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Nach der Pause eine Demonstration der Stärke

Mit einem in dieser Höhe nicht für möglich gehaltenen 34:22 (15:12) in Lübbecke ist die SG Flensburg-Handewitt in die neue Saison der Handball-Bundesliga gestartet. Und der neue SG-Geschäftsführer Fynn Holpert schwärmte: "Das hat richtig Spaß gemacht."
Die Erleichterung war allenthalben spürbar. Die Spieler drückten und herzten sich, machten für die kleine Fan-Gemeinde mehrfach die Welle. Die rund 50 mitgereisten SG-Anhänger feierten ihre Mannschaft nach dem Abpfiff Minuten lang mit stehenden Ovationen. Und der neue Geschäftsführer Fynn Holpert klatschte jeden Spieler ab, der den Kabinengang betrat.
Hinter der Auftaktpartie der SG Flensburg-Handewitt in der Handball-Bundesliga beim TuS N-Lübbecke hatten viele Fragezeichen gestanden. Zum einen war da die durchwachsene Vorbereitung, in der es nicht möglich war, eine Standortbestimmung vorzunehmen. Zum anderen fehlten mit Blazenko Lackovic, Sören Stryger und Fank von Behren gleich drei Stammpieler. Und schließlich war da die Unsicherheit, wie sich die Neuen bei ihrem Debüt schlagen würden. Doch die SG landete einen 34:22 (15:12)-Auswärtserfolg und beseitigte damit in nur 60 Minuten alle Zweifel am eigenen Leistungsvermögen. "Das war ein tolles Spiel meiner Mannschaft", meinte ein stolzer Trainer Kent-Harry Andersson. "Wir haben taktisch einhundert Prozent gespielt."
"Das war Kampf gegen Kreativität" - so beschrieb der neue SG-Teammanager Anders Dahl-Nielsen die 60 Minuten in der Kreissporthalle Lübbecke. Und traf mit dieser Interpretation den Nagel auf den Kopf. Die runderneuerte Mannschaft des TuS N-Lübbecke (zehn Abgänge, neun Zugänge) versuchte fehlende Abstimmung und Harmonie durch unbändigen Kampfeswillen und körperlichen Einsatz auszugleichen, hatte damit aber nur eine Hälfte leidlichen Erfolg, weil die Flensburger zunächst einige Probleme hatten, sich auf den völlig unbekannten Gegner einzustellen.

Johnny Jensen hatte allen Grund zum Schmunzeln.

Als die Gäste in der Abwehr offensiver und aggressiver agierten, wurde die Partie schnell zu einer einseitigen Angelegenheit. Nach drei Gegentreffern bei eigener Überzahl vom 15:18 zum 15:21 zwischen der 38. und 40. Minute brach das System der Gastgeber völlig zusammen. Datukashvili, Skatar, Kokir und Co. suchten fortan ihr Heil vorwiegend in Einzelaktionen und spielten den Flensburgern damit in die Karten.
Fast jeder Fehler wurde mit einem Konter bestraft. Bis zur 53. Minute zogen die Flensburger auf 29:19 davon und feierten am Ende einen in der Höhe nie für möglich gehaltenen 34:22-Erfolg. "Das war genau unser Spiel nach der Pause", meinte Trainer Andersson. "Eine Super-Abwehr und im Angriff viele leichte Tore." In der Defensive verrichteten vor allem Johnny Jensen, Michael Knudsen, Marcin Lijewski und Kasper Nielsen Schwerstarbeit. Sie ließen gegen die starken TuS-Rückraumwerfer in den ersten 23 Minuten der zweiten Hälfte nur sieben Gegentore zu. Einen glänzenden Einstand im Tor feierte zudem Dane Sijan. Der schwergewichtige Serbe, der seit Donnerstag an einem Magen-Darm-Virus litt, parierte nach der Pause elf Bälle und war überglücklich: "So kann es weiter gehen. Die Abwehr hat mir aber auch sehr geholfen."
"Wenn ein Torhüter eine Quote von 50 Prozent erreicht, muss man als Trainer wohl zufrieden sein", meinte Andersson zur Vorstellung des Holpert-Nachfolgers, der in sechseinhalb Wochen 10,5 kg abgespeckt hat. "Aus dem Rückraum hätte er allerdings zwei, drei Würfe mehr halten müssen. Dafür hat er einige andere gehalten, die er nicht hätte halten müssen." Auch Abwehrchef Johnny Jensen war angetan von der Leistung des neuen SG-Keepers: "Dane hat sehr gut gehalten", um mit einem Schmunzeln anzufügen: "Wenn er noch drei mehr gehalten hätte, wäre es richtig okay gewesen."
Im Angriff waren Ljubomir Vranjes sowie die beiden Außen Torge Johannsen  und Anders Eggert die herausragenden Figuren. Vranjes führte einen SG-Angriff, der mit viel Geduld die Chancen herausspielte. "Er hat heute viel Veranwortung übernommen, hatte elf Assists und damit alles richtig gemacht", meinte Andersson an die Adresse seines kleinen Landsmannes. Johansen und Eggert erwiesen sich als "Vollstrecker", brachten die SG mit ihren schönen Toren aus Kontern oder von Außen auf die Siegerstraße. "Torge hat heute ein Superspiel abgeliefert", lobte der Trainer seinen jungen Rechtsaußen.
Der neue Geschäftsführer war vom ersten Auftritt seiner Mannschaft ebenfalls begeistert. "Vor der Pause haben wir uns ein bisschen selbst im Weg gestanden, aber danach hat das Spiel richtig Spaß gemacht - und Appetit auf mehr", meinte Fynn Holpert.