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Alfred Gislason: Der „Interims-Nationalcoach”

Seit Januar gehen Alfred Gislason und der SC Magdeburg getrennte Wege, ab Juli 2007 startet der Isländer mit seinem Engagement beim VfL Gummersbach. Was macht man in einer solchen Pause? „Mir war klar“, betont der 46-Jährige, „dass ich nicht 18 Monate lang zu Hause sitzen würde.“ Anfang Februar kam dann die entscheidende Anfrage – von seinem Heimatverband. Vorgänger Viggo Sigurdsson hörte auf, Alfred Gislason nahm das Angebot an. „Ich konnte es nicht ablehnen – da bin ich viel zu sehr Isländer“, schmunzelt er. „Die Leute beim Verband haben großes Vertrauen in mich.“
Die große Hürde lauert im Juni. Dann trifft Island in den europäischen Playoffs für die Weltmeisterschaft auf Schweden. „Die Chancen dürften ausgeglichen sein“, glaubt Alfred Gislason, der weiterhin in Magdeburg wohnen bleibt. Für Island kein Nachteil, spielt das Gros des Nationalteams ohnehin in der Bundesliga. Die Familien-Planungen sehen übrigens vor, dass die Gislasons bis zum Frühjahr 2008 in ihrem Haus 30 Kilometer östlich von Magdeburg leben werden. Das erste Jahr in Gummersbach wird Alfred Gislason also öfter mal zwischen Nordrhein-Westfalen und Sachsen-Anhalt pendeln. Der Grund: Die Tochter macht erst dann ihr Abitur und soll sich nicht mehr mit einem Schulwechsel beschäftigen.

Alfred Gislason taucht wohl erst in der Saison 2007/2008 wieder in der Campushalle auf.

Auf die Zeit beim SC Magdeburg blickt der Coach mit großer Freude zurück. Allerdings ist auch ihm nicht verborgen geblieben, dass nach dem Triumph in der Champions League von 2002 die Erfolgs-Kurve einen Knick erlebte. Gueric Kervadec, Olafur Stefansson oder Henning Fritz gingen, junge Spieler mussten eingebaut werden. Das Geld für große Stars fehlte. „Ich wusste, dass wir nicht so schnell wieder dahinkommen, wo wir waren“, sagt Alfred Gislason im Rückblick. „Nach 2002 fehlten uns die Homogenität und die Charaktere.“
Wenn der Trainer Alfred Gislason im nächsten Jahr mit seinem Engagement in Gummersbach beginnt, wird er wohl auch als „Botschafter“ für den Osten fungieren. „Im Westen gibt es ein ganz falsches Bild von der Region“, sagt der Isländer, der bei seinen häufigen Rad-Touren durch zahlreiche grüne Landschaften fährt. „Im Westen denken die Menschen, in Magdeburg sei alles grau in grau. Dabei ist der Unterschied zwischen Ost und West nur gering. Er existiert nur als Barriere in den Köpfen.“