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SG-Rekordsieg zum Andersson-Jubiläum

Torfestival in der Meirotels-Halle von Rotenburg an der Fulda: Mit dem 47:40 (21:22) bei der MT Melsungen kratzte die SG Flensburg-Handewitt am Bundesliga-Torrekord des THW Kiel und scheint für das entscheidende Gruppenspiel in der Champions League in Lubin gerüstet.
Die Abwehrreihen machten an diesem Spätnachmittag "blau", dafür legten sich die Angreifer umso mehr ins Zeug. Alle 41 Sekunden fiel ein Treffer. So hätten die 2100 Zuschauer in der Meirotels-Halle von Rotenburg an der Fulda einen neuen Bundesliga-Torrekord erlebt, wenn die SG Flensburg-Handewitt in den ersten acht Minuten nicht Fahrkarten en masse produziert und mit 2:8 in Rückstand geraten wäre. Am Ende siegte die SG aber mit 47:40 und beschenkte Kent-Harry Andersson, der zum 200. Mal bei den Flensburgern auf der Bank saß, mit dem torreichsten Spiel der Vereinsgeschichte. Den Torrekord des THW Kiel (54:34 gegen Magdeburg) hatten zwei im Angriff furios aufspielende Mannschaften lediglich um einen Treffer verfehlt.
"Das war ein tolles Handballspiel", schwärmte SG-Trainer Kent-Harry Andersson. "Unser Rückraum mit Lackovic, Mogensen und Lijewski war überragend." Auch Manager Fynn Holpert war begeistert: "Handball mit so viel Geschwindigkeit habe ich noch nicht erlebt." Und Sportdirektor Anders Dahl-Nielsen strahlte ebenfalls: "Heute haben wir im Angriff kaum Fehler gemacht. Endlich finden einige Spieler die Form, die wir von ihnen erwarten."
Das traf insbesondere auf das "Dreigestirn" im Spielaufbau zu. Thomas Mogensen vertrat den erkrankten Spielmacher Ljubomir Vranjes (Andersson: "In einem Champions League Finale wäre Lubo sicher dabei gewesen") mehr als würdig. Der junge Däne lenkte nicht nur das Spiel, er war auch torgefährlich, traf insgesamt neun Mal. Auf Halblinks bot Blazenko Lackovic ebenfalls eine starke Partie. Der Kroate hatte nach Anderssons Timeout in der achten Minute beim 2:8 den glücklosen Kasper Nielsen abgelöst. Und schon kam Zug in den Flensburger Angriff.
Viel Druck auf die gegnerische Abwehr machte auch Marcin Lijewski über Halbrechts. Allerdings erst in der zweiten Hälfte. "In der ersten war ich übermotiviert", meinte der Pole selbstkritisch. Ein Beleg dafür waren zwei Zeitstrafen. Lijewski rechtfertigte jedoch das Vertrauen des Trainers, der dennoch weiter auf ihn setzte anstatt Einar Holmgeirsson zu bringen, mit einem erstklassigen Auftritt in Halbzeit zwei. "Wir hatten mit Lackovic und Lijewski große Probleme", meinte MT-Coach Robert Hedin. "Sonst wäre das Spiel vielleicht anders ausgegangen."
Einige kleine taktische Umstellungen hatten die SG nach dem totalen Fehlstart in die Spur zurück gebracht. Dane Sijan ging für Dan Beutler zwischen die Pfosten, Thomas Mogensen deckte auf der Position zwei offensiver gegen Daniel Valo. Und  als Lijewski erstmals auf die Strafbank musste, kam Torge Johannsen. Ein wahrer Glücksgriff des Trainers. Der Rechtsaußen sprühte nur so vor Einsatzfreude, war nie auszuschalten und avancierte mit zehn Treffern zum besten SG-Werfer. "Torge hat ein Superspiel gemacht", lobte der Trainer den jungen Nordfriesen, den er liebevoll "Texas" nennt.
Dennoch musste die SG bis zur 51. Minute beim 36:35 um die Punkte bangen. Dann sorgten Mogensen (2), Nielsen und Lackovic mit vier Toren innerhalb von 70 Sekunden für die Vorentscheidung zum 40:36.
"Es ist spannender geworden, als wir es eigentlich gewollt haben", meinte Linksaußen Lars Christiansen nach dem Schlusspfiff. Eine Erklärung für den "Acht-Minuten-Schlaf" zu Beginn hatte der 35-Jährige nicht. "Ich weiß es nicht." Aber der Trainer wusste es. "Wir haben in dieser Woche drei Tage im Bus oder Flugzeug gesessen. Wir waren anfangs gar nicht da." Dafür waren seine Flensburger danach umso präsenter. Mit Ausnahme der Defensive. Das fiel am Ende zwar nicht ins Gewicht. "Dennoch werden wir in den nächsten Tagen über die Abwehr reden müssen", kündigte der Trainer in Anbetracht des Auswärtsspiels am Donnerstag in Lubin schon einmal an.