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RK Zagreb

Wenn der RK Zagreb auf einen Mannschaftsbus all seine Erfolge darstellen möchte, hätte er ein Problem – mit der Lackiererei. Der Rukometni Club Zagreb - kurz RK Zagreb - hat seit 1991 alle 15 nationalen Meistertitel abgeräumt. Selbst im Pokal ließen die Handballer aus der 800 000 Einwohner zählenden Hauptstadt Kroatiens nur die Jahre 2001 und 2002 aus. Sonst wehrten die Zagreber stets die Anstürme der Konkurrenz ab. In dieser Saison sieht es ähnlich aus. Zwölf Spieltage sind rum – und der „Abo-Meister“ hat noch keinen Zähler eingebüßt.

Gefürchtet: der Dom Sportova

Noch imposanter ist die Vereinschronik. Dort finden sich 24 Meisterschaften und 14 Pokal-Triumphe. Deutliches Indiz, dass Handball in Zagreb eine große Tradition hat. Schon 1922 gründeten weise Männer den Vorzeige-Klub, der 1948 erstmals an die Spitze Jugoslawiens kletterte. Selbst eine Durststrecke zwischen 1965 und 1989 überstanden die Zagreber Enthusiasten schadlos. Die beiden Sternstunden erlebte der Verein aber erst nach der Unabhängigkeit Kroatiens. Der Meistercup, der Vorgänger der Champions League, wanderte 1992 und 1993 an die Ufer des Flusses Sava. Danach scheiterte man gleich in vier Anläufen im Finale an einen spanischen Vertreter (1995 Bidasoa Irun; 1997 bis 1999 FC Barcelona).

In der Bundesliga bekannt: Slavko Goluza

In den letzten Jahren war der Trend eher rückläufig. 2000 reichte es noch für das Halbfinale, dann war stets im Viertelfinale Schluss, ehe die Zagreber „Handball-Macht“ im letzten Herbst den „Supergau“ erlebte. Montpellier und Zaporoshje waren schon in der der Vorrunde eine Nummer zu groß. „Was da los war, hatte keiner richtig verstanden“, erhielt SG-Ass Blazenko Lackovic damals keine plausiblen Erklärungen aus der Heimat. Immerhin fing sich der RK während der Saison und stieß ins Endspiel der Cupsieger vor. Der spanische Vertreter Ademar Leon hatte allerdings in beiden Partien keine ernsthaften Probleme.

Ebenfalls ein alter Bekannter: Blazo Lisicic

In den letzten Monaten musste die kroatische „Handball-Zentrale“ so manchen Abgang verkraften. Blazenko Lackovic, Goran Sprem, Ivano Balic, Igor Vori, Renato Sulic, Mario Kelentric – die Liste der hochkarätigen Ex-Spieler ist lang. Mit Rechtsaußen Zlatko Horvat sowie den beiden potenziellen Spielmachern Drago Vukovic und Denis Spoljaric stehen nur drei Akteure im Kader, die der SG Flensburg-Handewitt schon im Februar 2004 das Leben schwer machten. „Was sollen wir machen?“, zuckt Team-Koordinator Ante Ancic mit den Schultern. „Die Vereine in Spanien oder Deutschland haben einfach andere finanzielle Möglichkeiten als wir.“ Zu allem Überfluss verschwand vor einigen Jahren auch der Schriftzug des potenten Spirituosen-Herstellers „Badel“ aus dem Vereinsnamen. Dafür taucht ein anderer Name auf den Trikots auf, den man auch bei der SG bestens kennt – Ausrüster „hummel“.

Trainer Lino Cervar

Zwar wandern immer wieder Leistungsträger nach Spanien, Deutschland, Frankreich oder Italien ab, die Quelle mit herausragenden Handballern scheint aber nie zu versiegen. Altmeister Slavko Goluza, Drago Vukovic, Denis Spoljaric und Niksa Kaleb sind Olympiasieger. Zwei Talente arbeiten im Moment hart daran, in den Kreis der Nationalmannschaft vorzudringen. Ivan Pongracic vertrat in den letzten Wochen den am Knie verletzten Niksa Kaleb auf Linksaußen. Und mit Nikola Blazicko machte zuletzt ein neuer „Torhüter-Stern” von sich reden.
Überhaupt ist die Position zwischen den Pfosten gut besetzt. Seit dieser Saison hütet auch der slowenische Nationalkeeper Beno Lapajne, der zuletzt zusammen mit Igor Kos im Aufgebot des Gold Club Kozina stand, das Zagreber Gehäuse. Davor leistet die Abwehr, die bevorzugt in einem 3:2:1-System agiert, aber auch häufig zu einer 5:1-Formation wechselt, mehr als solides Handwerk. „Dieses Team ist wirklich sehr stark in der Defensive“, weiß Blazenko Lackovic. Namen wie Drago Vukovic, Denis Spoljaric oder auch der Montenegriner Goran Dukanovic sorgten dafür, dass Portland San Antonio während der Gruppenphase in Zagreb mit 20:24 verlor.

Zum Rückspiel werden einige kroatische Fans erwartet.

Neben den erwähnten kroatischen „Assen“, Torwart Beno Lapajne und Abwehr-Stratege Goran Dukanovic setzt der Traditionsklub immer mehr auf Profis aus weiteren Balkan-Ländern. Etwa auf den robusten, serbischen Kreisläufer Alem Toskic oder auf den Montenegriner Petar Kapisoda, einem weiteren Linksaußen. Im rechten Rückraum glänzt zumeist ein alter Bekannter: Blazo Lisicic. Der 33-jährige Serbe lief einst in der Bundesliga für Minden und Wetzlar auf. Der sechste „Balkan-Legionär“ stammt aus Bosnien. Mirzad Tersic bereichert die Variations-Möglichkeiten im Rückraum. „Zagreb hat dort wirklich viele Gestaltungs-Möglichkeiten“, bestätigt Goran Sprem. Allerdings: Bei der 15:31-Pleite im spanischen Pamplona stand die komplette „zweite Reihe“ neben sich.
Bereits im dritten Jahr setzt der kroatische Handball-Verband auf eine enge Verzahnung zwischen National-Team und der Nummer eins der Liga. Lino Cervar betreut in „Personal-Union“ beide Teams als Trainer. „Ein interessanter Mensch mit einem großen taktischen Repertoire“, sagt Goran Sprem. Immerhin erreichte Kroatien mit dem 55-Jährigen sowohl die Weltmeisterschaft 2003 als auch den Olympiasieg 2004. Manchmal geht mit Lino Cervar aber auch das Temperament durch. Beim Supercup im Oktober fehlte der Nationalcoach wegen Unstimmigkeiten mit einem Funktionär. Dieser Zwist ist inzwischen aber beseitigt.