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THW Kiel

Eigentlich müsste der THW Kiel auf der großen Euphoriewelle schwimmen. Die „Zebras“ stehen an der Spitze der Bundesliga, greifen Ende April nach der Krone in der Champions League und hoffen beim Final Four auf den vierten Pokalerfolg nach 1998, 1999 und 2000. Doch noch herrscht an der Kieler Förde Zurückhaltung. „Wir haben noch nichts gewonnen“, sagt Weltmeister Dominik Klein. „Die Fußballer von Bayer Leverkusen hatten 2002 eine ähnliche Situation, standen am Ende mit leeren Händen da.“
Und dann gibt es noch die leidigen Verletzungssorgen. Etwa Lars Krogh Jeppesen. Im Februar klagte der Däne über heftige Rücken-Probleme. „Die Schmerzen waren so stark, dass ich gar nicht werfen konnte“, sagt Lars Krogh Jeppesen. Anschließend konnte er kaum noch gehen. „Gegen Hamburg hatte ich das Gefühl, steif wie ein Brett und mit einem Messer im Po über den Platz zu laufen.“ Aufgrund einiger Rippenbrüche hatte er fast ein Vierteljahr nicht die Rücken-Muskulatur trainieren können. Das Resultat: Bandscheiben-Probleme. „Wir hoffen“, sagte ein betroffener THW-Coach „Noka“ Serdarusic, „dass er überhaupt wieder fit wird und seine Karriere fortsetzen kann.“

Der THW ist gut aufgestellt.

Auch um Viktor Szilagyi herrscht Rätselraten. Nach einem Kreuzbandriss war er noch gar nicht wieder in Tritt gekommen, als sich der Österreicher am operierten Knie erneut eine Blessur zuzog. Für Routinier Stefan Lövgren und Nikola Karabatic bedeuten diese Ausfälle große Zusatzbelastungen. „Was das gerade für unseren kleinen Kader bedeutet“, erklärt „Noka“ Serdarusic, „wenn man in der Bundesliga, in der Champions League und im Pokal ganz vorne sein will, kann sich jeder vorstellen.“
Zu allem Überfluss fiel auch noch Marcus Ahlm aus. Ein Sehnenriss im Oberarm! Der THW reagierte auf dem Transfermarkt – und überraschte alle mit der Reaktivierung eines „Alt-Stars“. Andrej Tschepkin, Ukrainer mit spanischem Pass, hatte seine Karriere schon seit fast zwei Jahren beendet, hilft bis zum Saisonende aber in Kiel aus. Sechs Mal hat der Kreisläufer-Hüne mit dem FC Barcelona die Champions League gewonnen.
Der THW Kiel muss seine Vereinsvitrine vor ihm aber nicht verstecken. Es glitzert ganz gewaltig. Meisterschaft, Pokalsieger oder EHF-Cup – es findet sich praktisch alles, was das Handball-Herz begehrt. Ohne Frage: Der Turnverein Hassee-Winterbek ist so etwas wie die „Königin der Bundesliga“. 10000 Zuschauer in der Ostseehalle bilden regelmäßig eine stolze Kulisse. Das Umfeld ist gut aufgestellt. „Wir verfügen in Kiel über ein sehr gutes Netzwerk“, erläutert Manager Uwe Schwenker. „Die Herausgliederung der GmbH aus dem Verein hat einiges bewirkt. Wir haben zudem auf den wichtigen Positionen gute Leute sitzen – das fängt beim Trainer an und hört bei den Geschäftsstellen-Mitarbeitern auf.“
Der THW Kiel war vor dem Start der neuen Saison der große Favorit. 16 von 18 Trainern votierten für die Schleswig-Holsteiner als kommender Meister. Trotz der beschriebenen Sorgen scheinen die „Zebras“ diesen Vorschusslorbeeren gerecht zu werden. Und was ist beim Haspa Final Four möglich? „Alles“, sagt „Noka“ Serdarusic. „Das Turnier ist völlig ausgeglichen besetzt. Jeder kann jeden schlagen.“


Der Weg ins Final Four
2. Hauptrunde: HSV Insel Usedom (A) 49:22
3. Hauptrunde: HSG Gensungen/Felsberg (A) 43:29
Achtelfinale: TuSpo Obernburg (H) 40:25
Viertelfinale: TBV Lemgo (A) 35:32


Daten THW Kiel