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Mit kühlem Kopf ins Achtelfinale

"Man, das war ein schweres Stück Arbeit", pustete Joachim Boldsen tief durch und ließ sich ausgepowert auf die Bank in der Umkleidekabine sacken. Soeben hatte der "Traktor" mit der SG Flensburg-Handewitt mit einem hartumkämpften 23:21 (13:11)-Auswärtserfolg bei RK Zagreb vorzeitig den Einzug ins Achtelfinale der Champions League gesichert. Als Gruppensieger kann es der Finalist von 2004 am letzten Spieltag in Moskau (am kommenden Sonnabend) ruhig und unbeschwert angehen.
Während die SG-Spieler nach dem Schlusspfiff im mit 7500 Zuschauern nicht restlos ausverkauften Dom Sportova den berühmten "Kreis" machten und lautstark jubelten, ließ die junge RK-Mannschaft die Flügel hängen. Trotz einer vor allem in der zweiten Halbzeit enorm kämpferischen Leistung hatte der Gastgeber den Gruppen-Favoriten am Rande einer Niederlage. Die größere Cleverness und Routine sowie individuelle Vorteile auf einigen Positionen sollten am Ende den Ausschlag für die SG geben. Wermutstropfen einer erfolgreichen Reise auf den Balkan war die Gesichtsverletzung von Michael V. Knudsen, der sich bei einer Abwehraktion einen Cut unter dem rechten Auge zuzog. "Kämpferisch war das eine absolute eins", kommentierte SG-Manager Thorsten Storm die Vorstellung seiner Mannschaft, die nach einer dominaten ersten Spielhälfte noch reichlich unter Druck geriet.
Nach einer eigentlich beruhigenden 13:8-Führung (27.) schmolz das Polster wie Butter in der Sonne und schon zur Pause zeichnete sich beim 13:11 ein "Krimi" ab, wie ihn SG-Coach Viggo Sigurdsson eigentlich auch erwartet hatte.

Johnny Jensen möchte auch in Russland gewinnen.

Auch ohne ihren an der Schulter verletzten Star-Torwart Vlado Sola legte Zagreb nach Wiederanpfiff auch den letzten Funken Respekt ab und bot der SG erfolgreich Paroli. Unter dem Jubel der nun lautstarken Kulisse entwickelte sich ein harter Schlagabtausch, wobei RK beim 14:13 (37.) erstmals in Führung gehen konnte.
Die Gäste waren sichtlich bemüht, das Tempo weiterhin aus dem Spiel zu halten, ohne allerdings die Kontrolle über den erstarkten Gegner wieder zu erlangen. "Du kannst nicht über ein ganzes Spiel die Überlegenheit der ersten Halbzeit halten", kommentierte Storm die Aufholjagd der Hausherren, die bis in die letzten Minuten hinein an die Überraschung glauben durften.
Allerdings konnten die Kroaten den knappen 20:18-Vorsprung letztendlich nicht mehr halten, gerieten erneut in Rückstand und vermochten es nicht mehr die Niederlage abzuwenden. "Wir sind hier als Mannschaft aufgetreten und haben super gefightet", freute sich Johnny Jensen, "jetzt fahren wir Moskau und wollen auch dort gewinnen." An dem Plan des Norwegers konnte man sich hingegen in Zagreb nicht besonders erfreuen. Statt mit SG-Schützenhilfe den zweiten Platz zu erreichen, liebäugeln RK-Trainer Nenad Kljaic und sein Team lieber mit Rang drei und der damit verbundenen Teilnahme am Europapokal der Cupsieger. "Die europäische Spitze kommt zu früh für uns", so der RK-Coach.
Aus einer geschlossenen SG-Mannschaft ragten neben den Torhütern Dan Beutler und Jan Holpert vor allem der siebenfache Torschützde Marcin Lijewski heraus. Aus RK-Sicht erfreute man sich erneut an der Gala-Vorstellung des erst 18-jährigen Domagoj Dunvjak, der von der Spielmacher-Position aus neun Treffer markierte. "Er ist das größte Talent auf dieser Position und an ihm werden wir noch viel Freude haben", so Kljajic.