Stripes
Stripes
Archiv

Solberg nimmt Abschied mit Wehmut

Kehraus in der Handball-Bundesliga: Bei einem Sieg heute (15 Uhr) über Concordia Delitzsch wäre die SG Flensburg-Handewitt wieder Vizemeister — wenn der THW gleichzeitig Gummersbach schlägt. Ansonsten steht die Saison-Abschlussfeier vor und in der Campushalle im Zeichen des Abschieds von großen Persönlichkeiten.
Die Schinderei hat ein Ende. Ein letztes, ein neuntes Jahr hat der Profi-Handballer Glenn Solberg alles gegeben. Die Erleichterung darüber, dass er auf seinen Körper gehört hat, sich nicht hat überreden lassen, eine zehnte Saison dranzuhängen, ist unüberhörbar. „Es ist genug“, sagt der 34 Jahre alte Norweger, der nicht daran denkt, etwa Trainer zu werden. „Ich habe mich genug mit dem Handball beschäftigt in den letzten Jahren.“
Zum letzten Mal wird der geniale Spiellenker heute in der Bundesliga auftreten. Es wird aller Voraussicht nach ein eher entspannter Ausklang gegen den Absteiger Concordia Delitzsch, der alle 16 vorangegangenen Auswärtsspiele verloren hat und schon in Leipzig mit 32:22 bezwungen wurde. Da sollte im Fernduell mit dem VfL Gummersbach um Platz zwei zumindest von Flensburger Seite nichts anbrennen.
Leicht fällt Solberg der Abschieds trotz allem nicht. „Es ist ein komisches Gefühl, schon sehr wehmütig – mein letztes Spiel für Flensburg und mein letztes als Profi.“ Er habe in neun Jahren „unglaublich viel erlebt“ auf drei ganz unterschiedlichen Stationen. Bei der HSG Nordhorn baute er mit Trainer Kent-Harry Andersson ein junges Team auf und führte es aus der zweiten Liga bis zur Vizemeisterschaft. Es folgten zwei Jahre beim großen FC Barcelona, wo ihn besonders der legendäre Trainer Valero Rivera beeindruckte: „Von ihm habe ich extrem viel gelernt. Und wir haben fast alles gewonnen.“

Glenn Solberg: Letztes Spiel für die SG.

Obwohl in Flensburg „nur“ ein Pokalsieg heraussprang, hat Solberg die zwei SG-Jahre genossen. „Wir habe so viele gute Spieler, als Gruppe haben wir unglaublich gut gespielt. Für einen Mittelmann ist es etwas Besonderes mit Blanzenko Lackovic und Marcin Lijewski zusammen zu spielen“, sagt der 34-Jährige, der in 92 Partien für Flensburg 182 Tore erzielte.
Ganz auf das Handball-Altenteil wird sich der seit neuestem zweifache Vater – zu Sohn Magnus gesellte sich vor zwei Wochen Tochter Helena – nicht zurückziehen. Bei seinem Heimatverein Drammen HK will er mit dem Kiel-Heimkehrer Frode Hagen „ein junges und talentiertes Team“ unterstützen. „Nicht mehr über jedes Mal 60 Minuten und nur noch 30 Mal im Jahr“, sagt Solberg. Und wenn sich dort ein Juwel entwickeln sollte, wird er an die SG denken. „Flensburg ist für Skandinavier einfach ideal.“
Über seine berufliche Zukunft hat Solberg noch nicht entschieden. „Ich bin in Gesprächen, vielleicht wird es etwas in der Versicherungsbranche. Ich will viel mit Menschen arbeiten, meine Stärke ist es, Menschen zusammen zu bringen.“
Neben Solberg  werden heute auch Christian Berge (siehe auch SG Intern), der wegen einer Leistenoperation nicht spielen kann, Goran Sprem und Co-Trainer Bogdan Wenta verabschiedet. Und voraussichtlich bestreitet auch Joachim Boldsen, der mit dem spanischen Erstliga-Aufsteiger CB Ciudad Logrono in Verhandlungen steht, sein letztes Spiel für die SG Flensburg-Handewitt.
Trainer Kent-Harry Andersson, der eventuell auch auf den an der Schulter verletzten Sören Stryger verzichten muss, liegt sehr daran, in der Tabelle noch am derzeit einen Punkt besser stehenden VfL Gummersbach vorbei zu ziehen: „Es ist schon ein Unterschied zwischen Silber und Bronze. Wir haben die Vizemeisterschaft verdient. Ich hoffe, dass unsere Kieler Freunde uns helfen.“