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Andersson: Selbst siegen, sonst zählt THW-Schlappe nicht

Ungläubig, aber durchaus mit verhaltener Freude hatte die SG Flensburg-Handewitt am vergangenen Sonntag die Niederlage des THW Kiel beim Vorletzten GWD Minden registriert. Nach eingehender Analyse verfestigt sich die Auffassung, dass man den eigenen Auftritt in der Kampa-Halle (morgen 17 Uhr) lieber schon hinter sich hätte. Gelänge den Ostwestfalen noch so ein Husarenstück, wäre die Erleichterung darüber, dass im Titelrennen der Handball-Bundesliga alles wieder offen ist, flugs wieder passé.
Unversehens hat sich da eine  bedrohliche Hürde vor der SG aufgetürmt. „Der THW Kiel war gar nicht mal so schlecht, Minden hat nur überraschend gut gespielt“, sagte Trainer Kent-Harry Andersson, der sich in dieser Woche wieder und wieder die Bilder von der Sensation des ersten Spieltages nach der EM-Pause angeschaut hat. Das Video vom 38:20-Hinspielsieg im September dagegen ließ er gleich stecken. „Minden ist heute eine andere Mannschaft“, sagt der Schwede.

Grippe: Christian Berge konnte unter der Woche nicht trainieren.

Besonders beeindruckt haben ihn die Variationsmöglichkeiten, die sich GWD-Trainer Richard Ratka im Rückraum eröffnen. Da erlöste Stephan Just den EM-müden Snorri Gudjonsson in der Mitte und lieferte „ein unglaubliches Spiel“. Auf den Halbpositionen stehen mit Buschmann/Vukas (rechts) und Niemeyer/Backovic (links) gleichwertige Alternativen zur Verfügung. Am Kreis spielt mit Dimitri Kusilev ein erfahrener Akteur, der in Flensburg noch gefehlt hatte. Und Malik Besirevic ist ein Torwart, der — wie gegen den THW — jederzeit über sich hinaus wachsen kann. „Es wird schwer genug. Die Kieler Niederlage zählt erst, wenn wir selbst dort gewonnen haben“, sagte Andersson.
Das eigene Personal befindet sich vor der Begegnung mit dem Meister-Besieger auf dem Weg der Besserung. Spielmacher Glenn Solberg, der durch eine Magen-Darm-Grippe vier Kilo verloren hatte, kehrte ins Training zurück. Die belastungsbedingten Gelenkentzündungen bei Marcin Lijewski (Ellenbogen) und Sören Stryger (Kniee) klingen langsam ab. Den herben Rückschlag durch die Verletzung von Kreisläufer Michael Knudsen muss Johnny Jensen kompensieren. „Dabei sollen ihn Joachim Boldsen und Kasper Nielsen unterstützen, weil auch Johnny nach seiner Knieverletzung noch nicht wieder hundertprozentig da ist. Man sieht es vor allem in der Beinarbeit in der Abwehr.“ Christian Berge wird heute ebenfalls in den SG-Bus nach Minden steigen, obwohl er in dieser Woche nicht trainieren konnte. Auch der Norweger wurde von der Grippe erwischt.

SG intern
Auf nach Kiel: Jede Hand, jede Stimme braucht die SG im Champions-League-Viertelfinale am 28. Februar in der Kieler Ostseehalle. Das dachte sich auch Sven Olsen, Vorsitzender des SG-Wirtschaftsbeirates und spendierte vier zusätzliche Busse für Schlachtenbummler. Abfahrt ist um 17 Uhr an der Fördehalle. Ein Restkontingent an Stehplatzkarten für dieses Spiel gibt es noch im Ticket-Center des s:hz und im Citti-Park. Diese Karten berechtigen zur Fahrt im Bus. Wer zuvor eine  Karte erworben hat, kann sich beim Heimspiel am Mittwoch gegen den TV Großwallstadt einen Bus-Platz sichern und zwar am Fanshop-Stand im Foyer der Campushalle. Drei weitere Busse für die Fan-Clubs wurden von Aktiv-Bus und Autokraft kostenlos zur Verfügung gestellt.
Aufschub: Eigentlich wollte Christian Berge nach der Europameisterschaft über seine sportliche Zukunft entscheiden. Die SG hat ihm ein weiteres Engagement angeboten, außerdem gibt es konkrete Offerten aus der ersten dänischen Liga. Nun hat der Spielmacher um weitere Bedenkzeit gebeten. „Ich will erst einmal sehen, wie sich alles entwickelt, wie ich mich fühle. Ich freue mich auf die Bundesliga-Rückrunde“, sagte der 32 Jahre alte Norweger. Ende April soll dann die Entscheidung fallen.
Fahndung: Die SG hofft auf ein weiteres Jahr mit dem genialen Mittelmann, zumal Glenn Solberg gehen wird und sich die Suche nach gleichwertigen Ersatz äußerst schwierig gestaltet. Der Schwede Jonas Larholm (Sävehof) gibt offenbar dem FC Barcelona den Vorzug. Ein Transfer des Kroaten Ivano Balic (Portland San Antonio), mit dem die SG heftig geflirtet hatte, würde absurde Summen verschlingen. Von dem Dänen Hendrik Hansen (Aarhus) haben Trainer Kent-Harry Andersson und Manager Thorsten Storm wieder Abstand genommen, während sein Landsmann Jesper Jensen (Skjern) nach seinem starken EM-Auftritt im Blickfeld bleibt. Andersson hat allerdings Zweifel, ob Jensen ein Team wie die SG führen könnte. Die Fahndung  nach einem in einer Top-Liga erprobten Akteur geht also weiter.