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Sergej Harbok: Titelhoffnungen nach verlorenem „Deutsch-Wettbewerb“

Die Rhein-Neckar-Löwen rüsteten vor der Saison mächtig auf. Mit Henning Fritz, Oliver Roggisch und Christian Schwarzer kamen gleich drei Weltmeister. Da stand Sergej Harbok etwas im Schatten. Der gerade 25 Jahre alt gewordene Weißrusse brachte allerdings eine ungewöhnliche „Erfolgs-Garantie“ mit. Seit 2003 war er immer Meister geworden – und das in drei verschiedenen Ländern. Zunächst 2003 in der Heimat mit Arkatron Minsk, dann zwei Mal im ukrainischen Zaporoshje, schließlich 2006 und 2007 in Slowenien mit dem RK Celje. Eine Erfolgsstory, die Sergej Harbok selbst ganz pragmatisch sieht: „Es ist immer schön, mit professionellen Mannschaftskollegen und Trainern zusammenzuarbeiten.“
An so viel Ruhm hat der 1,98 Meter lange Rückraumspieler zu Beginn seiner Karriere bestimmt nicht gedacht. Noch in der sechsten Klasse favorisierte er Basketball und Fußball. Dann weckte ein ehrgeiziger Handball-Trainer das Interesse. „Ich wusste zu diesem Zeitpunkt gar nicht, was Handball genau ist“, schmunzelt Sergej Harbok, desr an einer Sportschule in Minsk intensiv das Handball-ABC studierte. Nach dem Abschluss schaffte er nahtlos den Übergang ins Männer-Team von Arkatron Minsk. „Ich hatte das Glück“, erinnert sich der weißrussische Shooting-Star, „dass ich Menschen getroffen habe, die viel Herz und Seele dafür gaben, um mich zu einen professionellen Sportsmann zu formen.“
Als sein Stammverein das „Double“ feierte, gehörte er mit seinen 20 Jahren bereits zu den Persönlichkeiten im Team. Sein Entschluss, etwas Neues zu probieren, war bereits ausgereift. „Erstmals war ich ein Handballer, der wusste, was er wollte“, sagte er. „Ich wollte meine Stärke im Ausland testen.“ Ein Angebot vom ukrainischen Renommier-Klub ZTR Zaporoshje kam genau zum richtigen Zeitpunkt. Namen wie Wjatscheslaw Lochman und Oleg Velyky, die am Dnepr erstmals international für Furore gesorgt hatten, entfalteten einen besonderen Reiz.

Sergej Harbok reifte weiter und fiel bald den Spähern des RK Celje auf. Der Champions-League-Triumphator von 2004 war unter Zugzwang: Er brauchte einen neuen Goalgetter, da der gebürtige Weißrusse Sergej Rutenka im Sommer 2005 nach Ciudad Real wechselte. Große Fußstapfen, doch Sergej Harbok enttäuschte nicht. Schnell war er in Celje der Mann für die leichten Tore, mauserte sich immer mehr zu einem Top-Spieler im linken Rückraum. Die Folge: Die Rhein-Neckar-Löwen bissen an, schon im August des letzten Jahres wurde der Neuzugang vermeldet.
Im Juni siedelte der Neuzugang zusammen mit seiner Frau Veronika endgültig in die Rhein-Neckar-Region über. Zu diesem Zeitpunkt hatte Sergej Harbok den „Deutsch-Wettbewerb“ mit seiner Liebsten, die er während des gemeinsamen Ökonomie-Studiums in Minsk kennen gelernt hatte, bereits verloren. „Sie macht deutlich bessere Fortschritte als ich“, gab der Handballer mit einem Schmunzeln zu. „Der Großvater meiner Frau hat deutsche Wurzeln, einige Verwandte von ihr leben in Deutschland.“
Inzwischen hat sich Sergej Harbok gut eingelebt. „Die Bundesliga ist so, wie ich sie mir vorgestellt habe“, erzählt er. „Sie ist sehr hart, man muss immer bereit sein. Kein Spiel ist ein Selbstläufer.“ Dennoch wird er Zeit finden, im Januar sein Heimatland bei der Europameisterschaft in Norwegen zu vertreten. Nachdem viele Experten mit einem Wechsel zu Russland spekuliert hatten, feierte er im Juni sein Comeback für Weißrussland. „Ich hatte ein gutes Ergebnis mit der weißrussischen Handball-Föderation“, spürt Sergej Harbok einen Aufschwung des Handballs in Osteuropa.