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Beutler in brillanter Form

Mit einem mühevollen 28:22 (14:13)-Arbeitssieg beim Handball Klub Banik Karvina (Tschechien) sind die Handballer der SG Flensburg-Handewitt erfolgreich in die Champions-League-Saison gestartet. Bei der dritten Teilnahme in der europäischen Königsklasse hatte der als klarer Favorit angereiste Gast mit dem tschechischen Meister allerdings erhebliche Startschwiergkeiten. Erst im Schluss-Spurt verbuchte der Finalist von 2004 vor nur 800 Zuschauern den ersten Pflichtsieg im ersten Spiel der Gruppe H. "Gerade zum Anfang ist dieser Erfolg sehr wichtig für uns. Wir haben mit sechs Toren auswärts gewonnen und damit einen großen Schritt in Richtung Achtelfinale geschafft", atmete SG-Trainer Kent-Harry Andersson erleichtert auf.
Im zweiten Gruppenspiel der H-Gruppe punktete Paris HB beim 27:22-Erfolg erwartungsgemäß bei Granitas Kaunus (Litauen) ebenfalls doppelt und bestätigte damit seinen Ruf als härtester Widersacher der SG im Kampf um den Gruppensieg. Bereits am kommenden Wochenende erwartet die SG mit Granitas Kaunas den zweiten Außenseiter zur Heimspremiere (Sonnabend, 15 Uhr). Zuvor gilt es allerdings in der Bundesliga das Heimspiel gegen FA Göppingen (Mittwoch, 20 Uhr) entsprechend erfolgreich zu gestalten. Bei der Ursachenforschung für die "schwere Geburt" in Karvina, ergab eine Frage in die Spielerrunde stets dieselbe Antwort - vormittags um 10.30 Uhr sei es eben verdammt schwer Höchstleistung zu erbringen. "Wir sind es einfach nicht gewohnt, so früh zu spielen und entsprechend schwer sind wir ja auch auf Touren gekommen", lieferte Goran Sprem einen plausiblen Grund für die eher durchwachsene Gesamtvorstellung der SG.

Goran Sprem ist noch nicht in Top-Form.

Dabei passte sich auch der flinke Linksaußen nahtlos ins farblose Mannschaftsbild ein, bei dem nur Torhüter Dan Beutler und Kasper Nielsen mit Topleistungen die Farbtupfer gesetzt hatten. Während der sympathische Torhüter seine Nominierung für die schwedische Nationalmannschaft mit einer Galavorstellung (23 Paraden) rechtfertigte, brachte Nielsen die SG mit zwei Volltreffern in der Schlussphase auf die Siegerstraße. "Es war nicht unsere Uhrzeit, aber Hauptsache ist, dass wir gewonnen haben. Ich wollte gerne zeigen, was ich kann und bin ganz zufrieden mit meiner Leistung. Darauf kann ich aufbauen", bilanzierte Kraftpaket Nielsen strahlend.
Überhaupt hatte der Begriff "Spielpraxis sammeln" bei der SG eine ungewohnt große Bedeutung in Karvina. So bekam neben Nielsen und Beutler vor allem Goran Sprem reichlich Einsatz-Zeit auf der linken Außenbahn. "Ich brauche unbedingt Spielpraxis. Man hat ja auch erkennen können, dass ich noch nicht in Topform bin", ging der Kroate kritisch mit seiner eigenen Leistung um. Zwar avancierte Sprem mit vier Treffern zu den erfolgreichsten SG-Torschützen, leistete sich allerdings auch sechs "Fahrkarten". Dazu Sprem: "Ich kann nur besser werden, wenn ich spiele."
Mit Lob überschüttet wurde hingegen Dan Beutler. Der schwedische Blondschopf war als einziger SG-Spieler bereits ab dem Anpfiff hellwach und stärkte seiner Mannschaft tatkräftig den Rücken. Der 27-Jährige wuchs nach der 14:13-Pausenführung über sich hinaus und war mit insgesamt 23 Paraden der Erfolgsgarant. "Ohne Dan hätte es auch anders ausgehen können", freute sich Torwart-Kollege Jan Holpert für seinen Partner und auch Andersson stimmte mit ein. "Dan hat einfach super gehalten." Beutler, der gemeinsam mit Oldie Tomas Svensson und Frederik Ohlander mit Schweden beim Supercup in Hannover (26. bis 30 Oktober) antreten wird, nahm es mit skandinavischer Ruhe. "Es ist gut für das Selbstvertrauen und ich freue mich natürlich. Ich hatte es in der zweiten Halbzeit auch etwas einfacher, weil die Abwehr gut gestanden hat."
Überrascht zeigte sich Andersson von der Stärke des Gegners. "Man hat mir gesagt, Karvina sei nicht mehr so gut, wie im letzten Jahr. Aber das kann ich nach dem Spiel nicht bestätigen. Torwart Putera hat eine Weltklasse-Leistung geboten und überhaupt hat Karvina viel besser gekämpft als im letzten Jahr." Seinerzeit hatte die SG fast im Schongang die Auswärtshürde Karvina mit 39:27 locker gemeistert.

Kasper Nielsen schwamm sich frei.

Allerdings ruht beim HCB Karvina weiterhin sehr viel Verantwortung auf den breiten Schulter von Haupttorjäger Pavel Horak, der in den entscheidenden Phasen schließlich überfordert war. "Wir haben eben nicht die Leistungsdichte, wie die SG", kommentierte Karvina-Coach Jiri Kekrt die Auftaktniederlage.
Zugleich dürfte es der amtierende Meister aus der kleinen Grenzstadt zu Polen sehr schwer haben erneut den Sprung ins Achtelfinale zu realisieren. Mit Torwart Milos Putera und Torjäger Pavel Horak hat Banik eben nur zwei echte Eisen im Feuer, die internationalen Ansprüchen gerecht werden. "Wir haben für die Gruppenspiele keinen echten Fahrplan. Die SG muss am besten alle Spiele gewinnen und Erster werden. Und wenn wir dann immer so kämpfen, wie heute, haben wir auch eine Chance den zweiten Platz zu erreichen", blickt Kekrt dennoch recht "planmäßig" voraus.