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Trainingsauftakt in familiärer Atmosphäre

Es ging sehr beschaulich beim Trainingsauftakt der SG Flensburg-Handewitt zu. Als der deutsche Handball-Pokalsieger gestern Morgen im Kraftstudio mit der Vorbereitung auf die am 7. September beginnende Bundesliga-Saison loslegte, fehlten gleich sieben Spieler. Grund: Lehrgänge der Nationalteams.
„Unglaublich. Es sind mehr Journalisten als Spieler anwesend“, sagte Kent-Harry Andersson Kopf schüttelnd, als er gestern morgen gut gelaunt und braun gebrannt das „Förde Fitness“ betrat. „Eins, zwei, ...sieben, acht.“ Beim Durchzählen der Handballer kam der Trainer der SG Flensburg-Handewitt nicht weit. Ein Trainingsauftakt in familiärer Runde. Kein Boldsen, kein Christiansen, kein Stryger, kein Knudsen, kein Lijewski, kein Jensen und kein Beutler. Sie alle sind bis zum Wochenende noch bei ihren Nationalmannschaften. „Echt dumm, lässt sich aber nicht ändern“, bemerkte der 56-jährige Schwede und schickte sein verbliebenes Personal an die Kraftgeräte. „Aber immerhin ist niemand verletzt.“

Schwarz auf Weiß: Die Übungen standen auf einer Liste.

Der Urlaub ist beendet. Nun heißt es Hantelbank statt Sonnenliege, Jogging-Schuhe statt Badelatschen, Marienhölzung statt Costa Brava. „Die freien Wochen taten richtig gut“, sagte ein gut erholter Blazenko Lackovic, der unter anderem eine Woche die Sonne Dubais genossen hatte. „Jetzt aber freue ich mich wieder auf Handball.“
Das eigentliche Arbeitsgerät wird der kroatische Olympiasieger wie auch seine Kollegen zunächst nicht allzu häufig in die Hand bekommen. Kraft- und Ausdauertraining heißen die Schwerpunkte. Power Cleen, Schubkarre, Frontkniebeugen und Bankdrücken war auf dem Zettel zu lesen, den Kent-Harry Andersson an die Wand geheftet hatte. Und so legten sich Glenn Solberg, Jan Holpert, Blazenko Lackovic, Goran Sprem, Igor Kos, Kasper Nielsen und die beiden dänischen Youngster aus dem Junior-Team, Simon Friis und Nichlas Holm, bereits gestern mächtig ins Zeug.
Allen voran Kasper Nielsen, der seinem Spitznamen „Popeye“ alle  Ehre machte.  Als der dänische Neuzugang beim Bankdrücken 150 kg locker in die Höhe (Bestleitung: 165 kg) stemmte, meinte Kollege Solberg nur: „Okay, Kasper, ab nach Hause. Du bist fit, du brauchst keine Vorbereitung. Wir sehen uns zum ersten Bundesligaspiel wieder.“ Das sah Nielsen etwas anders und „fraß“ weiter eifrig das Eisen. „Ich will noch drei Kilo an Muskelmasse zulegen“, verriet der 100-kg-Mann.

Goran Sprem schaffte 90 Kilo.

Auch die übrigen Spieler hatten nicht die ganze Zeit auf der faulen Haut gelegen. Bei der optischen „Bauchkontrolle“ fiel keiner durch. Schuld daran war der Aufgabenzettel, den Andersson seinen Schützlinge mit in den Urlaub gegeben hatte. „Ich fühle mich ganz fit“, erklärte Jan Holpert, der selbst beim Besuch seiner Schwiegereltern in München an der dortigen Bundeswehr-Hochschule sein Programm durchgezogen hatte. Für „Holpi“ ist Saisonvorbereitung Nummer 13 bei der SG allerdings die erste als einziger Deutscher. „Ich wollte schon immer mal im Ausland spielen. Schon komisch, dass ich das in meiner Heimatstadt tue“, scherzte der Ausnahme-Torhüter, der immer noch ein Vorbild an Trainingsfleiß ist.
In körperlich guter Verfassung präsentierte sich ebenfalls Igor Kos. Allem Anschein nach hat sich der kroatische Neuzugang trotz zweiwöchiger Flitterwochen in Griechenland gewissenhaft auf sein neues Engagement beim deutschen Pokalsieger vorbereitet. „Ich bin bereit, ich bin heiß“, sagte der Linkshänder. Aber immer noch wohnungslos. Das soll bis Ende dieser Woche geändert haben.
Dann werden auch Christiansen (wird im Dezember Vater), Stryger und Co. wieder in Flensburg erwartet — zum eigentlich „richtigen“ Saisonstart des deutschen Vizemeisters. Knapp sechs Wochen später, am 7. September, geht es dann beim TuS N-Lübbecke wieder um Bundesliga-Punkte. „Wir werden wieder eine gute Rolle spielen“, ist sich Jan Holpert sicher. Und Manager Thorsten Storm ist überzeugt: „Wir sind stärker besetzt als in der letzten Serie. Das wird ein ganz heißer Zweikampf mit dem THW Kiel.“