Stripes
Stripes
Archiv

Titelfavoriten noch nicht am Limit

"Da müssen wir schon bis nach München fahren, um endlich gegen die SG Flensburg-Handewitt gewinnen zu können", kommentierte Uwe Schwenker den 36:34-Sieg des THW Kiel im Handball-Supercup gegen die SG Flensburg-Handewitt. Und auch bei THW-Trainer Noka Serdarusic überwog deutlich die Freude, die Negativserie gegen den Konkurrenten aus Flensburg endlich durchbrochen zu haben, anstatt sich über den Gewinn des Supercups besonders zu erfreuen. "Es ist ein schönes Gefühl, mal wieder gegen Flensburg gewonnen zu haben", sagte Serdarusic, "auch wenn es nach der ersten Halbzeit nicht unbedingt danach ausgesehen hat. Da hatte noch kaum jemand auf uns gesetzt."
In der Tat hatten sich die meisten der 10000 gutgelaunten Fans in der Olympiahalle bei der 19:15-Pausenführung der SG schon auf den neuen Supercup-Sieger festgelegt. Letzte Zweifel schien der dreifache DHB-Pokalsieger nach einer dominaten ersten Spielhälfte spätestens beim 21:16 (32.) beseitigt zu haben. Aber gefehlt. Mit einer offensiveren Abwehrformation gepaart mit dem Mut der Verzweiflung setzte der THW Kiel alles auf eine Karte und sollte dem Spiel tatsächlich noch einmal die Wende geben. In dem Maße, wie die SG ihre Linie und damit auch Führung einbüßte, erwachte der Erzrivale aus Kiel zu neuer Stärke und hatte beim 22:22 (40.) das Duell im Handumdrehen wieder auf den Ausgangspunkt geführt.
"Wir haben uns viele individuelle Fehler erlaubt, die vom THW bitter bestraft wurden", hatte Jan Holpert einen plausiblen Grund dafür, warum die SG das Ruder nicht mehr entscheidend herumreißen konnten. Dabei hatte der SG-Keeper maßgeblichen Anteil daran gehabt, dass sein Team bis in die Schlussminute vom zweiten Supercup-Gewinn träumen durfte. Erst 28 Sekunden vor dem Ende der regulären Spielzeit entschied der Schwede Henrik Lundström mit einem verwerteten Gegenstoß zum 36:34-Endstand das abwechslungsreiche Duell der beiden Nordclubs. Dazu Holpert: "Der THW kann sicherlich mit dem Ergebnis, aber nicht mit dem Spiel zufrieden sein."

Michael V. Knudsen war eine Halbzeit lang nicht zu bremsen.

"Wir haben jetzt zum dritten Mal in Folge den Supercup verloren, dass ist also nichts Neues für uns", hatte SG-Trainer Kent-Harry Andersson den Humor nicht verloren. Zur Spielanalyse meinte der Schwede: "In den ersten 30 Minuten lief es schon sehr gut für uns. Da haben wir guten Handball gespielt. In der zweiten Halbzeit haben wir teilweise sehr chaotisch gespielt und dumme Fehler gemacht. Außerdem haben wir durch die vielen Zeitstrafen den Rhythmus verloren", begründete Andersson die erste Niederlage gegen den Meister aus Kiel nach über zweieinhalb Jahren, und ergänzte, "wir haben heute keine Punkte verloren. Das ist doch das Wichtigste."
Angesichts der deutlichen Standortbestimmung kehrten die Trainer und ihre Teams gestern mit der grundlegende Erkenntnis aus der süddeutschen Millionen-Metropole zurück, noch einen großen Berg an Arbeit vor sich zu haben. Dazu Serdarusic: "Wir haben vor allem in der Abwehr gesehen, dass wir noch große Probleme haben. Daran werden wir jetzt intensiv arbeiten." Und auch Kent-Harry Andersson wird froh darüber sein, bei der Aufarbeitung der Niederlage dank des verschobenen Auftaktspiels etwas mehr Zeit zu haben. Statt bereits am Wochenende zum Punktspiel-Start erneut auf den THW Kiel zu treffen (Spiel ist auf den 24. September verlegt), startet der Vizemeister erst am Mittwoch nächster Woche in Nettelstedt die Jagd nach der Meisterschaft.
Insgesamt sprachen alle Beteiligten von einem rundherum gelungenen Projekt, den Supercup aus Dessau nach München verlegt zu haben. Dazu Frank Bohmann von der Handball-Bundesliga (HBL). "Es hat uns allen sehr viel Spaß gemacht und wir werden an dem Standort München wohl festhalten." Dafür sprachen sich auch die beiden Manager aus. "Der Versuch nach München zu gehen, hat sich gelohnt. Es war eine gelungene Veranstaltung", bilanzierte SG-Manager Thorsten Storm. Und auch sein Kieler Amtskollege Uwe Schwenker sprach von einem guten Pilotprojekt, dass "eine Neuauflage" verdiene. Unbeantwortet blieb allerdings die Höhe der Prämien, die die beiden Supercup-Teilnehmer einstrichen. Allerdings dürften sich an den anfangs ausgelobten Summen von 25.000 Euro für den Sieger und 10.000 Euro für den Unterlegenen nicht vielverändert haben.