestiegen“, verriet SG-Geschäftsführer Fynn Holpert. „Wir werden weiterhin sportlich für Furore sorgen, da wir auf dem Transfermarkt weiterhin punktuell an die Schmerzgrenze gehen können.“ Im Moment könnte das zusätzliche Budget hilfreich bei den Bemühungen um Klaus Möller Jakobsen (Ademar Leon) oder Schwedens „Mega-Talent“ Oscar Carlen (Ystad) sein.

Der zum 1. Januar ehemalige Hauptsponsor „Provinzial“ wurde von SG-Präsident Frerich Eilts gebührend erwähnt und in die Riege der SG-Teampartner befördert. Er erinnerte an den Beginn einer 28-jährigen Kooperation, die in einer Handewitter Gaststätte beschlossen wurde. Das Volumen damals: 15000 D-Mark. „Von einer Dorfgaststätte zur Gala – was für ein Weg“, sagte Frerich Eilts. „Die Provinzial stand immer zu uns, sicherte uns früher auch im Falle eines Abstiegs eine weitere Unterstützung auf alter Basis zu.“ Für den treuen Partner gab es deshalb einmaliges Geschenk: ein eingerahmtes SG-Trikot mit der Nummer 28. „Diese Nummer wird bei der SG nicht mehr vergeben“, kündigte Fynn Holpert an. „Sie wird immer der Provinzial gehören.“ 

Rhein-Neckar-Löwen: Der besetzte Stammplatz

Neue Perspektive für Thorsten Storm

Es war so wie früher. Die SG Flensburg-Handewitt hatte gewonnen, Thorsten Storm begrüßte den einen oder anderen in der Pressekonferenz, um sich dann auf den angestammten Platz setzen zu wollen. Aber halt! Der Stuhl war für SG-Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen reserviert, Thorsten Storm hatte im Sommer das Lager gewechselt und musste nun an der anderen Seite des Tisches sitzen. Dem Ex-Flensburger war anzusehen, dass er sich einen anderen Ausgang der Partie gewünscht hätte. „Wir mussten erfahren, wie schwer es ist, in dieser Halle zu bestehen“, kommentierte der Manager nur knapp. „Diese Stimmung gehört zu den besten der Bundesliga.“
Sechs Zähler beträgt nun der Rückstand der Rhein-Neckar-Löwen auf die Spitze. Die Süddeutschen hatten unter der Woche mit der vorzeitigen Verpflichtung von Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk einen letzten Rettungsanker geworfen, um im Kampf um die Spitze noch einzugreifen. Für die Zuschauer in Flensburg war dieser Transfer-Coup mit einem Kuriosum kombiniert. Binnen zwei Wochen wurden die beiden Polen mit zwei Teams (Magdeburg, Löwen) vorstellig. Die Nummer „88“ und die Nummer „6“ betraten nach rund einer Viertelstunde das Parkett. Karol Bielecki und Grzegorz Tkaczyk zeigten gute Ansätze, rissen aber keine Bäume aus. „Es ist nachzuvollziehen, dass sie nach so kurzer Zeit noch ihre Rolle im Team suchen“, sagte Löwen-Coach Juri Schewzow. „Beide werden in der Rückrunde aber noch sehr wertvoll für uns werden.“