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"Irrer“ Terminstress: SG bangt um Einsatz von Joachim Boldsen

Sören Stryger verletzt, der Einsatz von Joachim Boldsen fraglich und ein enttäuschender Kartenvorverkauf - vor dem Pokalspiel gegen den TV Großwallstadt (heute 20 Uhr) hat die SG Flensburg-Handewitt viele Sorgen. "Dabei  brauchen wir gerade in dieser schwierigen Situation die Unterstützung der Fans“, sagt Manager Thorsten Storm, nachdem im Vorverkauf bis gestern erst knapp 3000 Karten für die Pokalpartie verkauft worden waren.
"Ich bin nicht mehr bereit, dafür die Verantwortung zu übernehmen“, sagt Hauke Mommsen. Der Mannschaftsarzt der SG Flensburg-Handewitt bekommt mittlerweile schon eine Gänsehaut, wenn Lehrgänge der Nationalmannschaften anstehen, weil er genau weiß, dass er anschließend alle Hände voll zu tun haben wird. Vor einem Monat kehrte Frank von Behren überlastet von einem Nationalmannschaftslehrgang zurück und zog sich zwei Tage später im Pokal einen Kreuzbandriss zu. In der vergangenen Woche erwischte es Sören Stryger, der beim World Cup gegen Deutschland einen Teilriss des hinteren Kreuzbandes im rechten Knie erlitt. Und nun muss der dreifache Cupsieger vor dem Pokalspiel gegen den TV Großwallstadt (heute 20 Uhr, Campushalle) auch noch um den Einsatz von Joachim Boldsen bangen. Der Däne kehrte mit einem dicken Bluterguss im Oberschenkel vom World Cup aus Schweden zurück. "Wir müssen mal schauen“, meint Mommsen zu den Einsatzchancen von Boldsen. Mit Lymphdrainagen will die medizinische Abteilung der SG versuchen, den Dänen für die heutige Partie spielfähig zu bekommen. Nicht trainieren konnte gestern ebenfalls World-Cup-Sieger Blazenko Lackovic, der nach der Rückkehr aus Schweden über Schmerzen im Knie klagte.
Mommsen jedenfalls hat kein Verständnis mehr für die Terminplanung im nationalen und internationalen Handball. "Das ist doch alles Irrsinn, diese Wettkampf-Frequenz ist für die Spieler und inzwischen auch für uns Ärzte nicht mehr hinnehmbar. Es muss schnellstens ein Konsens im Sinne aller Beteiligten her“, fordert Mommsen. Dabei gehe es nicht allein um die Interessen der SG, sondern um den Handball allgemein. "Jetzt müssen alle an einem Strang ziehen im Sinne des Handballs.“

In die Campushalle passen noch ein paar Zuschauer mehr.

SG-Trainer Viggo Sigurdsson sieht es genauso. "Wer solche Termine festlegt, hat kein Verständnis für den Sport und für die Sportler“, sagt der 52-jährige Isländer. Zehn SG-Spieler waren erst in der späten Sonntagnacht nach Flensburg zurück gekehrt und müssen heute schon wieder 100 Prozent geben - denn der DHB-Pokal hat für die SG einen hohen Stellenwert.
Von optimaler Vorbereitung auf die Partie gegen den TVG kann allerdings  keine Rede sein. "Wir werden Video schauen und ein leichtes Training absolvieren, mehr ist einfach nicht drin“, so Sigurdsson, für den der Ausfall von Stryger schwer wiegt. "Das war ein Schock. Sören ist ein Super-Spieler und  ein großer Charakter innerhalb der Mannschaft. Jetzt müssen andere seinen Ausfall so kompensieren, wie wir auch den Ausfall von Frank von Behren kompensiert haben.“ Kurzum: Torge Johannsen, der zuletzt in der Champions League ansprechende Leistungen bot, und Jan-Thomas Lauritzen sind auf Rechtsaußen gefordert.
Auf Grund der Belastungen erwartet der SG-Trainer heute ein ganz schweres Spiel für seine Mannschaft. "Denn Großwallstadt ist auf allen Positionen ausgeglichen besetzt.“ Und im Gegensatz zur den SG-Spielern ausgeruht. Zu den Leistungsträgern bei den Mainfranken zählen zwei Landsleute von Sigurdsson: Einar Holmgeirsson und Alexander Pettersson, gegen die der isländische Coach in Flensburger Diensten "auf keinen Fall“ verlieren möchte. Und mit Chrischa Hannawald haben die Gäste zudem über einen Keeper zwischen Pfosten, der laut Sigurdsson "an einem guten Tag ein Spiel allein entscheiden kann“.
Ganz andere Sorgen als den Trainer plagen indes Thorsten Storm. Bis gestern waren im Vorverkauf für das Bundesliga-Duell im Pokal nur rund 3000 Tickets abgesetzt worden. "Wir sind enttäuscht über den bisher mangelnden Zulauf“, gibt der Geschäftsführer zu. "Viele, die keine Dauerkarten haben, klagen, dass sie auch gerne einmal ein SG-Spiele sehen würden. Jetzt hätten sie die Chance.“ Gerade in dieser schwierigen Situation benötige die Mannschaft die Rückendeckung des Publikums. Storm bezweifelt stark, dass "bei einer nur halb gefüllten Campushalle“ die gefürchtete Heimspiel-Atmosphäre aufkommen wird, hat aber noch die leise Hoffnung, dass heute viele Fans das Angebot in Anspruch nehmen, Tickets mit einem Rabatt von 25 Prozent zu erwerben.