Stripes
Stripes
Archiv

Flensburg-Handewitt trotzt allen Turbulenzen

Die Handballer der SG Flensburg-Handewitt haben gleich ihren ersten Matchball verwandelt. Der 23:21 (13:11)-Erfolg in der Champions League beim kroatischen Meister RK Zagreb  bedeutete den vorzeitigen Gruppensieg und damit den sicheren Einzug ins Achtelfinale.
Die Spuren der Schlacht waren in allen Ecken und Winkeln der Gästekabine im Zagreber Dom Sportova sichtbar. Am deutlichsten bei Michael Knudsen, der den Raum, in dem die Handballer der SG Flensburg-Handewitt untergebracht waren, mit einem komplett zugeschwollenen rechten Augen und einem großen Eiswürfelbeutel in Richtung Zagreber Krankenhaus verließ, wo seine Gesichtsknochen geröntgt werden sollten. Zur Aufmunterung gab es für den Kreisläufer einen Schulterklopfer von Marcin Lijewski, der mit seinen sieben Toren zuvor einer der Garanten für den 23:21 (13:11)-Sieg des deutschen Vizemeisters bei RK Zagreb war.

Marcin Lijewski bekommt für Tschechow frei.

Dem polnischen Torjäger taten zwar auch alle Knochen weh, doch in seinem Augen war zumindest ein Strahlen erkennbar. "Mann, bin ich froh. Das war echt ein schweres Stück Arbeit“, grinste Lijewski voller Vorfreude auf einen kurzen Heimaturlaub. Dem 29-Jährigen, dessen Familie in Polen lebt, wurde ebenso wie Blazenko Lackovic signalisiert, dass er am kommenden Wochenende frei bekommt. Dann nämlich tritt die SG zum finalen Gruppenspiel in Moskau an - und könnte dort auch mit 50 Toren verlieren. Grund: Die Flensburger haben nach dem "verdienten Sieg“ (Zagreb-Coach Nenad Klajic) Platz eins in der Gruppe D und somit den Einzug in die nächste Runde sicher.
Bis sie allerdings das Achtelfinal-Ticket fest in der Hand hatten, mussten sie einige Turbulenzen überstehen - wie schon beim  Irrflug am Vortag. Doch Christiansen und Co. erwiesen sich resistent gegen alle "Luftlöcher“, mit denen sie im fast ausverkauften Dom Sportova vor 7500 Zuschauern zu kämpfen hatten. Da war zum einen eben die Verletzung von Knudsen, der in der 14. Minute den für Duelle gegen Zagreb obligatorischen Schlag ins Gesicht erhielt und nicht mehr weiterspielen konnte. Oder die rote Karte für Rechtsaußen Torge Johannsen (29.) nach einem  Foul an Domagoj Duvnjak. Zudem musste die SG dem Handicap leben, dass Blazenko Lackovic an seiner alten Wirkungsstätte einen rabenschwarzen Tag erlebte und Kasper Nielsen wegen eines Muskelfaserrisses erst gar nicht spielen konnte.
Nur gut, dass die SG kämpferisch überzeugte, Zagreb mit einer 5:1-Deckung überraschte und famose erste 27 Minuten (12:7) hinlegte. Und auch in einer Phase, als der "Hexenkessel“ Dom Sportova zum brodeln begann und die vom ihrem Riesentalent Duvnjak angeführten Kroaten beim 21:19 (50.) scheinbar auf die Siegerstraße einbogen, behielten die Flensburger kühlen Kopf. Mit vier Toren in Folge und glanzvollen Paraden des eingewechselten Jan Holpert machten die Gäste den Sack zu. "Kompliment an meine Mannschaft“, lobte SG-Trainer Viggo Sigurdsson. "In der ersten Hälfte haben wir unsere taktischen Ziele voll erreicht. Dass es dann dennoch ein Krimi wird, war mir klar. Entscheidend war letztlich, dass wir uns als Team präsentiert haben.“ Fand auch Manager Thorsten Storm: "Champions League heißt immer Stimmung und Emotionen. Besonders hier in Zagreb. Aber wir sind immer ruhig geblieben.“