Stripes
Stripes
Archiv

SG-Reisen: Zwei Mal Russland

Mitte November wird die SG Flensburg-Handewitt in den Großraum Moskau, in die Trabanten-Stadt Tschechow, reisen. Schnee und Eis können dann durchaus zum Wegbegleiter im riesigen Russland werden. In dieser Hinsicht ist die SG aber durchaus schon erfahren, lernte sie doch schon den Winter in Osteuropa auf zwei früheren Europapokal-Reisen kennen.

Alexei Rastvortsev spielte schon 2002 gegen die SG.

Ende Februar 2002 machte sich der SG-Tross auf nach Voronezh. 2277 Kilometer legte die Chartermaschine vom dänischen Flughafen Billund zurück. Ein Rekord in der SG-Geschichte! Der 36-köpfige Tross staunte nicht schlecht, als die rund 15 Kilometer lange Strecke vom kleinen und unscheinbaren Militär-Flughafen zum Hotel mit viel Tamtam in der Dunkelheit bewältigt wurde. Eingekesselt von zwei Polizeiwagen wurde der Besuch aus Deutschland mit weit in die Nacht  sichtbarem Rundum-Licht zunächst über die Autobahn und dann durch die ganze Stadt eskortiert. Einige Stunden später lächelte manch einer „nostalgisch“. Die Spielstätte erinnerte ein wenig an die uralte Flensburger Duburghalle. Drei Stuhlreihen waren an der Seitenlinie aufgereiht, drei weitere hinter einem der beiden Tore. Dazu drängten sich weitere Zuschauer stehend in die Halle.
Aus diesem „Unikum“ hätte das Staatsfernsehen um ein Haar eine faustdicke Sensation übertragen. Der enorm spielstarke russische Vize-Meister Energia Voronezh brachte die SG an den Rand eines sportlichen Desasters, als Jung-Star Alexei Rastvortsev, heute im Trikot der „Bären“ aus Tschechow, unter dem Jubel der 1000 Zuschauer die 28:22-Führung markierte. „Das Spiel hätten wir auch mit zehn Toren Unterschied verlieren können“, grübelte der damalige SG-Trainer Erik Veje Rasmussen. Doch es reichte noch für einen Kraftakt. Das 31:31 war der „Schlüssel“ zur Runde der letzten Vier im Pokalsieger-Wettbewerb, da in der Flensburger Campushalle ein klares 32:21 folgte.

Tschechow ist die dritte Russland-Station für die SG. Fotos: Hagemann.

Im März 1998 brach bereits der „russische Frühling“ in Moskau, als die SG mit dem ZSKA Moskau, dem Vorgänger-Klub des heutigen russischen „Abo-Meisters“, um den Einzug ins Finale des EHF-Pokals buhlten. Sportlich war der Auftritt in der Mega-Metropole ein voller Erfolg. Der ZSKA war ohne den verletzten Igor Lavrov, der von mehreren Bundesliga-Klubs umworben wurde, ohne reelle Chance auf den Sieg. Mit 30:24 behauptete sich die SG vor nur 500 Zuschauern in der riesigen ZSKA-Halle souverän, wobei Jan Fegter nach langwierigen Bandscheiben-Problemen ein vielversprechendes Comeback feierte.
Kein Wunder, dass der 45-köpfige Tross den Erfolg gegen Mitternacht mit einer spontanen „La Ola“ auf dem Roten Platz, unmittelbar vor dem Lenin-Mausoleum, feierte. Eine Aktion, die bei der Miliz auf wenig Verständnis stieß. Sie war sofort zur Stelle, um den Gefühlsausbruch der deutschen Gäste zu unterbinden. Der Dolmetscher hatte große Probleme, die Beamten zu beschwichtigen. Pech hatte auch Andrej Klimovets. Seine Reise-Dokumente waren nicht auf dem neuesten Stand. Für den Weißrussen begann eine kleine Odyssee, die ihn auch nach Minsk führte. Dagegen strahlten die SG-Dänen um Lars Christiansen. In Moskau gab es auch original dänische Hot Dogs.